LETZTER BEITRAG
Heinz Lilienthal (1927-2006): Wandschmuck der Pauluskirche in Melle (1973)
Heinz Lilienthal (1927-2006) ist, was das Himmlische Jerusalem angeht, bekannt als Glasmaler, der dieses Motiv vor allem in Norddeutschland seit den 1960er Jahren mehrfach zur Darstellung gebracht hat. Diese Glasfenster sind inzwischen alle dokumentiert. Neben
Peder (Peter) Lykt: Fresken der Kirche Tandslet (1501) und Johanniskirche Flensburg (1515-1525)
Das Wandgemälde der Kirche Tandslet (Syddanmark), entstanden 1501, ist ein Meisterwerk der Frührenaissance in Dänemark. Um diese Zeit befand sich die Marienverehrung auf einem neuen Höhepunkt, der bald durch die Reformation zum Erliegen kommen sollte. In Sinne dieser Verehrung ist es stimmig, dass die Gottesmutter fast so groß wie die
Camillo Procaccini (1561-1629): Himmelspforte aus Madonna di Campagna in Verbania (um 1596)
Die römisch-katholische Kirche Madonna di Campagna in Verbania (Piemont) ist bekannt für ihre umfangreichen und vor allem hochwertigen Freskenmalereien aus der Renaissance. Da die Kirche der Jungfrau Maria geweiht ist, lag es nahe, hier auch die Symbole der Lauretanischen Litanei zur Darstellung zu bringen, die im späten 16. Jahrhundert, als
Fresko aus St. Georgen ob Judenburg (13. Jh.)
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde St. Georgen ob Judenburg als Saalkirche mit Ostturm angelegt und um 1450 im Osten durch Hinzufügung von Chor und Sakristei vergrößert. Stilistisch ist der romanische Gründungsbau dem Typus der Chorturmkirche mit eingezogenem Chorraum in Quadratform zuzurechnen, eine Bauform, welche in der Steiermark
George Edmund Street (1824-1881): St Thomas the Martyr in Oxford (1869)
Das Fenster, auf dem eine weibliche Figur das Neue Jerusalem in ihren Händen hält, verursachte 1869 bei seinem Einbau einen Skandal. Man empfand die figürliche Darstellung als zu katholisch für die anglikanische Kirche Thomas the Martyr in Oxford. Die ungewöhnliche Arbeit wurde von George Edmund Street (1824-1881), dem Architekten der
Francisco Antonio de Anaya: Chorgestühl in Guadalupe, Mexiko (1756)
Auch in Holz ist das Motiv der Himmelspforte einmal geschnitzt worden: Der Bildhauer Francisco Antonio de Anaya schuf 1756 diese „Ianua Coeli“, was so in goldenen Buchstaben in das untere Spruchband eingefasst wurde. Es ist Teil einer umfangreichen Schnitzerei für das Chorgestühl des Königlichen Kollegiums in dem römisch-katholische Kloster Nuestra
Johann Baptist Zimmermann (1680-1758): Kuppelmalerei der Wieskirche (um 1754)
Nach dem Mittelalter wurden Torszenen als Wandmalereien in der Frühen Neuzeit zunächst zur Seltenheit, erlebten dann aber eine gewisse Renaissance im katholischen Barock. Eine der berühmtesten Himmelspforten überhaupt findet man in der bayerischen Wieskirche (auch „Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies“). Dort gestaltete der Meister Johann Baptist Zimmermann (1680-1758)
Himmelspforte aus St. Vitus in Breitenworbis (1692)
Das Eichsfelder Land in Thüringen war einst stark von der Gegenreformation durch das Bistum Erfurt ergriffen. Das trifft auch auf die römisch-katholische Kirche St. Vitus in Breitenworbis zu, die kurz nach Bau der Kirche im Jahr 1692 von einem unbekannten Maler mit umfangreichen Decken- und Wandmalereien auf Eichengrund ausgestattet worden
Stadtdarstellung aus Notre-Dame in Cunault (15. Jh.)
Die touristische wie kunsthistorische Attraktion der kleinen französischen Ortschaft Cunault an der Loire ist die mittelalterliche ehemalige Abteikirche Notre-Dame. Die mächtige Hallenkirche der Romanik ist mit vielen Malereien aus verschiedenen Jahrhunderten ausgestattet. Die Verklärungsdarstellung über der Tür zum Priorat stammt aus dem 15. Jahrhundert. Sie wurde mehrfach restauriert und immer
Samuel Lee (1625-1691): „Orbis Miraculum, or the Temple of Solomon“ (1659)
Samuel Lee (1625-1691) war ein englischer Puritaner aus London, der die letzten Lebensjahre in der Kolonie New England verbrachte. Als er sein Hauptwerk, „Orbis Miraculum, or the Temple of S0lomon“ verfasste, war er Minister von St. Botolph’s in Bishopsgate (London). Zu diesem Posten wurde er von Lordprotector Oliver Cromwell ernannt.
Johann Pfunner (um 1715 – 1788): St. Alexius in Herbolzheim (1754)
St. Alexius ist die römisch-katholische Pfarrkirche von Herbolzheim im Breisgau. In der Achse des barocken Kirchenschiffs reihen sich von West nach Ost drei große Deckenmalereien aneinander. An jeder Seite begleiten fünf kleinere Bilder die drei großen, thematisch auf die letzteren bezogen. Das letzte Gemälde rechts präsentiert über dem Altarbereich die
Johann Baptist Zimmermann (1680-1758) u.a.: Freskomalerei aus der Wallfahrtskirche Maria Brünnlein in Wemding (1754)
Das Fresko hat den Titel „Ianua caeli“ (Pforte des Himmels), wie es der lateinischen Beschriftung der Kartusche zu entnehmen ist. Bereits über dieser Kartusche findet man eine Kuriosität, wie sie das Spätbarock liebte: einen Christuskopf mit einer Gloriole aus seiner Dornenkrone.Die dazugehörige Beischrift unter der Pforte verrät durchaus Ironie, wenn
Anonyme Illustrationen aus John Bunyan: Pilgrim’s Progress (17. Jh.)
1678 erschien erstmals John Bunyans „The Pilgrim’s Progress, from this world to that which is to come“, gedruckt von Nathaniel Ponder in London. Der Stecher hatte die Initialen „R. W. f.(ecit)“, was auf der Illustration unten rechts neben dem Löwen zu finden ist. Er zeigt den Pilger zweimal, einmal im
Welterfolg „Vitam Aeternam“ (16. und 17. Jh.)
Auf um 1570 wird dieser Kupferstich datiert, den Marten (Martin) de Vos (1532-1603) geschaffen hat. Der flämische Verleger John Baptista Vrints gewann dann Julius Goltzius dafür, die Vorlage des Marten de Vos in Antwerpen zu stechen: „Vitam Aeternam“ war geboren. Die beiden, also de Vos und Goltzius, erfanden eine Fassung,
Benvenuto Tisi Garofalo (1481-1559): Allegorie der Testamente (1523 und 1528-1531)
Eine Monumentalmalerei der Gesamtgröße 8 x 3 Meter entstand 1523 für das Kloster Sant’Andrea in Ferrara (heute Pinacoteca Nazionale, Ferrara, Inv. Nr. 143). Es stammt von Benvenuto Tisi Garofalo (1481-1559) und hat den Titel „L’Antico e Nuovo Testamento“.Verständlicherweise wurde bei einer allegorischen Darstellung des Alten und Neuen Testaments das Himmlische
Schweizer Landesmuseum Zürich: Süddeutsches Retabel (um 1520)
Dieses Himmlische Jerusalem auf der Rückseite eines frühneuzeitlichen Retabels ist ähnlich wie der meist runde Turm der Heiligen Brigitte gestaltet. Bei der weiblichen Figur rechts handelt es sich aber nicht um die Heilige Brigitte, sondern um die fürbittende Maria, die bittend ihre Hände für die Menschen unter ihr erhebt. Links
Fresko aus der Dorfkirche in Svaerdborg (1375-1400)
Eine der früheren Darstellungen des Himmlischen Jerusalem in ganz Sjælland findet man heute in der Kirche in Svaerdborg. Der gotische Bau stammt von etwa 1200, die rotbraun gefärbten Malereien werden auf die Zeit zwischen den Jahren 1375 und 1400 geschätzt. Trotz
MS Français 9136: Heilkundebuch des Matthaeus Platearius (1474-1500)
Eine der interessantesten und sicher auch ungewöhnlichsten Darstellungen des Himmlischen Jerusalem stammt aus dem späten 15. Jahrhundert. Weder davor noch danach wurde die Himmelsstadt im Mittelalter jemals so abstrakt dargestellt, unter Ausnahme vielleicht von MS 99. Die Miniatur entstand in
Weltgericht aus St. Matthäus in Preußisch Stargard (um 1500)
Das Weltgerichtsfresko in Preußisch Stargard/Starogard Gdański in Westpreußen entstand, nach einem Kirchenbrand 1484, um das Jahr 1500. Künstlerisch stand diese Gegend damals unter skandinavischem, vor allem schwedischen Einfluss, politisch unter dem des Deutschen Ordens. Merkmal der Malereien sind geschwungene Formen,
MS Français 23 (1405/07) und MS Français 21 (1414): Augustinus-Texte von Raoul de Presles
Augustinus von Hippo (354-430) formte in seinem Hauptwerk „De Civitate Dei“ die biblischen Stadtvorstellungen zu einem einheitlichen Gedankengebäude, welches bis weit in die Frühe Neuzeit wirkte. Wie das Neue Jerusalem bei Augustinus eine Gemeinschaft der Heiligen symbolisiert, so steht Babylon
Liljemester: Weltgericht aus der Kirche Lønborg (um 1550)
In der Mitte des 16. Jahrhunderts entstand in Lønborg neben der Taufe von Jesus und der Opferung des Isaaks noch einmal eine umfassende mittelalterlich geprägte Gerichtsdarstellung, die vom namentlich nicht bekannten „Liljemester“, dem Lilje-Meister und seiner Werkstatt, herrühren. Die lutherische
MS Français 825: Guillaume de Digullevilles „Pélerinage de la vie humaine“ (um 1420)
Der Manchester Ausgabe der John Rylands University Library (French MS 2) ist eine andere Ausgabe der Pélerinage ähnlich, die vermutlich in Frankreich um 1420 entstanden ist. Die Handschrift befindet sich heute in der Französischen Nationalbibliothek zu Paris (Signatur MS Français
Über mich
Dr. Claus Bernet
Um etwa 1990 begann ich, mich mit dem Thema Jerusalem zu beschäftigen. Die Stadt habe ich mehrfach bereist und Bücher zu diesem Thema verfasst; erwähnen sollte man vielleicht die Reihe „Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem“, den Band „Perlen des Neuen Jerusalem“ und meine Dissertation „Gebaute Apokalypse“. Zahlreiche Aufsätze erschienen immer wieder in Fachzeitschriften (Das Münster, Textilkunst International, Zeitschrift für Sepulkralkultur, u.v. a.). Mit meiner wissenschaftlichen Dokumentation von Jerusalems-Kunstwerken konnten bereits Ausstellungen und Museumskataloge unterstützt sowie Gemeinden bei der Anschaffung von geeigneten Kunstwerken beraten werden. Regelmäßig gebe ich auch Bildvorträge zu diesem Thema. Grundlage der Publikationen und der Bildvorträge sind meine fotografische Sammlung von inzwischen 6.000 Aufnahmen von Glasfenstern, Fresken, Mosaiken und anderen Kunstwerken.