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Helmut Wellschmidt (1930-2015): Malerei „Das Neue Jerusalem“ (1999-2002)

Helmut Wellschmidt wurde 1930 in Teschen (Tschechoslowakei) geboren und lebte seit seiner Ausweisung 1946 in Nürnberg, wo er von 1952 bis 1958 die Akademie der Bildenden Künste besuchte, wo er Malerei sowie Graphik studierte. Nach beruflicher Tätigkeit als Kunstlehrer und als Freischaffender verstarb der Künstler im Jahre 2015.
In den Arbeiten Helmut Wellschmidts geht es immer wieder um das nuancenreiche Erscheinungsbild von Geburt und Tod. Von daher lag es nahe, dass Wellschmidt sich auch einmal mit der Johannesoffenbarung beschäftigte. Von März 1999 bis Januar 2002 arbeitete er an „Das Neue Jerusalem“ in der Größe 120 x 110 Zentimeter. Links sitzt Johannes auf einem Felsplateau, neben ihm steht ein weißer Engel. Beide Figuren sind äußerst hager und erinnern fast an Skelette. Wellenschmidt erklärte mir hierzu: „Man muss sich Johannes auf Patmos als einen verzweifelten und suchenden Menschen vorstellen. Die Insel aus Felsen ist karg, das Leben vor zweitausend Jahren war entbehrungsreich und hart. Erst durch das Gegenbild der neuen Stadt wird ihre Fülle und Schönheit vollständig begreifbar. Johannes ist ja noch ein Teil der alten, vergehenden Welt, er erinnert mich an Mose, der am Ende seines Lebens die Verheißung sehen darf“. In der Bildmitte erhebt sich das Neue Jerusalem, das auf zwei gewaltigen Händen getragen wird – wir kennen es von Édouard Goerg. Gleichzeitig erinnern diese beiden Hände auch an die Krone eines Baumes. Im unteren Bereich sind die zwölf Tore der Gottesstadt gut zu sehen, sie stehen offen und lassen den blauen Bildhintergrund durchscheinen. Etwa in der Form eines gleichschenkligen Dreiecks erheben sich darüber unzählige Gebäude, die in drei Kuppelbauten an der oberen Spitze kulminieren. Überragt werden sie nur von drei filigranen Bäumchen, die an Farne erinnern, aber den Lebensbaum darstellen. Rechts ist noch eine gelbe Sonne zwischen zwei der Bäume zu entdecken – ein Farbpunkt, der mit den roten Flügeln des Engels korrespondiert. Ansonsten ist die Stadt, die keine durchgängige Mauer besitzt, aus weißlichen und beigen Farbtönen gearbeitet.

Helmut Wellschmidt, Nürnberg (1999).

 

tags: Tschechien, Tod, Skelett
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