
LETZTER BEITRAG
Italienischer Meister: Ölmalerei „Jüngstes Gericht“ (1600-1650)
Darstellungen mit dem Himmlischen Jerusalem, die aus dem Mittelalter oder der Frühen Neuzeit stammen, befinden sich noch zu 85 Prozent am historischen Originalstandort, also in Kirchen, Kathedralen, Klöstern oder Pfarrhäusern. Weitere 13 Prozent werden in

Lauretanische Litanei als Glasmalerei in Frankreich (16. bis 19. Jh.)
Im 16. Jahrhundert wurde das Neue Jerusalem auf Glasfenstern vor allem im Rahmen der Lauretanischen Litanei dargestellt, nämlich in Form der Himmelspforte Porta Coeli und der Stadtanlage Civitas Dei. Beispiele aus Polen, Skandinavien oder Italien konnte ich bislang nicht entdecken, alle Arbeiten haben sich heute im östlichen und südlichen Frankreich

Roger Chapelain-Midy (1904-1992): Zeichnung „La nouvelle Jérusalem“ (1975)
Das Himmlische Jerusalem in pyramidaler Form nach oben strebend ist eine Darstellungsweise, die immer mal wieder auch in der modernen Kunst gewählt wurde, etwa in Arbeiten von Peter S. Ruckman (1921-2016), Henry Dunant (1828-1910) oder Joseph Harry Anderson (1906-1996). Hier ist es eine Fassung von dem Franzosen Roger Chapelain-Midy (1904-1992),

Guillaume Saulce (1530?-1582): Apokalypsezyklus (um 1572)
Um das Jahr 1572 erschienen bei dem Pariser Verleger Guillaume Saulce (1530?-1582) in Zusammenarbeit mit Jacques Lalouette (1550?-1595?) insgesamt sechs 49,2 x 38,3 Zentimeter große Holzschnitte zur Apokalypse, die bis 1595 mehrfach aufgelegt und anschließend auch koloriert wurden. 2004 wurde eine Serie dieser kolorierten Stichen vom Musée National des Arts

Anonym: Motiv Lebensbaum (18. und 19. Jh.)
Der Lebensbaum, der schon seit Jahrhunderten zum Jerusalem-Repertoire gehört, wird in der zweiten Hälfte des 19. Jh. plötzlich zum Hauptthema. Das obige Flugblatt ist die vermutlich älteste Variante dieser neuen Gattung und wird auf die Zeitspanne von 1750 bis 1780 datiert. Dieses Blatt der Größe 38 x 27 Zentimeter soll

Ausgaben des Liber Floridus (um 1120, um 1150, um 1460, 15. und 16. Jh.)
Das Liber Floridus (lat. Buch der Blumen) ist ein mittelalterliches Werk, welches vermutlich der Benediktiner Lambert de Saint-Omer aus vielen einzelnen Handschriften kompiliert hat. Es handelt sich also um eine Art mittelalterliche Enzyklopädie, die sich mit verschiedenen theologischen, naturphilosophischen und historischen Fragen befasste. Darauf spielt auch der Titel an, der

Hinterglasmalereien (19. Jh.)
Die Hinterglasmalerei ist eine besondere Art der Glasmalerei, verbreitet im deutschsprachigen katholischen Kulturraum von Bayern über Böhmen, Österreich bis hin zu deutschen Enklaven im heutigen Rumänien. Dabei wurden auf eine dünne Glasscheibe lichtundurchlässige Farben aufgetragen. Hierin liegt der Unterschied zur Glasmalerei, bei der lichtdurchlässige Farben verwendet werden. Die Hinterglasmalerei war

Charlotte Reihlen (1805-1868): Der breite und der schmale Weg (ab 1867)
Auf den sogenannten Zweiwegebildern führt ein schmaler Weg in das goldene, freudvolle Himmlische Jerusalem, ein anderer, breiter Weg direkt in die Verdammnis. Solch ein Schwarzweiß-Denken passte wunderbar in das einfältige Gemüt vieler Pietisten: Sich selbst sah man schon im Himmlischen Jerusalem, die Nachbarn und Kollegen sollten in die Hölle fahren.

Martin Schupp (1947-1919): „Himmlisches Jerusalem“ der Deutschen Edelsteinstraße (2006)
Das „Himmlische Jerusalem“ der Deutschen Edelsteinstraße wurde anlässlich des Katholikentags 2006 in Saarbrücken geschaffen. „Himmlisches Jerusalem – Eine Installation in Holz und Stein“ war der Titel der Wanderausstellung. Die Idee und die Umsetzung lagen in den Händen von Martin Schupp (1947-1919), dem langjährigen Vorsitzenden des Fördervereins der Deutschen Edelsteinstraße, in

Hieronymus Wierix (1553-1619): Zweiwegebild (um 1600)
Um 1600 schuf der flämischer Kupferstecher, Zeichner und Graveur Hieronymus Wierix (1553-1619) einen Stich nach Hendrik van Balen (1575-1632). Balen war Katholik, und sein Kollege Wierix war zwar 1585 als Lutheraner registriert, arbeitete in späteren Jahren jedoch für die Jesuiten und konvertierte möglicherweise ein weiteres Mal zurück zur römisch-katholischen Kirche.

MS Yates Thompson 10: Apokalypsehandschrift (1370-1390)
Die Apokalypse unter dem Behelfsnamen MS Yates Thompson 10 entstand in oder bei Paris etwa zwischen 1370 und 1390. Angeblich soll sie der gleiche Künstler geschaffen haben, von dem auch das Krönungsbuch für Charles V. von 1365 stammt. Wie bei den meisten Apokalypsehandschriften dieser Zeit liegen die näheren Umstände der

Richard Seewald (1889-1976): Entwurfszeichnung (1965) und zerstörtes Glasfenster aus der Herz-Jesu-Kirche in München (1968)
Von dem 1929 zum Katholizismus konvertierten Künstler Richard Seewald (1889-1976) gingen bei einem Brand der römisch-katholischen Herz-Jesu-Kirche in München ein Glasfenster und auch ein Wandfresko mit dem Neuen Jerusalem verloren. Bezüglich des Themas Himmlisches Jerusalem war dies damals der größte ungewollte Verlust seit 1945. Glücklicherweise hat sich in einem Kunstdruck

Martin Schupp (1947-2019): Edelsteingarten in Kempfeld (2000)
In Kempfeld bei Idar-Oberstein wurde im Jahr 2000 von dem Juwelier und Edelstein-Sammler Martin Schupp (1947-2019), in Anlehnung an die populären Bibelgärten, ein Edelsteingarten errichtet. Bei dem Festgottesdienst wurde damals das „Neue Jerusalem“ dieses Gartens als Altar geschmückt. Fast dreihundert Gäste sangen und beteten unter freiem Himmel mit Pfarrer Friedemann

Carsten A. Schubert: Vitrine der Johanneskirche in Linn (2000)
Das evangelische Gemeindehaus in Gellep-Stratum, einem südöstlichen Stadtteil von Krefeld, wurde im Jahr 2000 mit einem ganz besonderen Glasfenster ausgestattet. Verantwortlich war der Architekt des Hauses, Carsten A. Schubert aus Ratingen. Hergestellt wurden die Fenster von den Glaskünstlern der bekannten Traditionsfirma Derix in Kaiserswerth. Im rechten Fensterflügel ist in einer

Sieger Köder (1925-2015): Aussegnungshalle Hohenmemmingen (2005)
Von dem Maler und Priester der römisch-katholischen Kirche Sieger Köder (1925-2015) stammt ein Kirchenfenster von 2005 aus der Aussegnungshalle Hohenmemmingen bei Giengen an der Brenz. Eine Aussegnungshalle ist ein überkommener Begriff für Trauerhalle, welche fast immer auf einem Friedhof steht. Es ist in Hohenmemmingen Fenster Nummer vier, welches das himmlische

Georg Friedrich Pfandzelt (gest. 1765): Emporenbild der Wendelinskirche aus Breitenholz (1747)
Die evangelische Gemeinde Breitenholz unweit von Tübingen war im 18. Jahrhundert stark vom württembergischen Pietismus geprägt. Es entstanden in der dortigen alten Kirche vierzehn Emporenbilder als Ölmalerei, von denen eines das Himmlische Jerusalem in einer Architekturform zeigt, wie man es in Bibeln des 17. und 18. Jahrhunderts vorfand, gleichzeitig aber

Daan Wildschut (1913-1995): Betonfenster aus St. Anna in Heerlen (1953)
Die Pfarrkirche Heilige Mutter Anna (auch H. Moeder Annakerk, Sint-Annakerk, also St. Anna) ist eine römisch-katholische Kirche im Stadtteil Bekkerveld der niederländischen Stadt Heerlen. Die Kuppelkirche an Rande eines Parks wurde 1953 nach einem Entwurf von Frits Peutz und Hendrik

Erentrud Trost (1932-2004): St. Hedwig in Steinhagen (1961) und Kopie aus Maria Hilfe der Christen in Hagen (1964)
Zwei motivisch ähnliche Arbeiten entstanden in der ersten Hälfte der 1960er Jahre, in beiden Fällen für römisch-katholische Kirchen in Nordrhein-Westfalen. Eines der Fenster, 1961 eingebaut, befindet sich in der Kirche St. Hedwig in Steinhagen bei Bielefeld, das andere, drei Jahre

Albert Reinker (1926-2014): Wandgestaltung von St. Josef in Iserlohner Heide (2004)
In der römisch-katholischen Kirche St. Josef in Iserlohner Heide, einem Stadtteil der Stadt Iserlohn (Sauerland), wird eine skulpturale Altarwand samt dem Tabernakel an beiden Seiten von jeweils einem Glasfenster umgeben, das zusammen ein komplettes Himmlisches Jerusalem ergibt. Die große Kirche

Werner Gabel: Fenster der Martini-Kirche in Radevormwald (1959)
Unter den Bauwerken der Selbständigen Lutherischen Kirche Deutschlands ist diese Darstellung des Himmlischen Jerusalems nicht nur die älteste, sondern auch eine von besonderer Ausdrucksstärker und Suggestivität. Man findet das Buntglasfenster aus Antikglas, Blei und Schwarzlot in der Martini-Kirche in Radevormwald

Theodor Brockhinke (1839-1890) und Anton Becker (1862-1945): Marienaltar mit Civitas Dei aus St. Laurentius in Erwitte (1889)
Die Wiedenbrücker Malerschule ist der Sammelbegriff für mehrere Kunsthandwerksbetriebe im Raum von Rheda-Wiedenbrück, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf Sakralkunst im Stil des Historismus spezialisiert hatten. In Wiedenbrück profitierte vor allem das Goldschmiedehandwerk von dieser Entwicklung

Rudolf Yelin (1902-1991): Wandteppich der Christuskirche in Bayreuth (1966)
Rudolf Yelin (1902-1991) war ein Glaskünstler und Bildhauer, der in den 1950er und 1960er Jahren vor allem zahlreiche evangelische Kirchen in Baden-Württemberg mit Fenstern ausstattete. Daher ist die hier vorgestellte Arbeit in zweifacher Hinsicht eine Ausnahme: Erstens handelt es sich
Über mich


Dr. Claus Bernet
Um etwa 1990 begann ich, mich mit dem Thema Jerusalem zu beschäftigen. Die Stadt habe ich mehrfach bereist und Bücher zu diesem Thema verfasst; erwähnen sollte man vielleicht die Reihe „Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem“, den Band „Perlen des Neuen Jerusalem“ und meine Dissertation „Gebaute Apokalypse“. Zahlreiche Aufsätze erschienen immer wieder in Fachzeitschriften (Das Münster, Textilkunst International, Zeitschrift für Sepulkralkultur, u.v. a.). Mit meiner wissenschaftlichen Dokumentation von Jerusalems-Kunstwerken konnten bereits Ausstellungen und Museumskataloge unterstützt sowie Gemeinden bei der Anschaffung von geeigneten Kunstwerken beraten werden. Regelmäßig gebe ich auch Bildvorträge zu diesem Thema. Grundlage der Publikationen und der Bildvorträge sind meine fotografische Sammlung von inzwischen 6.000 Aufnahmen von Glasfenstern, Fresken, Mosaiken und anderen Kunstwerken.