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T. R. Williams: John Bunyan: Pilgrim’s Progress, Ausgabe 1952

Im Jahr 1952 erschien im Londoner Verlag „Independent Press“ eine Nacherzählung von Pilgrim’s Progress, dem frühneuzeitlichen Erfolgsroman des Geistlichen John Bunyan (1628-1688) aus dem 17. Jahrhundert. Diese modernisierte und gekürzte Fassung hatte der Methodist Raymond George (1912-1998) speziell für Jungen und Mädchen angefertigt. Die schwarz-weißen Illustrationen dazu fertigte ein T. R. Williams an, dessen Akronym noch nicht überzeugend aufgelöst werden konnte. Die Seite 19 des Bandes von 1952 präsentiert die bekannte Szene, wo der mit Gepäck (was für Sorgen, Arbeit und Mühen steht) beladene Pilger an der Himmelspforte vorbeikommt. In seiner Hand hält er eine Schrift: Selbstverständlich die Bibel, die ihn bisher auf dem geraden Weg geführt hat.
Die Himmelspforte ist hier einmal im maurischen Stil gezeichnet, mit expressionistischen bzw. neoromanischen Anklängen, wie etwa zwei Reihen eines Zackenfrieses. Völlig neu war dies nicht, wenn man die Ausgabe von David Scott und William Bell Scott von 1865 kennt. Dazwischen steht geschrieben: „Knock and it shall be opened unto you“ (Nach dem Matthäusevangelium, Kap. 7, Vers 7). Schwungvoll wird sie von einem Türsteher in frühneuzeitlicher Bekleidung geöffnet, um den Anklopfenden einzulassen.

 

Zu John Bunyans „Pilgrim’s Progress“:

John Bunyan (1628-1688) war ein englischer Baptistenprediger und Schriftsteller. Noch heute ist vor allem seine Erfolgsschrift „The Pilgrim’s Progress“ bekannt. Das Werk, ein komplexer allegorischer Erbauungs- und Reiseroman, gehört zur englischen Weltliteratur und wird immer wieder neu aufgelegt. Bislang wurde es in über 200 Sprachen übersetzt, darunter viele afrikanische Dialekte.
Wie war das Buch entstanden? Da Bunyan sich als Baptist nicht der anglikanischen Staatskirche unterstellte, wurde er 1660 während eines Gottesdienstes verhaftet und musste die nächsten zwölf Jahre im Gefängnis verbringen. Dort webte er zum Unterhalt für sich und seine Familie Schuhbänder und verfasste mehrere literarische Werke, die sich auch verkaufen lassen mussten. Der Bischof von Lincoln entließ ihn 1672 aus der Haft, doch 1675 wurde Bunyan wegen Missachtung eines Predigtverbots erneut für Monate inhaftiert. Während dieser zweiten Haft verfasste er vermutlich einen großen Teil von „The Pilgrim’s Progress from This World to That Which Is to Come“ („Pilgerreise zur seligen Ewigkeit“/„Pilgerreise nach dem Berge Zion“), einer allegorischen Darstellung des christlichen Glaubenswegs: Christ (Christian), der Held der Erzählung, ist ganz in Sünde verstrickt, erfährt aber aus einem Buch (der Bibel), dass es einen Ausweg in das Neue Jerusalem gebe. Sogleich macht er sich auf den Weg, doch bis er die Stadt erreicht, ist es eine lange Reise voller Hindernisse und Gefahren. In einer Pilgergruppe gelingt es Christ schließlich, das „Land der Vermählung“ zu erreichen. Nach und nach werden von dort die Pilger und Pilgerinnen in die himmlische Stadt gerufen. Alle durchqueren einen Fluss und werden am anderen Ufer willkommen geheißen. Sie treten einer nach dem anderen durch die Himmelspforte in die Stadt ein.
1678 und 1684 konnte Bunyans Meisterwerk „The Pilgrim’s Progress“ in zwei Teilen in London erscheinen und war sogleich ein großer Erfolg, der den Verfasser schlagartig bekannt machte. Vom 17. Jahrhundert bis heute wurde das Werk auch immer wieder gerne bebildert. Schon die Erstausgabe zeigt im Hintergrund eine bescheidene Himmelspforte, und ähnlich wurde die göttliche Stadt über Jahrhunderte hinweg in „Pilgrim’s Progress“ gezeigt. Ab 1695 gibt es dann Ausgaben, die die Stadt im Hintergrund durch eine kleine Reihe von Wohnbauten andeuten – stets einfach, ohne biblische Ausschmückung wie das Gotteslamm, die Edelsteine oder andere Details. 1778 erschien eine Ausgabe mit einer zu dieser Zeit beliebten „utopischen Landkarte“, die erstmals kolorierte Bilder bringt. Weiterhin ist Jerusalem lediglich durch eine Pforte markiert, die zudem noch geschlossen ist. Erst ein Ölgemälde von Henry Dawson zeigt 1854 Jerusalem als prächtige, machtvolle Stadt.
Seitdem zeigen auch andere Ausgaben von Pilgrim’s Progress ein prächtigeres, ausgeschmückteres Jerusalem, wie die Illustrationen von James Charles Armytage, Frederick Barnard, Frederick Rhead, Marion Miller oder Edward Ardizzone. Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert wurde „Pilgrim’s Progress“ plötzlich zum Jugendbuch. Sogar ein Brettspiel „The New Pilgrim’s Progress“ und ein Puzzle kamen in den USA auf den Markt. Im Viktorianismus entstanden immer neue Prachtausgaben, ein letzter Höhepunkt war sicher die Edition von 1906 mit Farbillustrationen von Byam Shaw.

 

tags: Illustration, John Bunyan, Pilgrim's Progress
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