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Diego Quispe Tito (1611-1681): Ölmalereien der Maria Immaculata (um 1650, 1675, um 1680)

Auch Diego Quispe Tito (1611-1681), ein adeliger Inka aus Peru, malte im 17. Jahrhundert mehrfach Ölmalereien mit der Maria Immaculata. Erstmals, so scheint es, lässt sich um 1650 eine Himmelspforte auf seinem Ölgemälde „Franciscan Virgin of the Immaculata Conception“ entdecken. Das Gemälde mit einer Gesamtgröße von 155 x 115 Zentimetern ist heute Teil der Frank Barrows Freyer Collection (Inventarnummer 1969.344) des Denver Art Museum in den USA.

Vermutlich wurde es in Cusco geschaffen, möglicherweise auch von Schülern von Tito in dessen Werkstatt. Selbst bei diesem kleinen Detail lassen sich schon der manieristische Stil und die orangerote Färbung Titos ahnen, was bei den folgenden Himmelspforten noch klarer hervortritt. Bei der völlig unterschiedlichen Darstellungsform der Pforten wird eines deutlich: Entweder war Tito, ähnlich wie sein Zeitgenosse Antonio Acero de la Cruz, ein überragender Meister, der jeden gewünschten Stil zu produzieren vermochte. Oder, was wahrscheinlicher ist, die Pforten sind nicht von Tito gemalt worden, sondern zu unterschiedlichen Zeiten von unterschiedlichen Angestellten seiner Werkstatt.

 

Zeitgleich mit „Franciscan Virgin of the Immaculata Conception“ entstand eine weitere Himmelspforte von Tito. Bei der „Weißen Madonna“ (auch „Rosa Mistica“ genannt) in der Gemeindekirche San Pedro in Cusco ist, wie häufig, die Pforte oben links gegenüber einer Himmelstreppe oben rechts positioniert. Die winzige Pforte ist auf dem Original kaum zu erkennen, die linke Seite des Baus ist durch den Rand des Gemäldes abgeschnitten, bzw. wird von der Rahmung überdeckt.

 

Ein weiteres Ölgemälde aus dieser Zeit, welches vom besitzenden Museum Pedro de Osma in Lima Diego Quispe Tito zugeschrieben wird, hat den Titel „Tota Pulchra“. Torgestaltung und Position sind ähnlich, allerdings ist hier zur Abwechslung das Tor einmal geöffnet.

José de Mesa; Teresa Gisbert: El pintor Diego Quispe Tito, in: Anales del Instituto de Arte Americano e Investigaciones Estéticas, 2, 8, 1955, S. 115-122.
Martín Oliver Carrión: Cuzco’s intellectual and artistic renaissance (1632-1688): Juan Espinosa Medrano – ‚El Lunarejo’, Diego Tito Quispe and the Jesuits, Johns Hopkins University, 2010.

 

Diego Quispe Tito hatte ein große Werkstatt mit hinzukommenden und weggehenden Mitarbeitern, Auszubildenden, Schülern. Aus diesem Kreis entstand in der Mitte des 17. Jahrhunderts diese Darstellung einer Maria Immaculata in Cusco, die sich dort in einer Privatsammlung befindet. Angeordnet sind die Symbole um Maria übrigens wie auf einem Ölgemälde von Bernardo Bitti (um 1603); oben links befindet sich die geschlossene Himmelspforte (hier zu sehen), oben rechts eine Himmelstreppe.

 

Diese Ölmalerei ist auf das Jahr 1675 datiert. Entstanden ist sie in Lima, kam aber später in die USA und ist heute Teil der Sammlung Bill Morgenstern in Miami. Hier ist die oben links angebrachte Pforte unspektakulär, ihre Umrisse sind lediglich angedeutet. Ungewöhnlich ist die annähernd quadratische Form der Pforte, der unten noch ein paar Stufen oder Treppen hinzugefügt wurden. Eine Lichtspiegelung deutet an, dass aus ihr die Gnade und das Heil kommt.

 

Auch diese Himmelspforte soll zu einem Ölgemälde des Meisters Diego Quispe Tito gehören. Kunstexperten rechnen das Ölgemälde, das sich in einer Privatsammlung befindet, zu seinem Spätwerk, um 1680 angefertigt. Vermutlich entstand es in seiner Malerschule. Ob aber der Altmeister überhaupt mit einem einzigen Pinselstrich daran beteiligt war, darf bei seinen vielen Aufträgen und Angestellten bezweifelt werden. Zudem ist das Bild mit 37 x 28 Zentimetern außergewöhnlich klein, was für Quispes Schaffen eine Ausnahme wäre. Auf dem an sich bereits kleinen Bild ist oben links eine noch kleinere Pforte gesetzt, in barocken Formen und in roter Farbe, vergleichbar mit der Arbeit von 1675.

 

Diese Pforte befindet sich in der oberen linken Ecke eines 157 x 104 Zentimeter großen Ölgemäldes aus Peru aus der Schule von Quispe Titos. Es zeigt die Maria Immaculata und befindet sich in der Gemäldegalerie des römisch-katholischen Klosters Santa Catalina in der Stadt Arequipa. Wie im späten 17. Jahrhundert üblich, markiert das Neue Jerusalem eine einfache rote Barockpforte zwischen Wolken. Im oberen Rand ragt diese Pforte bereits über das Gemälde hinaus.

Instituto Nacional de Cultura (Hrsg.): Inventario del patrimonio artístico mueble, 2: Arequipa, Lima 1992.

 

tags: Franziskaner, Neuspanien, Denver Art Museum, USA, geschlossene Pforte, Cusco, Museum Pedro de Osma, Lima, Sammlung Bill Morgenstern, Auktion
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