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Moskauer Psalter (17. Jh.)

Unter der Signatur F.98 Nr. 201 verwahrt die Russische Staatsbibliothek einen frühneuzeitlichen Psalter mit Interpretationen verschiedener Kirchenväter, gesammelt u.a. von Metropolit Nikita von Heraclius. Diese Sammlung wurde im 17. Jahrhundert abgeschlossen und in Leder gebunden. Die in dem Band befindlichen Temperazeichnungen verschiedener Illustratoren werden dem Moskauer Barock zugeordnet. Zunächst hat fol. 292v einen Bezug zum Himmlischen Jerusalem, was auf der Illustration nur ins Auge fällt, wenn man die Bildkomposition kennt: Das irdische Abendmahl wird hier mit dem himmlischen oder dem ewigen Abendmahl in Verbindung gesetzt. Dazu öffnet sich die Pforte des Himmels, wobei man links und rechts unter dem blauen Wolkenband die rechteckigen Türen sehen kann, allerdings recht schematisch, ohne Türknauf, Beschläge oder Schloss als aufgesprengte Türflügel.

Viele hundert Seiten später wird auf fol. 929v das Thema der Himmelspforte nochmals bespielt, diesmal in Verbindung mit der Himmelsleiter, die den frühneuzeitlichen Menschen ein einleuchtendes Beispiel war, wie man in den Himmel gelangen könne. Wir sehen einige Heilige auf einer Leiter emporklettern zu einer goldenen, ausgeschmückten Pforte. Diese ist in ihrer Achse verkehrt eingesetzt, die Seiten mit dem rötlichen Streifen müssten in der Mitte sein, wenn man den Schmuck außen sehen soll. Auch haben diese Pforten, die an die Ikonostasis anlehnen, keinen Zwischenraum in der Mitte, was es hier allerdings ermöglicht, die stehende Christusfigur zu zeigen.

Durchaus klassisch-traditionell zeigt fol. 978v dieses Sammelbandes das Neue Jerusalem im oberen Drittel links. Untersuchungen haben herausgefunden, dass es sich um den gleichen Illustrator handelt wie bei fol. 929v. Die Illustration ist eine Darstellung des Weltgerichts, wie es auch auf zahlreichen Ikonen des 17. Jahrhunderts zu finden ist, etwa auf der Weltgerichts-Ikone aus dem Louvre (1650-1700) oder auf Beispielen aus dem Ukrainischen Nationalmuseum in Lemberg. Die Stadt Jerusalem ist noch nicht als Ansammlung von Arkaden dargestellt, sondern als Gebäude mit mehreren Türmchen, die hier den Bildrand durchbrechen.

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tags: Psalter, Abendmahl, Pforte, Leiter, Weltgericht, Tempera, Russische Nationalbibliothek Moskau
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