
Der Louvre in Paris besitzt seit der Erwerbung im Jahr 1956 eine russische Weltgerichtsikone in Öl auf Kiefernholz aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts (Inventarnummer R.F.1972-46). Sie gehört in Raum 31 zur ständigen Ausstellung des Museums. Leider ist zu der Herkunft des Kunstwerks nichts weiter bekannt, auch die Maler oder zumindest die Malschule unbekannt. Auf der 170 x 145 Zentimeter großen Ikone befindet sich das Himmlische Jerusalem links oben. Drei in Farbe und Größe unterschiedliche Bauten sind erkennbar. Vor dem gelben Hauptgebäude öffnet sich eine ungewöhnlich große Flügeltür, die reichlich ornamentiert und oben noch mit gotischem Formwerk verziert ist. Die Heiligen rechts stehen auf einem roten Wolkenfries, der an der rechten Seite in einen Zackenfries übergeht, wie es typisch ist für Arbeiten aus dem 17. Jahrhundert (vgl. die Ikone „Jüngstes Gericht“ aus dem 17. Jahrhundert im Staatlichen Russischen Museum in St. Petersburg). Gleichzeitig nehmen die Zacken geschickt die Vor- und Rücksprünge des Gebäudes auf der gegenüber liegenden Seite auf. Über den Heiligen findet sich eine Wiese mit einzelnen Blumen – hier sind Traditionen eingeflossen, wie damals das Paradies dargestellt wurde, und vermengten sich mit dem Neuen Jerusalem.
L’antiquité chrétienne au musée du Louvre, cat. Exp., Paris 1958.
Arnauld Brejon de Lavergnée, Dominique Thiébaut (Hrsg.): Catalogue sommaire illustré des peintures du musée du Louvre, Bd. 2: Italie, Espagne, Allemagne, Grande-Bretagne et divers, Paris 1981.
Dominique Thiébaut: Ecoles diverses: Icônes: Russie, in: Élisabeth Foucart-Walter (Hrsg.): Catalogue des peintures britanniques, espagnoles, germaniques, scandinaves et diverses du musée du Louvre, Paris 2013, S. 180-186.