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Jerusalems-Illustrationen aus „Signs of the Times“ (1887ff)

Die Zeitschrift „Signs of the Times“ ist eine traditionsreiche christliche Zeitschrift der Adventisten, die auch heute noch publiziert wird. Bezüglich des Neuen Jerusalems dürfte es weltweit die Zeitschrift mit den meisten Abbildungen der Gottesstadt sein, die ja in der Theologie der endzeitlich orientierten Glaubensgemeinschaft eine besondere Bedeutung besitzt. Viele ihrer Zeichnungen wurden später auch für Bücher der Adventisten herangezogen, meist ohne das die Künstler namentlich genannt wurden. Sie verraten aber Kenntnis der speziellen Theologie der Adventisten und dürften auch aus der Anfangszeit aus ihrer Gemeinde stammen, die ja durchaus zahlreiche namhafte Künstler im Kreise ihrer Mitglieder aufweist.
Die erste Abbildung dieser Zeitschrift mit einem Neuen Jerusalem, die auch nicht zuvor andernorts erschienen ist, bringt gleich einen Klassiker: Den ewigen Tierfrieden mit dem Löwen und dem Schaf friedlich vereint. Hier wird der Löwe sogar einmal frech an seiner Mähne gezogen. Im Hintergrund zeichnen sich Kreuze über dem Himmlischen Jerusalem ab, was ungewöhnlich ist, da diese Stadt ein Ort der Auferstehung, nicht der Kreuzigung ist. Diese Komposition findet sich auf Seite 1 des 23. Bandes, Heft Nr. 25, vom 1. Juli 1897.

 

Diese Silhouette im orientalischen Dekor erschien 1904 (Band 30, Heft 43, S. 8). Sie trägt den Titel „A City without Grief and Graves“. Es handelt sich dabei um einen Ausschnitt einer größeren Illustration (vgl. dazu Jahrgang 1921, Band 48, Heft 48, S. 13). Die komplette Zeichnung wurde dann in dem Buch „Das kommende Weltreich“ des Adventisten Alonzo Lafayette Baker (1894-1985) abgedruckt. Es erschien 1931 in Brookfield bei der Pacific Press Public Association. Im unteren Teil der Seite 95 erscheint dort die vergängliche Erde, im oberen die ewige Himmelsstadt.

 

Ebenfalls 1904 erschien diese kleine, unscheinbare Illustration. Sie trägt den Untertitel „A City Bright and Fair“ und findet sich auf Seite 3 von Band 30, Nr. 14, vom 6. April 1904. Die einfarbige Zeichnung, deren Verfasser wir namentlich nicht kennen, zeigt hinter einem Gewässer, einem See oder Meer, mehrere Bauten einer Stadt, die sich in dem Wasser spiegeln. Nach oben grenzt ein Strahlenkranz die idyllische Szenerie halbrund ab. Palmen an der rechten Seite geben dem Ganzen einen kompositorischen Halt.

 

1906 findet man in „Signs of the Times“ erstmals das Neue Jerusalem auf dem Cover (Band 32, Heft 38). Noch unscheinbar sind zwischen den Wolken im oberen Teil des Covers unter den Buchstaben „of the“ mehrere Rechtecke zu erahnen: Bauten der Himmelsstadt, im unteren Bereich vielleicht eine Mauer. Dieses noch einfarbige Cover wurde in den Folgemonaten für verschiedene Wochenausgaben verwendet.

 

Manche Abbildungen des Himmlischen Jerusalem zeigen sich nur als leise Ahnung oder Andeutung. Im Bereich der Adventisten sind solche Beispiele selten, da die Stadt meist prägnant und ausformuliert präsentiert wird. Eine dieser Ausnahmen brachte „Signs of the Times“ im 32. Band von 1906 (Heftnummer 17, Seite 9). Gezeigt wird die Jakobs-Himmelsleiter, allerdings mit einem neutestamentlichen Zusatz: In einer kreisförmigen Himmelsöffnung erscheint Jesus am Kreuz, und dahinter zeichnen sich Umrisse einer Himmelsstadt ab, angelehnt an „Christ, the Way of Life“ (1883).

 

Eine weitere Zeitschriften-Covergestaltung zeigt ein Mini-Neues-Jerusalem mittig über einer Krone bzw. der Dornenkrone. Dieses Cover der Adventisten-Zeitschrift (Band 37, Nr. 13, 1910) wurde mehrfach verwendet. Die stilisierten Bauten ähneln sehr der Covergestaltung des Jahres 1906, sind aber etwas klarer gezeichnet.

 

Ebenfalls 1910 präsentierte „Signs of the Times“ dieses Cover, erstmals bei Band 37, Heft 34. Die Stadt ist im Vergleich zu den Covers von 1906 und dann 1910 wieder ein Stück deutlicher geworden; sie zieht sich nun über das Schriftband von links nach rechts.

 

„Signs of the Times“ präsentiert 1910 ein drittes Himmlisches Jerusalem! Diesmal ist es kein Bestandteil des Covers, sondern eine in sich abgeschlossene Vignette auf Seite 4 des 37. Bandes, Heftnummer 43. Diese Vignette wurde dann auch in folgenden Ausgaben immer mal wieder als Seitenschmuck gerne eingefügt. Sie ist im Original nur wenige Zentimeter groß und zeigt die Stadt in orientalischem Dekor. Direkt vor dem Eingang scheint der Lebensfluss zu glänzen, von Wolken umgeben.

 

Diese Zeichnung von 1911 ist nun bereits die vierte Covergestaltung der US-amerikanischen Adventisten-Zeitschrift „Signs of the Times“ mit einer Darstellung des Neuen Jerusalem. Sicherlich ist es auch gerechtfertigt, dass eine eschatologisch ausgerichtete Zeitschrift mit dem Titel „Zeichen der Zeit“ das Neue Jerusalem öfters als andere präsentiert. Wieder ist die Stadt kaum zu erkennen, lediglich angedeutet sind helle Bauten unter der Überschrift. Wie bei den vorangegangenen Covergestaltungen wird es sich um den gleichen anonymen Künstler gehandelt haben. Erstmals verwendete man dieses Cover bei der Ausgabe von Band 38, Nummer 5.

 

Diese für ihre Zeit moderne Illustration erschien 1911, in Band 38, Nr. 10, auf S. 10. Dort liest man die Aufforderung: „Back to the old path“ – „Zurück auf den alten Pfad“. Man soll das verlassen, was links und rechts in den Boden eingeschrieben ist, also Heidentum, Aberglaube, Tradition, falsche Lehre etc. Der Weg der Bibel hingegen führt direkt und ohne Umwege in das Neue Jerusalem an der oberen rechten Bildecke, wo „Mount Zion“ auf den Berg und „City of Good“ auf die Stadtmauer eingeschrieben wurde. Der Illustrator ist namentlich nicht bekannt, wir kennen aber seine Signatur. Links unten hat er oder sie eine kleine Glocke eingefügt mit dem Buchstaben „M“. Möglicherweise ist es der gleiche Künstler, der später sein Monogramm zu „R. M. E.“ erweiterte.

 

Dieses Neue Jerusalem ist für Adventistenkreise zu Beginn des 20. Jahrhunderts typisch, da die himmlische Stadt in den Wolken erscheint, von einem Lichtbogen überspannt ist und aus zahlreichen, klassizistischen Einzelbauten und Türmen besteht, hinter einer Mauer mit den Stadttoren. Was stets fehlt, sind belebende Elemente wie Engel, Gerettete, Heilige oder das Lamm Gottes. Die kleine einfarbige Zeichnung ist dem Jahrgang 1914, Band 41, Nr. 16, S. 6 entnommen. Ein anderes, sehr ähnliches Beispiel für diesen Bildtypus ist von J. F. Gernhardt (1937).

 

Eine für längere Zeit letzte neue Abbildung des Neuen Jerusalem zieht sich über die Seite 5 von „Signs of the Times“ des Jahres 1914, Band 45, Nr. 24. Die Rahmung mit zwei symmetrischen Engeln und zwei vertikalen Palmzweigen ist für das Genre eher untypisch; die etwas süßlich geratene Zeichnung mag gut eine Generation zuvor entstanden sein. Sie zeigt die Stadt nur grob verschwommen, man muss schon wissen, dass es sich hier um Architektur handeln soll. Auffällig sind die Wolken, die aufbrechen, um Strahlen durchzulassen, die wohl von der Stadt ganz oben ausgehen. Diese ist noch sehr von Wolken verdeckt, Blickfang sind hier eindeutig die weiblich stilisierten Engelsfiguren, die beide Posaunen in der Hand halten, mit denen das Ende der Welt verkündet wird.

 

Zu sehen ist das Ende einer frühen Millenniums-Zeitleiste. Die kleine einfarbige Illustration ist eine Bleistiftzeichnung von nur wenigen Zentimetern Größe. Man findet sie im Jahrgang 1927, dort in Band 54, Nr. 41, S. 2, wo sie das Ende einer Zeitleiste versinnbildlicht. Bei Adventisten hatte Stephen N. Haskell schon 1908 eine solche Leiste erarbeitet, weitere sollten nun folgen.
Der unbekannte Illustrator zeigt hier eine kleine Stadt mit etwa vier Bauten, horizontal aneinander gereiht. Unter der Architektur zieht sich eine Mauer, die von einer Himmelspforte unterbrochen ist. Diese Pforte scheint geöffnet, man erkennt hinter ihr zwei Fenster einer Bebauung. Das Ganze ist von einem rundlichen Wolkenkreis umzogen, was vermuten lässt, dass die eigentliche Stadt größer sein wird und wir nur einen Ausschnitt erblicken.

 

Eine weitere Zeitleiste namens „The Millennium“ endet ebenfalls mit dem Erscheinen des Neuen Jerusalem, „The New Earth“. Die heilige Stadt wurde mit dieser kleinen Zeichnung ins Bild gesetzt. Das Beispiel stammt aus der Ausgabe von 1935 (Band 62, Nr. 8, S. 2). Der Künstler oder die Künstlerin sind namentlich nicht bekannt, es werden professionelle Zeichner aus dem Umkreis US-amerikanischer Adventisten gewesen sein. Auch Nachforschungen in den USA haben in diesem Fall noch keine eindeutige Identifikation erbracht.

 

1936 startete „Signs of the Times“ die Serie „Light on the Christian’s Pathway“. Autorin ist Ellen G. White (1827-1915), also die Gründerin der Adventistenkirche. Die Serie lief über viele Monate und wurde stets mit diesem Logo künstlerisch versehen: Ein einsamer Pilger wandert an einem steilen Felsabhang, am Horizont erhebt sich ein einfaches Tor als Eingang in das Himmlische Jerusalem.

 

Diese monumentale Tor-Darstellung zeigt eine gewaltige Himmelspforte, aus der Strahlen das gesamte Bild bedecken. Das Tor ist so groß, dass es die Bäume weit unter sich lässt und auch die angrenzenden Mauern nur erahnt werden können. Einflüsse der Monumentalarchitektur der 1930er Jahre sind unverkennbar. Erstmals erschien diese einfarbige Interpretation des Eingangs in das Neue Jerusalem im Jahr 1939 (Band 65, Nr. 30, Seite 6). Diese Porta Coeli war unter amerikanischen Adventisten beliebt, man findet sie in den folgenden Heften noch über fünf Mal abgedruckt, auch spätere Varianten als Poster und in Farben sind bekannt.

 

Über der Überschrift „Is heaven real?“ erscheint auf Seite 4 von Band 69 in Heft 27 aus dem Jahre 1942 ein Schloss oder eine Burg. Der Alcázar von Segovia, welcher schon seit dem Mittelalter so dargestellt werden konnte, steht hier für das Neue Jerusalem. Rechts neben der Abbildung steht „Galloway“. Möglicherweise handelt es sich dabei um den Namen eines adventistischen Künstlers. Gerade in den USA war der Alcázar von Segovia das Symbol einer Burganlage schlechthin, zahlreichen Lesern war diese Abbildung vertraut wie den Deutschen Neuschwanstein.

 

Dieses Bild im Stil (oder tatsächlich) des US-Amerikaners J. Peter Rennings zieht sich über die Seiten 8 und 9 der Ausgabe von „Signs of the Times“ vom 29. Juni 1943 (Band 70, Nr. 25). Mit dem Motiv der antikisierten Stadt, der zentralen, offenen Pforte, der geschwungenen Mauer und der Vogelschar in den Wolken hatten die Adventisten einen Jerusalem-Typus kreiert, der für Generationen das Bild von der Stadt prägte. Die Fassung von Rennings ist darunter sicher eine der bekanntesten und anspruchsvolleren Varianten. Rennings war ein professioneller Illustrator, der in den 1940er und 1950er Jahren viele Bücher und Zeitschriften der Adventisten illustrierte, das Neue Jerusalem hat er darin bildlich mehrfach umgesetzt.

 

Eine einfache Torszene bringt die Zeitschrift in Band 71, Nr. 25 vom 27. Juni 1944. Auf Seite 5 wird das „Golden Age“ mit einem einfachen, aber monumentalen Tor im Hintergrund präsentiert (vgl. eine Fassung kurz zuvor von R. M. E. 1939). An den Seiten des Tores grenzt etwas Mauerwerk an, weitere Architektur der Stadt ist nicht zu sehen. Im Vordergrund sind verschiedene friedliche Tiere zu entdecken: Ein Verweis auf das alttestamentliche Motiv des „ewigen Tierfriedens“, welches mit dem neutestamentlichen Motiv des „Himmlischen Jerusalem“ korrespondiert. Die Zeichnung war in den USA beliebt; sie wurde auch spiegelverkehrt gedruckt (etwa in der Ausgabe vom 30.3.1948, Band 75, Nr. 13, S. 9).

 

Diese kleine anonyme Zeichnung findet sich in einer Spalte zu dem Aufsatz „The New Earth“ von Beth Briggs (Ausgabe vom 10. Juli 1951, Band 78, Nr. 26, S. 13). Die Bauten der Stadt erinnern an klassizistische Architektur, genaugenommen an die der Ausgabe vom 29. Juni 1943 (Band 70, Nr. 25). Dominierend ist die Pforte im Vordergrund, aus der jetzt Lichtstrahlen nach außen dringen. Menschen, Engel, Christus oder das Lamm sind weiterhin nicht zu finden.

 

In der Ausgabe vom 16. September 1952 (Band 79, Heft 35, Seite 8) findet sich in dieser Zeitschrift letztmalig eine Zeichnung mit einem Jerusalem ohne Angabe oder Signatur eines Künstlers. Die Personen, die der Stadt unten entgegengehen, werden von dieser oben angestrahlt. Bei dieser Zeichnung wird besonders deutlich, wie sehr das Thema dazu einlädt, mit Hell-Dunkel-Effekten zu arbeiten.

 

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