
Jean Gerson (1363-1429): „Ars Moriendi“ (1514)


Anonymes Allerheiligenbild (um 1680)
LETZTER BEITRAG
Jean Gerson (1363-1429): „Ars Moriendi“ (1514)
Neben den opulenten Farbsymphonien wie in Stundenbüchern, wo das Neue Jerusalem seine volle Schönheit entfalten konnte, kennt das späte Mittelalter auch das Gegenteil: Extrem einfache, farblose Zeichnungen, die in wenigen Minuten entstanden sind. Dennoch erforderte

Erentrud Trost (1923-2004): Messgewand der Gemeinde St. Bonifatius in Dorsten (1993)
Messgewänder (lateinisch Kasel/Casel) der liturgischen Farbe Weiß sind durchaus dafür geeignet, das Himmlische Jerusalem als Motiv zu präsentieren. Die heilige Stadt symbolisiert ja auch Vollendung, ewige Feier und Freude, womit sie für hohe Feiertage, denen die weiße Farbe vorbehalten ist, prädestiniert erscheint. Im Himmlischen Jerusalem ist gewissermaßen jeder Tag ein

Russische Apokalypsehandschrift (um 1810)
Den handgeschriebenen Text der Johannesoffenbarung samt einer Interpretation vereint dieser Band mit 72 Miniaturen aus der Zeit um 1810. Er gehört zum jüngeren Teil der Sammlung handgeschriebener Bücher von E. E. Egorova in der Russischen Staatsbibliothek zu Moskau, dort Signatur F.98 Nr. 372. Fol. 55v bringt ein in der Ostkirche

Johann Schuster (1668-1724): Michaelskirche in Fechheim (um 1704)
Die evangelische Kirche in Fechheim (Oberfranken) ist dem Heiligen Michael geweiht. 1702 bis 1704 wurde das neue Kirchenschiff nach Plänen des Coburger Ratszimmermeisters Hans Friedrich Weinlein im Inneren im Barockstil errichtet. Um 1704 hat dort der sächsische Hofmaler Johann Schuster (1668-1724) aus Coburg drei Ausschnitte aus der Johannesoffenbarung als Gemälde

Wandfresko aus St. Agatha in Leveste (um 1510)
St. Agatha in Leveste (bei Hannover) ist ein dreijochiger Saalbau mit Westturm aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts. Im frühen 16. Jahrhundert wurde der Innenraum umfassend im Stil der ländlichen Hochrenaissance Niedersachsens farbig ausgemalt. In den vier Gewölbekappen des östlichen Gewölbejochs ist das Weltgericht dargestellt, darunter in der nördlichen

Alois Plum (1935-2024): Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit in Fraulautern (1980)
Die römisch-katholische Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit zu Saarlouis-Fraulautern (Saarland) ist für ihre qualitätsvollen Farbfenster bekannt, sie sind der hauptsächliche Schmuck des Kirchengebäudes. Sein heutiges Bild erhielt das Kircheninnere in den Jahren 1979/1980. Der nüchterne Zweckbau der Nachkriegszeit erfuhr damals unter Pastor Willi Rodermann nach den Plänen des Architekten Karl-Peter Böhr aus

Gebrüder Vaessen: Kanzelrelief von St. Jozef in Ubach over Worms (1845)
Ein seltenes Beispiel eines Kanzelreliefs mit dem Himmlischen Jerusalem aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt aus den Niederlanden. Im Bistum Roermond befindet sich in der römisch-katholischen Kirche St. Jozef in Ubach over Worms in der Gemeinde Landgraaf (Provinz Limburg) eine Holzkanzel aus Eiche. Das Werk kann wahrscheinlich auf das

Heinz Geuer: St. Martinus von Tours in Schmidtheim (1965)
St. Martinus von Tours (auch St. Martin) in dem Ort Schmidtheim in der Eifel ist eine römisch-katholische Kirche, die in der Fachliteratur bislang unbeachtet geblieben ist. Vielleicht zu Unrecht, denn immerhin reicht der Sakralbau im Kern bis in das 12. Jahrhundert zurück. 1964/65 wurden umfangreiche Renovierungen und aus heutiger Sicht

Weltgerichtsfresko aus dem St. Nikolaus-Hospital in Bernkastel-Kues (um 1460)
Bernkastel-Kues ist eine idyllische Moselstadt in Rheinland-Pfalz. Das dortige St. Nikolaus-Hospital (Cusanusstift) ist eine bekannte Sehenswürdigkeit, vor allem, weil dort der Gelehrte Nikolaus von Kues (1401-1464) lebte und wirkte. Künstlerischer Höhepunkt der Hospitalskapelle ist ein mittelalterliches Wandfresko an der Nordwand. Es zeigt eine Darstellung des Jüngsten Gerichts der Zeit um

Sepp Hürten (1928-2018): Altar aus St. Laurentius in Marmagen (1997)
Dieser Altar, der einem spätgotischen Altar (im Hintergrund an der Wand) vorgelagert ist, besteht aus rotem, matten Eifelsandstein. Der warme Stein sollte bewusst ein Gegengewicht zu den kalten, glänzenden Granitplatten des Bodens erzeugen. Lediglich die Altarplatte wurde aus rotem Veronamarmor gearbeitet, ist aber fast immer mit einem weißen Stoff belegt.

Hildegard Bienen (1925-1990): St. Petrus Canisius in Recklinghausen (1963)
Hildegard Bienen (1925-1990) war eine der Künstlerinnen, die das Neue Jerusalem im Laufe ihres langen Schaffens mehrfach dargestellt hat. Viele ihrer aus den 1960er und 1970er Jahren geschaffenen Werke, besonders Tabernakel und Glasfenster, stehen inzwischen unter Denkmalschutz und bilden oft mit dem Gesamtsakralraum eine intime Einheit. Ein Schlüsselwerk Bienens ist,

Elisabeth Hoffmann-Lacher (1907-1997): Kryptaeingang der Wallfahrtsbasilika von Werl (1961)
Eine Krypta kann durchaus mit Darstellungen des Himmlischen Jerusalem verschönert werden, es gibt Beispiele vom 19. bis 20. Jahrhundert (etwa die Krypta der Kathedrale Santa Maria la Real de La Almudena in Madrid oder diejenige im Dom St. Patroklos von Soest). Das besondere an der Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung von Werl

Erentrud Trost (1923-2004): Christkönig in Bad Meinberg (1993)
Raumübergreifende Konzeptionen, bei denen in zwölf Kirchenfenster die zwölf Tore des Neuen Jerusalem gesetzt wurden, finden sich vor allem im zwanzigsten Jahrhundert. So gut wie immer sind es römisch-katholische Kirchen, so in Alstaden, Coesfeld, Münster. Viele dieser Kirchenbauten haben seitlich jeweils sechs Fenster, was dazu einlädt, diese als Himmelstore auszugestalten.

Emil Peters (1912-1999): St. Friedrich in Gütersloh-Friedrichsdorf (1938)
In Friedrichsdorf, einem Ortsteil von Gütersloh, befindet sich die römisch-katholische Kirche St. Friedrich. Diese besitzt Glasmalereien aus dem Jahr 1938. Zu dieser Zeit wurden nur sehr wenige Glasfenster eingebaut, zum einen gab es kaum Kirchenneubauten, zum anderen wurde die Wirtschaft bereits auf den Krieg umgestellt. Dass sich hier unter den

Sepp Hürten (1928-2018): Tabernakel aus St. Martinus in Bedburg-Kaster (1975)
Der Kölner Bildhauer Sepp Hürten (1928-2018), bekannt und geschätzt für seine Arbeiten angelehnt an die Romanik, hat in seinem späteren Schaffen mehrere Tabernakel angefertigt (so etwa mit dem Jerusalemsmotiv in St. Adelheid in Müllekoven). Man findet sie alle in römisch-katholischen Kirchen in Nähe der Rheinschiene. Vermutlich das früheste Stück dieser

Unbekannt: Berufsschule St. Hildegard in Münster (1958)
Das römisch-katholische Kolleg St. Hildegard, kurz Hildegardisschule, wurde nach 1945 um einen Kirchenraum erweitert, der an Größe und Ausstattung viele Ortskirchen im Münsterland übertroffen hat. Die Schule befand sich damals noch in Trägerschaft von der Ordensgemeinschaft der Vorsehungsschwestern. 1958 waren die Fenster eingebaut, 1959 wurde der Bau mit einer Messe

Wolf-Dieter Kohler (1928-1985): evangelische Münsterkirche in Klosterreichenbach (1968)
Die heute evangelische Münsterkirche im Schwarzwaldort Klosterreichenbach ist eine Benediktiner-Klosterkirche, die von Hirsau aus im 13. Jahrhundert gegründet wurde. Bei Wolf-Dieter Kohler (1928-1985) war die zeitliche Abfolge umgekehrt: Er schuf erst ein Fenster mit dem Himmlischen Jerusalem für die Münsterkirche

Wolf-Dieter Kohler (1928-1985), Rudolf Yelin (1902-1991): evangelische Martinskirche in Kornwestheim (1968)
Im Jahr 1968 kam es wieder einmal zu einer Zusammenarbeit der drei württembergischen Meister der Glasmalerei, Wolf-Dieter Kohler (1928-1985), Rudolf Yelin (1902-1991) und Adolf Saile (1905-1994). Auf dem entsprechenden Fenster ist unten eingeschrieben, dass Yelin den Entwurf und Saile die

Wolf-Dieter Kohler (1928-1985): evangelische Dorfkirche von Fornsbach (1967)
Das Dorf Fornsbach gehört zur der Stadt Murrhardt im Rems-Murr-Kreis. Nach dem Krieg wurde dort 1949 die evangelische Kirche neu errichtet, zum Teil auf dem ehemaligen Standort und in den einstigen Proportionen wie der zerstörte Vorgängerbau. Der erste Wiederaufbau war

Wolf-Dieter Kohler (1928-1985): Johanneskirche in Münchingen (1967)
Im Jahr 1968 fand am Erntedankfest die Einweihung der neuen Chorfenster statt, die Wolf-Dieter Kohler (1928-1985) aus Stuttgart für die evangelische Johanneskirche in Münchingen, eine Stadt nördlich von Stuttgart gelegen, ein Jahr zuvor entworfen hat. Angefertigt wurde die Glasarbeit dann

Wolf-Dieter Kohler (1928-1985): evangelische Christuskirche in Maisenbach (1967)
Die Bauunterlagen belegen: Schon vor Grundsteinlegung der evangelische Christuskirche in Maisenbach (nördlicher Schwarzwald) stand fest, dass in diesem Kirchenneubau die Tore des Himmlischen Jerusalem als Glasfenster eingesetzt werden sollten. Die ganze Architektur des Neubaus ist daraufhin ausgerichtet. Zunächst war Adolf

Wolf-Dieter Kohler (1928-1985): evangelische Kirche von Glems (1967)
Auf diesem schmalen Rundbogenfenster windet sich eine lange Reihe von Menschen von unten nach oben. Dargestellt ist die Menschheitsgeschichte nach der Bibel. Es beginnt mit der Vertreibung aus dem Paradies und endet zunächst an einer Krippe. Von hier, also der
Über mich
Dr. Claus Bernet
Um etwa 1990 begann ich, mich mit dem Thema Jerusalem zu beschäftigen. Die Stadt habe ich mehrfach bereist und Bücher zu diesem Thema verfasst; erwähnen sollte man vielleicht die Reihe „Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem“, den Band „Perlen des Neuen Jerusalem“ und meine Dissertation „Gebaute Apokalypse“. Zahlreiche Aufsätze erschienen immer wieder in Fachzeitschriften (Das Münster, Textilkunst International, Zeitschrift für Sepulkralkultur, u.v. a.). Mit meiner wissenschaftlichen Dokumentation von Jerusalems-Kunstwerken konnten bereits Ausstellungen und Museumskataloge unterstützt sowie Gemeinden bei der Anschaffung von geeigneten Kunstwerken beraten werden. Regelmäßig gebe ich auch Bildvorträge zu diesem Thema. Grundlage der Publikationen und der Bildvorträge sind meine fotografische Sammlung von inzwischen 6.000 Aufnahmen von Glasfenstern, Fresken, Mosaiken und anderen Kunstwerken.


