
Klaus Arnold (1928-2009): St. Kilian in Assamstadt (1972)
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Claus Bernet
- November 23, 2022
1972 erarbeitete Klaus Arnold (1928-2009) ein Himmlisches-Jerusalem-Fenster für die römisch-katholischen Kirche St. Kilian in Assamstadt. Damals verließ man die Altstadtkirche und errichtete in einem Neubauviertel eine gewaltige Kirche, der heute für diese ländliche Gemeinde völlig überdimensioniert erscheint, aber nur aus dem Wachstums-Optimismus der 1970er Jahre erklärt werden kann, zu einer Zeit, als Atheismus, Kirchenaustritt, Überfremdung, Missbrauch uva. noch kein Thema war. Klaus Arnold war von Anbeginn vom Architekten einbezogen worden, die Kirche wurde quasi um seine Fenster herum gebaut. Im Altarbereich links zieht sich eine über zehn Meter hohe Lichtsäule vom Boden bis an die Decke, wo sie leicht abgeschrägt ist. Sie zeigt unten ein einzelnes Bildfeld, dann etwas Mauerwerk und darüber nochmals vier weitere Bildfelder. Auf diesem schmalen Fensterband sind dabei in Farbkreisen jeweils drei rotgelbe Tore der Himmelsstadt gesetzt. Vier dieser Kreise ergeben insgesamt zwölf Tore. In dem untersten, fünften Kreis, der von den übrigen Kreisen abgesetzt ist, finden sich nochmals Formen und Farben, die den oberen Kreisen ähneln, aber doch kein figürliches Bild ergeben. Nach Arnold ist hier die vergehende Erde dargestellt, wo alles Entstandene im Feuer vergeht bzw. durch eine neue Schöpfung ersetzt wird.
Dem Fenster lag die ungewöhnliche Idee zu Grunde, dass in dieser Stadt der Geist Gottes ähnlich einem Windrad permanent wehen würde. Diese Wehen und Fließen ist in den weichen Formen angedeutet, die sich um die Tore ziehen und sie untereinander wie an einem Band miteinander verbinden.
Hermann Hügel: Einweihung der St.-Kilians-Kirche zu Assamstadt, Assamstadt 1973.
St. Kilian, Assamstadt, Regensburg 2001.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).
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