Yelepenkov Joachim Ageev: Mariä-Entschlafens-Kathedrale des Kirillo-Beloserski-Klosters (1641)
Im Jahr 1641 wurde die Mariä-Entschlafens-Kathedrale (im Russischen zutreffender Auferstehungskathedrale genannt) des russisch-orthodoxen Kirillo-Beloserski-Klosters komplett mit Fresken ausgemalt. Bei dem Kloster handelt es sich um eine der größten russischen Klosterfestungen, gegründet unweit der Stadt Kirillow (Oblast Wologda) und einst ein wichtiges religiöses Zentrum des Großfürstentums Moskau und seiner Nachfolgestaaten. Bei den Malereien waren westliche Einflüsse maßgeblich, wie etwa von Christoffel van Sichem (1629), K. Köler (1630) und später vor allem durch Claes Jansz Visschers Sammlung „Theatrum Biblicum“.
In eine Konche der nördlichen Veranda wurde vor türkisblauem Hintergrund ein Bild des Himmlischen Jerusalem als Quadrat eingesetzt. Unten verbreitert sich die Mauer mit drei Toren zum Betrachter hin und tritt aus der Konche heraus. Zu ihren Seiten sind links der Seher Johannes und der Engel mit dem Maßstab hinzugesetzt. Die Stadt ist in vier Kompartimente geteilt, wodurch in ihrer Mitte ein gelbes Kreuz entsteht, übernommen von einer Gemeinschaftsarbeit von Gérard de Jode und Jan Snellinck. In den Kompartimenten oder Stadtvierteln stehen einzelne Häusergruppen, locker aufgestellt zwischen reichlich grünem Bewuchs. Diese Art der Darstellung ist ungewöhnlich und findet sich ansonsten eher selten (einmal von Hans Holbein 1539 oder in einem Neuen Testament von Joachim Camerarius 1576). Hingewiesen werden soll noch auf die Tore, die an den Seiten wie aufgestellte schmale Platten wirken. Gerade an den Seiten wird dies deutlich, wo die Tore gerade enden, während sie vorne einen Dreiecksgiebel haben, hinten dagegen ein Satteldach. Hier ist Vielfalt Programm. Die Stadtmauer zwischen den zwölf Toren ist mit einem gemusterten Band geschmückt, das die Bossequaderung vieler Renaissancedarstellungen aufnimmt und auf die Edelsteine verweist, ähnlich wie eine Zeichnung aus der Tretjakow-Galerie. Man findet es an der Wandseite außen und innen vorne und hinten, während es an der seitlichen Wand fehlt.
Ansonsten basiert das Fresko auf den Farben Türkis und Rosa. Die übrigen Malereien sind einfach und ohne künstlerischen Anspruch, vermutlich von Mönchen des Klosters nach Anleitung von Yelepenkov Joachim Ageev (gest. 1644, genannt Lyubim Ageev) ausgeführt. Dabei zeichnete der Meister Ageev die Umrisse, während verschiedene Kopisten sich auf Spezialgebiete verlegt hatten. So gab es Spezialisten für Architektur, für Kleidung, für Gesichtszüge usw.
Boris Nikolaevič Fedorov: Kirillo-Belozerskij Monastyr, Leningrad 1969.
Ministerium für Kultur der Russischen Föderation (Hrsg.): Das Kirillo-Beloserski-Museums-Reservat – Die kirchliche Kunst der XV.-XIX. Jahrhunderte, o.O. (2008).
Andrej Viktorovič Gamlickij u.a.: Drevnjaja Rusʹ i Zapad. Russkij, licevoj Apokalipsis XVI-XVII vekov, Moskau 2018.
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Beitragsbild: Vash Alex