
Gérard de Jode (1509-1591), Jan Snellinck (um 1548-1638): „Thesaurus Novi Testamenti elegantissimis iconibus expressus continens historias atque miracula“ (1585)
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Claus Bernet
- September 4, 2021
1585 erschien der Band „Thesaurus Novi Testamenti elegantissimis iconibus expressus continens historias atque miracula“ in Antwerpen. Verfasser und Illustrator war Gérard de Jode (1509-1591), der hier am Lebensabend auf einen gewaltigen Fundus seiner Zeichnungen und Stiche zurückgreifen konnte. Bereits im Titel wird versprochen, hier höchst elegante Kunstwerke abzuliefern – man kann selbst ein Urteil fällen, ob dieses der Fall ist.
Abbildung 24 zeigt das Himmlische Jerusalem eng angelehnt an die Stadtbeschreibung aus der Apokalypse, mit zwölf Toren, den Engeln darin, dem Zionshügel in der Mitte und dem quadratischen Grundriss. Rechts, in einer gewissen Übergröße, befinden sich der Engel mit Johannes. Die Linienführung der Figuren und vor allem die Physiognomie zeigt, dass hier ein Altmeister am Werke war. Die Illustration zeigt, für den heutigen Betrachter vielleicht etwas versteckt, auch eine Triniätsdarstellung: in der Stadt unten findet man das Lamm für Christus; darüber schwebt eine Taube für den Heiligen Geist. Ganz oben zeigen hebräische Buchstaben Gottvater an.
An dieser Darstellung war vermutlich der jüngerer Kollege von Jode, Jan Snellinck (um 1548-1638), mit beteiligt. Teilweise wurden die Stiche auch handkoloriert, wie in dieser Fassung aus der Britischen Nationalbibliothek in London. Auch diese Kolorierung zeigt, dass man eine hochwertige Ausgabe erstellt hatte, die ihren Illustratoren genügend Zeit ließ, gute Arbeiten abzuliefern.
Claus Bernet: Zeichnungen, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 19).