Dirk Kuipers (1733-1796), Leendert Brasser (1727-1793): „Die Ewigkeit“ (um 1760)

Dirk Kuipers (1733-1796) entwarf einen Kupferstich zum Himmlischen Jerusalem, den dann Leendert Brasser (1727-1793) um 1760 anfertigte. Unter der Überschrift „De Eeuwigheid“ („Die Ewigkeit“) erschien eine originelle Allegorie: ein Knabe rastet in einer antikisierten Szenerie. Es ist nicht klar, ob der Knabe Palmwedel als Symbol des Martyriums mit sich führt, oder ob es sich um einen Köcher mit Pfeilen handelt, mit denen der Mensch den „wahren Dingen“ des Lebens nachjagen soll. Das Ziel eines jeden Lebens erscheint in einem gewaltigen Kreis, der an das Auge Gottes erinnert. Immer wieder erscheinen in diesem Kreis fliegende Engelsköpfe. Die Strahlen dazwischen gehen von der Mitte aus: Anstelle einer Pupille ist dort das quadratische Jerusalem gesetzt. Erstaunlicherweise sind es hier vier Tore an der Frontseite, und vier Tore an der gegenüberliegenden Seite. An den beiden übrigen Seiten links und rechts ist nur noch für jeweils zwei Tore Platz. Es sind niedrige Böcke, die Bunkern ähneln, mit einer winzigen dunklen Öffnung. Überraschend ist dann, dass der weite Platz im Inneren der Stadt weder bebaut noch bevölkert ist; man findet keine Apostel, weder das Lamm noch den Zionsberg, obwohl die Künstler an anderer Stelle, etwa bei der Begrünung am Bildrand, viel Aufmerksamkeit auf das Detail legen. Vielleicht ist die theologische Aussage, dass das Himmlische Jerusalem letztlich nicht dargestellt werden kann.
Der 23 x 15 Zentimeter große Stich ist heute Bestandteil der Kupferstichsammlung des Reichsmuseums Amsterdam (RP-P-1964-3562), welches das Kunstwerk 1964 Dank des F. G. Waller-Fonds erwerben konnte. 

 

tags: Reichsmuseum Amsterdam, Kupferstich, Niederlande, Wahrheit, Barock, Pfeil, Auge Gottes, Gottesauge
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