Philip van Gunst (1685-1732): Allegorie des Glaubens (um 1720)

Das Himmlische Jerusalem ist nicht unbedingt ein erotischer Ort, wenngleich mittelalterliche Tafelbilder viel nackte Haut vor den Toren der Stadt zeigen. Ausnahmen bestätigen jedoch die strengsten Regel. Hier präsentiert eine nackte Person ihr Hinterteil – Arsch-Experten mögen entscheiden, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt. Die Person personifiziert jedenfalls den christlichen Glauben. In der niederländischen Allegorie tritt sie einem Gefangenen gegenüber und verweist auf das Ziel des Glaubens links: den Eingang in das Himmlische Jerusalem, hier dargestellt als barockes Himmelstor. Es steht fest auf dem Boden; Schatten werfen sich von den Pfeilern nach vorne. Durch die Öffnung fällt Licht von einer Sonne, die mächtig den Hintergrund erhellt. Weiteres Licht strahlt übrigens von dem Haupt der Glaubensallegorie aus. Die Pforte ist mit drei Symbolen ausgestattet: In ihrem Giebel thront das Lamm Gottes, welches für Christus steht. An den Ecken stehen Statuen, links mit dem Anker die allegorische Personifikation des Glaubens, rechts mit dem Kreuz die Personifikation der Hoffnung. Der Gefangene ist bereits vom Glauben ergriffen, darauf deuten seine gesprengten Fesseln. Rechts, also gegenüber der Pforte des Glaubens, sehen wir eine Opferszene. Hier opfern „heidnische“ Priester ihrem falschen Gott – eine Anspielung auf den Unglauben auf dieser dunklen Seite, die traditionell der Verdammnis vorbehalten ist.
Philip van Gunst (1685-1732) ist der Künstler, der diesen 13 x 15 cm großen Kupferstich aus dem Rijksmuseum Amsterdam um 1720 anfertigte. Rechts außerhalb der ovalen Zeichnung ist die Arbeit signiert.

 

tags: Reichsmuseum Amsterdam, Kupferstich, Allegorie, Glaube, Anker, Pforte, Kreuz, Sonne, Arsch, Hinterteil, Nacktheit, Fessel
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