Die römisch-katholische Kapelle Notre-Dame de Benva findet man einige Kilometer westlich von Lorgues bei Toulon (Départements Var). Sie entstand im Jahr 1468. Einige Jahrzehnte später wurden durch unbekannte Maler 1511 die Ausmalungen vorgenommen. Die teuren, satt aufgetragenen Farben belegen, dass man hier nicht sparen musste, und es wird vermutet, dass die Kirche einst mit einem Teil des Vermögens der Templer ausgestattet wurde. Es erscheint durchaus nachvollziehbar, wenn die Templerorden einen Teil des Schatzes aus dem alten Jerusalem in eine Malerei des Neuen Jerusalem investiert hätten.
Am südlichen Kirchenschiff findet man ein frühneuzeitliches Wandgemälde, das den Himmel repräsentiert. Links sieht man eine kleine Treppe zu einer engen Himmelspforte. Man kann gleichzeitig die Front mit der Pforte und eine der Seiten sehen, beides aus massiven Quadersteinen zusammengesetzt. Eine große Person mit einer weißen Kerze oder dem Zugangsschlüssel, vermutlich der Heilige Petrus, wacht am Eingang. Über dem zinnenbekrönten Turm stehen zwei Engel, die sich gut vor dem schwarzen Hintergrund abheben, und mit Posaunen zum Gericht rufen. Vor Petrus kommen gerade vier kleine Personen an – nackte Figuren, die für menschliche Seelen stehen. Es ist eine der ganz wenigen Himmelspforten, auf der die Ankommenden von der rechten Seite kommen, so etwas findet man im 15. Jahrhundert eigentlich nur noch in Mandesloh, in Epinal und in Saint Bonnet. Die Neuankömmlinge werden dann dem himmlischen Hofstaat zugeführt, der rechts zu sehen ist. Zahlreiche Heilige in zwei übereinander gesetzten Reihen stehen singend um einen Thron samt Baldachin. In diesem residieren Christus und die gekrönte Maria zusammen.

Fredo Matheron: Les fresques de la chapelle de Notre-Dame de Benva il y a cinquante ans et aujourd’hui, in: Le Var Historique et Géographique, 22, 58, 1934, S. 154-161.
Marguerite Roques: Les peintures murales du Sud-Est de la France XIIIe au XVIe siècle, Paris 1961, S. 377-379.
Claus Bernet: Gotik, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 30).