Sankt Osdacus bzw. St. Osdag ist eine romanische Basilika in Mandelsloh, einem Ortsteil von Neustadt am Rübenberge in Niedersachsen. Bevor die Kirche nach der Reformation protestantisch wurde, war sie mit farbigen Wandmalereien ausgestattet worden. Da diese erst zwischen 1493 und 1530 entstanden waren, haben sie die Kirche nur kurze Zeit geschmückt. Unter Putz gelegt haben sie sich glücklicherweise erhalten. Nur durch einen brutalen Fensterdurchbruch wurden 1849 Teile davon zerstört. 1906 wurden die Reste unter dem Putz von Friedrich Koch entdeckt, freigelegt und mutig ergänzt.
Das Weltgericht mit dem Himmlischen Jerusalem findet sich auf der nördlichen Chorwand. Die auferstandenen nackten Toten laufen einem gewaltigen Stadttor zu und werden von einem Engel eingelassen. Zwei weitere Engel blicken aus den gotischen Fenstern zu beiden Seiten des Eingangs. Die Szene spielt sich im Tal Josaphat (= Jahwe richtet) ab, in dem nach jüdischer Überlieferung das Gottesgericht gehalten werden wird. Die monochrome Wandzeichnung ist überwiegend in Ochsenblut gemalt, unterbrochen von einigen Flächen in gelber Farbe. Das eigenartige Gebäude, welches das Himmlische Jerusalem darstellen soll, befindet sich links auf Augenhöhe neben Christus, der als der eigentliche Weltenrichter dargestellt ist.
Dazwischen ist ein Engel zu sehen, der mit der Trompete zu Gericht ruft. Die Architektur ist ein Konglomerat aus Stadt-, Burg-, Kirchen- und Tempelversatzstücken, ohne ein harmonisches Ganzes zu erreichen. Kunsthistorisch interessant ist, dass der Künstler mit den Gebäudeteilen verschiedene Stile bzw. Kunstepochen zusammenbrachte: Die seitlichen Flügelbauten zeigen ein mit Krabben besetztes frühgotisches Maßwerkfenster, ansonsten ähnelt die Anlage dem Doppeltor von Möllendorf. Das Stadttor (Mitte) ist durch einen spätgotischen Spitzbogen bekrönt, das Kirchengebäude zeigt romanische Anklänge. Deutlich wird, dass wir es mit Abbreviaturen, die keine reale Architektur abbilden, zu tun haben.
A. Petersen: Wiederhergestellte Wandmalereien in der Kirche in Mandelsloh, Provinz Hannover, in: Die Denkmalpflege, 10, 1909, S. 58-61.
Eberhard Neumann: Die frühe Baugeschichte der St. Osdag-Kirche zu Mandelsloh, Hannover 1958.
Ulfried Müller: Die St. Osdag-Kirche in Mandelsloh, München 1988.
Stefanie Lieb: Das Paradies als Architektur – Weltgerichtsdarstellungen in spätmittelalterlichen niedersächsischen Dorfkirchen, in: Stefan Amt (Hrsg.): Festschrift für Günther Kokkelink, Hannover 1999, S. 51-58.
Eberhard Doll: Mandelsloh: Ev.-luth. St.-Osdag-Kirche, Regensburg 2000.
Ulfried Müller: Die St. Osadg-Kirche in Neustadt-Madelsloh, Regensburg 2004.