
Weltgerichtsdarstellung aus der Kapelle Saint Michel in Epinal (um 1480)
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Claus Bernet
- März 26, 2022
Saint Michel ist eine spätgotische Kapelle in Epinal, eine Stadt in den Vogesen. Die Stadt sollte viele Jahrhunderte später bekannt werden für Darstellungen des Neuen Jerusalem auf kolorierten Bilderbögen im Rahmen der Zweiwegebilder.
Die umfassenden Fresken in hellen Pastelltönen der Kirche stammen noch aus der Erbauungszeit um 1480. Thema ist das Weltgericht. Hier ist einmal der Patron der Kirche, der Engel Michael, im Zentrum dargestellt, und das Himmlische Jerusalem auf einem der rechten Gewölbekappen als Himmelspforte. Nach Verwahrlosung musste der Bau ab 1993 renoviert werden – ein Jahr zuvor war er gerade in die französische Denkmalliste eingetragen worden. Die Tür der Himmelspforte wird schwungvoll von Petrus geöffnet – am Boden sind noch Spuren dieses Schwungs zu sehen, die auch den Lebensweg markieren könnten, oder Licht, welches aus der Stadt in die Welt strömt. Auf dem Dach der Pforte ist ein kleines Miniaturhaus gesetzt, das durch ein Kreuz als Kirche markiert ist. Weiter unterschiedliche Bauten grenzen rechts an, wo das Fresko an den Gewölberippen stößt.
Auguste Michel: Petit guide du visiteur à l’église Saint-Maurice d’Épinal, Épinal 1926.
Jean Bossu: Rue Saint-Michel. Une chapelle lui donna son nom, in: Chronique des rues d’Épinal, Bd. 3, 1984, S. 162-165.
Ilona Hans-Collas: La Peinture murale en Lorraine du XIIIe au XVIe siècle, Bd. 5, Strasbourg 1997.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).
Beitragsbild: Damdamdidilolo, Saint-Pierre Chapelle Saint-Michel Epinal, CC BY-SA 4.0