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Joseph Klauber (1710-1768) und Johann Klauber (1712-1787): „Historiae Biblicae“ (1748)

Die Brüder Joseph (1710-1768) und Johann Klauber (1712-1787) zählten in Augsburg im 18. Jahrhundert zu den führenden Künstlern. Sie arbeiteten als Hofkupferstecher für den Kurfürsten von Trier und stachen vor allem Heiligenbilder. 1748 entstand zu Missionszwecken eine katholische Bilderbibel mit hundert signierten Blättern, die „Historiae Biblicae Veteris et Novi Testamenti“.
Diese Bilderbibel ist ein Meisterwerk des Rokoko. Ungewöhnliche Darstellungsweisen wechseln sich ab mit Skurrilitäten, die die Aufmerksamkeit des Lesers, der die Bibel ja zumeist schon in- und auswendig kannte, immer wieder neu zu fesseln versuchten. Der letzte Kupferstich auf Seite 100 dieser Serie ist oben zu sehen, er ist mit „Klauber Cath. Sc.“ signiert, so dass die Urheberschaft der Klauber-Brüder, die auch anderswo so signierten, verbürgt ist.
Das Himmlische Jerusalem ist von Rocaillenwerk umgeben, aber nicht vollständig umschlossen, und erhält dadurch eine dynamische Komponente. Die quadratische Ummauerung mit den Toren samt Wächtern ist herkömmlich gestaltet. Über dem Ganzen erscheint in einer Gloriole Gottvater auf einem Thron, wie in der Dilherr-Bibel von 1710, oder, jünger, in der Hamburger Bibel von 1741. In der Stadt finden sich in den Häuservierteln umfangreiche barocke Gartenanlagen. Der im Sujet übliche Paradiesfluss mutiert zu einer Fontäne mit einem gewundenen Bach, die Stadtmauer ähnelt eher einer Buchsbaumhecke als einem Steinwerk und das Innere ist wie durch geometrische Broderien gestaltet, die spiegelbildlich die Anlage schmücken. Diese Naturbezogenheit des Himmlischen Jerusalem und sein freier, luftiger Charakter war von der Küsel-Bibel von 1679 übernommen worden, die ebenfalls in Augsburg erschienen war und die die Werkstattgemeinschaft Klauber sicherlich kannte. Die Einteilung der Stadtviertel geht wohl eher auf Johann Ulrich Kraus und seine Bilderbibel zurück, der zuckerbergartige Zionsberg ist der Mortierbibel entliehen. Man sieht: aus Versatzstücken aus verschiedenen Werken lässt sich leicht ein neues Kunstwerk schaffen – nicht allein im Barock wurde so gearbeitet.

Biblia Sacra Veteris et Novi Testamenti. Repraesentata centum imaginibus aeri incisis in forma dimidii plagulae travers-sae, una cum expositione dilucidativa, Augustae Vindelicorum, prostat apud Antonium Klauber, Augsburg 1835.
Antonio Rubial García: Civitas Dei et novus orbis. La Jerusalen celeste en la pintura de nueva Espana, in: Anales del Instituto de Investigaciones Estéticas, 20, 72, 1998, S. 5-37.
Peter Stoll: Die Bilderbibel der Brüder Joseph Sebastian und Johann Baptist Klauber, Augsburg 2007. 

 

tags: Augsburg, Kupferstich, Bibelausgabe, Rocaillen, Barock
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