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Wilhelm Buschulte (1923-2013): Mariä Heimsuchung in Werl (1962 und 1984)

Kaum ein Glaskünstler des 20. Jahrhundert hat das Neue Jerusalem so oft dargestellt wie Wilhelm Buschulte (1923-2013). Ohne Anspruch auf Vollständigkeit konnte ich bislang folgende Werke mit Jerusalems-Darstellungen dieses Künstlers auffinden, hauptsächlich im Ruhrgebiet:
1953, St. Katharina, Unna
1956, St. Ursula, Bielefeld
1957, St. Maria Königin, Kerpen-Sindorf
1958, St. Foillan, Aachen
1958, Reformationskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit, Worms
1961, Heilig Geist, Dortmund-Wellinghofen
1963, St. Marien, Witten
1991, St. Clara, Dortmund-Hörde
1992, St. Marien, Hamm-Heessen
Warum Buschulte so oft dieses Thema aufgegriffen hat vermag ich nicht zu beantworten. Fest steht, dass der Künstler abstrakte ebenso wie figürliche Lösungen gefunden hat. In Werl im Kreis Soest (Regierungsbezirk Arnsberg) war es eine figürliche Lösung – bereits ein Jahr später gestaltete er ein ähnliches Fenster in St. Marien in Witten überwiegend abstrakt, aber in vergleichbarer Proportion, Farbe und Komposition.

Werl besitzt mit der römisch-katholischen Kirche Mariä Heimsuchung eine bedeutende Wallfahrtsbasilika. In ihr befindet sich seit 1962 Buschultes Apsisfenster (rechte Seite im Chorbereich) aus blaugrünem Antikglas, Blei und Schwarzlot. Es zeigt u.a. im unteren Bereich die Stämme Israels und die Kronen der vierundzwanzig Ältesten. Das Himmlische Jerusalem macht auf dem Fenster nur einen kleinen Teil des mittigen Rundfensters aus. Aufgrund der Höhe und vor allem der Lage sind Einzelheiten für Besucher aus dem Kirchenschiff kaum zu erkennen. In der Mitte der Stadt befindet sich in einem weißen Feld das Gotteslamm mit sieben Augen. An den Seiten markieren, je nach Lichteinfall, goldgelbe bis grüne Blöcke jeweils eines der zwölf Stadttore. Es sind kleine Quadrate mit einem aufgemalten Kreis für den Edelstein oder die Perle. Umgeben ist die Stadt von einem tiefblauen Band, dem Wasser des Lebens. Am Rand des Fensters bricht das Blau ab, nun erscheinen an den Rändern weiße Linien, oben und unten weiße Kästchen – ein eher kompositorisches Element. Über der Stadt wacht ein Engel, deutlich kann man die freundlichen Gesichtszüge erkennen. Die Ummantelung der Figur in tiefes Blau wurde auch bei dieser Engelsfigur wiederholt.

 

Der gleiche Künstler gestaltete in der Kirche im Jahr 1984 ein weiteres Fenster mit Jerusalems-Bezug. Man findet es als das erste von drei Chorfenstern. Bei diesem linksseitigem Fenster ist die Stadt pars pro toto anders, nämlich als Himmelspforte dargestellt, im Rahmen der Lauretanischen Litanei. Aufgrund der weit vorangeschrittenen Abstraktion kann es leicht mit anderen Motiven verwechselt werden. Unten bilden rote Kreise von einem blauen Band umschlossen eine Art Sockel oder Basis. Darüber stehen im Mittelteil zwei längliche Flügel, die mit mehreren roten Kreuzen als Scharniere bestückt sind. Im abschließenden Tondo wird dieses Motiv wiederholt, aber hier mit einer rosa Türfüllung und jeweils drei klammerähnlichen Balken.

Wilfried von Rüden: Wallfahrtsbasilika Werl, Werl 1985 (2).
Stefan Federbusch: Wallfahrtsbasilika Werl. Völlig überarbeitete Neuauflage, Werl 1999.

 

tags: Wilhelm Buschulte, Werl, NRW, Wallfahrt, lauretanische Litanei, Porta Coeli, blau
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