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Tobias Stimmer (1539-1584): Maria-Immaculata-Darstellung (1583)

Eine anspruchsvolle Maria-Immaculata-Darstellung besitzt das Herzog-Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig (Signatur TStimmer WB 3.15). Neben der zentralen Marienfigur sind hier auch einige der Symbole Mariens aufgenommen. Oben (auf der Zeichnung unten links neben Maria) befindet sich die Porta Coeli als klassizistisches Stadttor mit markanter Bossequaderung. Unten (auf der Zeichnung unten rechts neben Maria) ist die Civitas Dei zu finden mit einem bemerkenswerten Rundbau. Beide Zeichnungen sind unmissverständlich in Latein beschriftet.

Das 30 x 18 Zentimeter große Blatt findet sich in dem Band „Commentariorum de verbi dei corruptelis“ (dort S. 648) des Jesuiten Petrus Canisius (1521-1597). Mit seinem „De Maria Virgine Incomparabili“ (1576) haben wir auch eine unmittelbare Vorlage zu „Commentariorum de verbi dei corruptelis“. Erschienen ist  Werk mit wenigen, aber hochwertigen Illustrationen in Ingolstadt. Sie werden Tobias Stimmer (1539-1584) zugeschrieben, dem bereits andere Darstellungen des Neuen Jerusalems, bekannt sind: 1576 erschien bei dem Basler Verleger Thomas Guarin (Gwarin) die von Stimmer gestaltete und von Johann Fischart (1546/47-1591) dichterisch bearbeitete Bilderbibel „Neue Künstliche Figuren Biblischer Historien“. Sie gilt als Höhepunkt des Schaffens Stimmers und zeigt eine betont malerische Behandlung vieler Holzschnitte. 

Max Bendel: Tobias Stimmer, Leben und Werk, Zürich 1940.
Tobias Stimmer und sein Umkreis, Zürich 1985.
Dieter Koepplin, Paul Tanner: Tobias Stimmer 1539-1584. Ausstellungskatalog Kunstmuseum Basel, Basel 1993. 

 

Zum Künstler:

Tobias Stimmer wurde am 7. April 1539 in Schaffhausen geboren, als der älteste Sohn eines Lehrers. Gleich vier seiner insgesamt zehn Geschwister sind als eigenständige Künstler nachweisbar, so der Maler Abel Stimmer (1542-1606), der Zeichner Gideon Stimmer (1545-1578), der Formschneider Hans Christoffel Stimmer (1549-1578) und der Maler Josias Stimmer (1544 – nach 1574). So ist es nicht verwunderlich, dass auch Tobias Stimmer eine künstlerische Laufbahn eingeschlagen hat, wenngleich wir über seine Ausbildung nichts und über sein weiteres Leben nur wenig wissen, wohl auch, weil viele seiner Werke in Kriegen verloren gingen. Hervorgetreten ist er vor allem als Porträtmaler von Persönlichkeiten wie dem Zürcher Naturforscher Conrad Gessner, dem Reformator Heinrich Bullinger, dem Zürcher Bürgermeister Bernhard von Cham. Ab 1568 entstanden Auftragsarbeiten für Illustrationen von Verlegern in Basel, Heidelberg und Straßburg, wo der Künstler sich nach einer Italienreise (unter anderem Como, möglicherweise Rom) 1570 niederließ. Ein Meisterwerk ist seine Gestaltung des Gehäuses und der Figuren der astronomischen Uhr im Straßburger Münster, an der er von 1571 bis 1574 arbeitete. Anschließend folgte von 1576 bis 1578 sein letztes großes Werk, die Deckenausmalung des des neuen Schlosses in Baden-Baden. Am 4. Januar 1584 verstarb Tobias Stimmer an seinem Wohnort im Alter von nur 45 Jahren.

 

tags: Holzschnitt, Renaissance, Himmelspforte, Gottesstadt, Maria Immaculata, Tobias Stimmer
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