
LETZTER BEITRAG
Ferdinand von Quast (1807-1877): Jerusalemsleuchter der evangelischen Kirche von Radensleben (um 1870)
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Preußen eine Renaissance der Jerusalems-Radleuchter, man findet sie jetzt in Magdeburg, in Lychen oder in Bromberg – als Vorbild werden immer wieder allgemein die romanischen

Bernhard Kraus (1867-1935): Ss. Fabian und Sebastian in Osterwick (1922)
Unmittelbar nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg war in Deutschland kaum Geld für teure Kirchenausstattungen vorhanden. Umso bemerkenswerter ist die Ausnahme der römisch-katholischen Kirche Ss. Fabian und Sebastian im Ortsteil Osterwick in Rosendahl im Kreis Coesfeld (Münsterland). Dort lebte nochmals der Historismus auf, nach Entwürfen, die nachweislich noch aus der Vorkriegszeit

Bernhard Kraus (1867-1935): St. Kilian in Iserlohn-Letmathe (1917)
Auch im Sauerland war Bernhard Kraus (1867-1935), der seine Glasmanufaktur in Mainz betrieb, aktiv. Mitten im Ersten Weltkrieg erhielt er vom Paderborner Bistum den Auftrag für mehrere Glasarbeiten für die römisch-katholische Hauptkirche St. Kilian in Iserlohn-Letmathe, seiner Größe wegen auch „Kiliansdom“ oder „Lennedom“ genannt. Die Arbeiten wurden dann 1917 ausgeführt,

Bernhard Kraus (1867-1935): St. Ludger in Selm (1908)
Der Künstler Bernhard Kraus (1867-1935), gebürtig aus Offenbach, war am Ende des Kaiserreichs vor allem als traditioneller historistischer Glasmaler gefragt. Als Katholik aus dem Bistum Mainz arbeitete er überwiegend für römisch-katholische Kirchen und Kapellen seines Bistums. Im Gegensatz zu anderen seiner Kollegen, wie Friedrich Stummel (1850-1919), Adolf Quensen (1851-1911) oder

Grete Bardenheuer (1908-1993): Wandteppiche aus St. Antonius in Geisecke (1975)
Die römisch-katholische Kirche St. Antonius befindet sich in Geisecke, einem Ortsteil von Schwerte im südöstlichen Ruhrgebiet, direkt an dem Fluss Ruhr, der der Region seinen Namen gab. Den kleinen Altarraum der ungewöhnlichen Kirche aus den 1930er Jahren schmückt eine ungewöhnliche Textilarbeit (465 x 260 Zentimeter). Ein hell gehaltener Wandbehang zeigt

Pascual Olivares y Argote: Ölgemälde „Maria Immaculata“ aus Cuzco (1811)
Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert war es in Neuspanien populär, die Symbole der Lauretanischen Litanei in einem kolonialen Lokalstil wiederzugeben. Meist waren es namentlich nicht bekannte Meister, von denen wir Beispiele aus dem Dallas Museum of Art und aus mehreren Privatsammlungen kennen. Etwas anderes ist es bei

Radapokalypse Biblia picta aus Böhmen (1325-1349)
Radapokalypsen gab es bei Wandmalereien oder bei Radleuchtern vor allem in der Romanik häufiger, aber als Buchillustrationen sind sie selten. Eine solche Variante kommt aus Prag (Národni Knihovna, Prag, Signatur: MS XXIII C 124) und entstand dort im 14. Jahrhundert, zwischen 1325 und 1349. Es handelt sich um eine umfangreiche

Janice Zmilely: Jenaer Kodex (um 1495)
Im Spätmittelalter war Böhmen eine maßgebliches Zentrum der Miniaturmalerei Mitteleuropas, das bezeugen nicht allein die Radapokalypse aus der Velislai Biblia picta oder eine Weltgerichtsdarstellung von 1441, sondern auch eine Miniatur aus dem Jenaer Kodex (tschechisch Jenský kodexauch, früher auch als Jenaer Hussitenkodex bezeichnet). Er befand sich früher in der Universitätsbibliothek

Edouard Didron (1836-1902): Historistische Himmelspforte aus St-Bénigne in Dijon (1899)
Die Zahl der Himmelspforten im Kontext der lauretanischen Litanei auf Glasfenstern wuchs vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an. Das war vor allem in Deutschland der Fall (so in der Saarregion, aber auch in Ahlen oder Bad Driburg), weniger in Frankreich, wo die Kirchen meist ältere Fenster

Juan del Castillo (1584-1640): Maria Immaculata mit zwei Himmelspforten
Es gab im 17. Jahrhundert eine kleine, aber feine Traditionslinie, bei der die Symbole der Maria Immaculata nicht in kreisförmige Tondi (was es schon gab) gesetzt wurden, sondern in annähernd runde Lichterscheinungen, bei denen sich die Symbole Mariens weißgeblich vom dunkelblauen Hintergrund abheben, als würde die Leinwand durchbrochen und die

Alexandre Cingria (1879-1945): Notre-Dame du Valentin in Lausanne (1933)
Die Zahl der Buntglasfenster in der Schweiz ist, aus verschiedenen Gründen, überschaubar. Daher ist die früheste Darstellung des Himmlischen Jerusalem aus dem Jahr 1933, also noch relativ jung, etwa im Verglich mit älteren Werken aus England oder Frankreich. Relativierend muss man allerdings hinzufügen, dass sich eine wesentlich ältere Arbeit von

Isabelle Tabin-Darbellay (geb. 1947): Fenster aus Notre Dame de l’Assomption in La Neuveville (1997)
Ein Fenster „Jérusalem Céleste“ findet sich in der römisch-katholischen Kirche Notre Dame de l’Assomption (Mariä Aufnahme in den Himmel) im schweizerischen La Neuveville am Rand des Juragebirges im Kanton Bern. Der Bau war 1954 mit einfachen Mitteln errichtet worden, und wie oft in solchen Fällen kam es eine Generation später

Philippus Endlich (1700-1768): „Der Glaube an das Licht“ (1709)
„Zegepraal der goddelyke liefde“ („Triumph der göttlichen Liebe“) lautet der originale Titel eines Bandes des Dichters Jan van Hoogstraten (1662-1736), der erstmals 1709 in Gouda von Lucas Kloppenburg, dann in zweiter Auflage 1728 von Johannes Ratelband in Amsterdam herausgebracht wurde. Für die zahlreichen Illustrationen entwarf Philippus Endlich (1700-1768) in Amsterdam

Totenbuch der Tübinger Stiftskirche: Einträge zu Friderika G. Märklin (1768) und Adam Schöpf (1770)
Totenbücher waren, ähnlich wie die Leichenpredigten, eine Form des Andenkens an das fromme und weltliche Leben für die Hinterbliebenen, auch hatten die Dokumente rechtliche Funktion und wurden im Pfarramt aufbewahrt. Ein besonders schönes Exemplar mit handkolorierten Zeichnungen hat sich aus Tübingen erhalten und befindet sich heute im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart.

Yves Voirol (1931-2015): Rundfenster aus der Kirche Saint-Germain in Moutier (2000)
Die reformierte Kirche Saint-Germain in Moutier im schweizerischen Juragebirge besitzt abstrakte Fenster des Glasmalers Yves Voirol (1931-2015). Sie entstanden in Etappen zwischen 2000 und 2002 und wurden zum großen Teilen aus Mitteln der Gemeinde ermöglicht. Unter ihnen zeigt das runde Fenster der Nordseite das Himmlische Jerusalem, als Gegenpol zum Schöpfungsfenster

Weltgericht aus Russland (um 1620)
Hin und wieder gelingt es Museen, Kunstwerke aus Privatsammlungen zu erlangen, die unser kunsthistorisches Wissen erheblich erweitern. Sicherlich trifft das im vorliegenden Fall zu. Über die Ikone liegen überraschend viele Informationen vor: Entstanden ist das Werk um 1620 in Russland und befand sich über Jahrhunderte in kirchlichem Besitz. In der

Wacław Piszczek (geb. 1945): Illustrationsvorschläge aus „Symbole Religijne“ (1997)
In verschiedenen Ländern gab es immer wieder Bildbände mit graphischen Vorlagen, die dazu anregen sollten, den Gemeindemitarbeitern, zumal wenn sie künstlerisch selbst nicht talentiert waren, passende Vorlagen an die Hand zu geben. Auch dienten die Vorlagen dazu, bei Sonntagsschulen oder

Ladislav Záborský (1921-2016): Gemälde „Himmlisches Jerusalem“ (1972 und 1998)
Bei diesem Gemälde denkt man zunächst an abstrakte Kunst: Blaue und gelbe Rechtecke sind übereinander gesetzt – an und für sich nichts besonders, und inzwischen hundertfach so oder ähnlich aufgemalt; ganz ähnliche Werke kennen wir von Gabrielle Hollensett, Vera Gerling,

Ikone „Gesegneter Himmel“ aus Moskau (um 1780)
Das Bildmotiv Lauretanische Litanei war im spätmittelalterlichen Frankreich entstanden, mit einem sofort erkennbaren Bildaufbau: eine stehende Marienfigur in der Mitte, um sie verschiedene Symbole angeordnet, die alle ihre Makellosigkeit, Reinheit und angebliche Freiheit von der Sünde anzeigen. Zu diesen Symbolen

Bildhauer Rodeau, Paris: Schmuckstück aus Bronze (um 1880)
Der Bildhauer Rodeau arbeitete im Verborgenen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fertigte er in seiner Werkstatt eine Vielzahl kleiner, meist nur wenige Zentimeter große Schmuckstücke, Amulette, Medaillons und ähnliches an. Überwiegend sind es Heiligenporträts, Madonnenbilder, biblische Szenen. Die Mehrzahl dieser

Kalenderblatt aus Sachsen (1807)
Eigentlich war das Spätmittelalter die Zeit, in der sich auf Kalendern das Himmlische Jerusalem nachweisen lässt – dies belegen ca. einhundert Miniaturen aus Stundenbüchern. Später gibt es so gut wie keine Beispiele, aus folgendem Grund: Ein Kalender geht von der

„Association of Marian Helpers“: Gebetskarte mit Himmelspforte (1996)
Gebetskarten und Andachtsbilder fanden sich vor allem im römisch-katholischen Bereich, es gab sie als fromme Massenware bis etwa 1990, als sie dann mehr und mehr durch das Internet ersetzt wurden. Das vorliegende, späte Beispiel wurde 1996 von der „Association of
Über mich


Dr. Claus Bernet
Um etwa 1990 begann ich, mich mit dem Thema Jerusalem zu beschäftigen. Die Stadt habe ich mehrfach bereist und Bücher zu diesem Thema verfasst; erwähnen sollte man vielleicht die Reihe „Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem“, den Band „Perlen des Neuen Jerusalem“ und meine Dissertation „Gebaute Apokalypse“. Zahlreiche Aufsätze erschienen immer wieder in Fachzeitschriften (Das Münster, Textilkunst International, Zeitschrift für Sepulkralkultur, u.v. a.). Mit meiner wissenschaftlichen Dokumentation von Jerusalems-Kunstwerken konnten bereits Ausstellungen und Museumskataloge unterstützt sowie Gemeinden bei der Anschaffung von geeigneten Kunstwerken beraten werden. Regelmäßig gebe ich auch Bildvorträge zu diesem Thema. Grundlage der Publikationen und der Bildvorträge sind meine fotografische Sammlung von inzwischen 6.000 Aufnahmen von Glasfenstern, Fresken, Mosaiken und anderen Kunstwerken.