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Maria Immaculata aus der Kapelle in Le Croisic (um 1880)

Um 1540 wurde auf Initiative Raoul Karahès, eines wohlhabenden örtlichen Reeders, eine Kapelle in dem aufstrebenden Badeort Le Croisic erbaut. Es geschah an der Stelle, wo einer Legende nach die Taufe der ersten Bewohner im 6. Jahrhundert durch den Bischof Félix stattgefunden haben soll. Man findet den Bau nicht im Zentrum der Stadt, sondern nahe der Salzwiesen von Guérande, die der Region und vielleicht auch dem sich fromm gebenden Stifter Wohlstand brachten. Die römisch-katholische Kapelle der Spätgotik wurde 1952 unter Denkmalschutz gestellt.
Der Bau hatte davor eine wechselvolle Geschichte. Während der Französischen Revolution wurde er vom Staat beschlagnahmt und diente als Pulvermagazin. 1858 wurde er von Pater Bigaré, dem damaligen Pfarrer von Le Croisic, gekauft, der ihn 1863 an Baron Caruel de Saint-Martin weiterverkaufte, unter der Bedingung, dass der Bau seine ursprüngliche religiöse Bestimmung wiedererlangt. Der neue Besitzer, dann sein Schwiegersohn, der Graf von Partz, restaurierte das Gebäude schließlich 1870/80. Bei diesem Anlass wurden auch neue Buntglasfenster eingebaut, die u.a. das Wappen der Grafen zeigen.
Das mittlere Chorfenster hat auf drei Bahnen die Maria Immaculata zum Thema. Im Gegensatz zu früheren Arbeiten, bei denen zahlreiche Symbole Mariens eingesetzt wurden, griff man hier allein zur Darstellung der Bundeslade (rechts) und der Porta Coeli (links). Das zeigt, dass die Himmelspforte immer noch oder bereits wieder zu den wichtigsten Mariensymbolen zählt, vermutlich, weil jeder Besucher eine Pforte kannte und sicher auch wegen ihrer leicht verständlichen Symbolik. Es ist eine Repräsentation im Klassizismus des späten 19. Jahrhunderts, angelehnt an die neu erbauten Triumphbögen. Die konkrete Vorlage war ein Glasfenster, das etwa 20 Jahre zuvor in Blois eingebaut wurde. Die Pforte steht auf einer schmalen Basis und schwebt ansonsten frei im Raum. Strahlen gehen aus dem Zentrum an der Pforte vorbei, aber auch durch ihren Torbogen, da diese Pforte offen steht. Bei den Schmuckformen erinnert die Diamantquaderung an die Renaissance. Überhöht ist sie von drei lateinischen Kreuzen, von denen man wegen des unglücklichen Querstrebens nur das mittlere vollständig sehen kann. Dass Träger oder Bleiruten immer wieder Glasmalereien verunstalten, hat leider Tradition, hier ein paar weitere besonders eindrucksvolle Beispiele: Clairmont-Ferrand, Seminarkapelle München oder Nettersheim-Pesch.

Jean-François Caraës: A propos de la chapelle du Crucifix au Croisic: Raoul Karahès, ‚marchant maréant sur mer‘ au XVIe siècle, in: Bulletin de la Société Archéologique et Historique de Nantes et de Loire-Atlantique, 119, 1983, S. 79-96.

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tags: Porta Coeli, Maria Immaculata, Klassizismus, Loire-Atlantique, Frankreich, Kreuz
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