Franz Melchior (geb. 1881 – nach 1946): St. Cäcilia in Nettersheim-Pesch (1946)

Unmittelbar nach den Kriegsschäden erfolgte um 1946 in der römisch-katholischen Kirche St. Cäcilia in Nettersheim-Pesch in der Nordeifel eine Neuverglasung. Es ist nicht die erste Verglasung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland, aber die erste, die das Himmlische Jerusalem als Motiv besitzt, nach heutigem Kenntnisstand. Allein diese Verglasung zu einer Zeit, in der noch viele Wohnhäuser ohne Glasfenster auskommen mussten, rechtfertigt die Kirche aus der Mitte des 19. Jahrhunderts als geschütztes Baudenkmal.

Eines der neuen Fenster an der rechten Schiffseite zeigt das Himmlische Jerusalem im mittleren Bereich als Gottesburg in dunkelblauer und violetter Farbe. Das Fenster im Kirchenschiff ist aus mattem Kathedralglas, Blei sowie aus Schwarzlot und wurde von dem Kunstglasmaler Franz Melchior (geb. 1881 – nach 1946) in Köln geschaffen. Das Haupttor in die Stadt ist möglicherweise offen; leider schiebt sich eine Sprosse des Fensters vertikal durch die Stadt und trennt nicht nur die Pforte, sondern die gesamte Stadt in zwei Hälften. Goldene Strahlen finden sich an vier Seiten der Stadt, die bei der Pforte auch an den Pfad oder den Weg des Lebens erinnern. Vor den Mauern der Stadt ist noch ein blaues Wolkenband eingeschoben, welches mit einem roten Bogen über der Stadt korrespondiert. Im Inneren befinden sich mehrere detailreiche Bauten, die wie historische Kirchen aussehen, vielleicht Bauwerke aus der Eifelregion? In der Mitte findet sich noch der Ansatz des Zionshügels (vermutlich mit dem Gotteslamm) sowie der Hauptturm des hinteren Zentralbaus, die aber beide durch die erwähnte Sprosse verunstaltet sind. Durch die Sterne auf der Hintergrundverglasung gewinnt man den Eindruck, als würde die Stadt im Himmel schweben.

Hans Peter Schiffer: Kirchen und Kapellen in der Gemeinde Nettersheim. Geschichte – Bauart – Ausstattung, Kall 2004.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).

 

tags: Nachkriegskunst, Pforte, Eifel
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