Suche
Close this search box.

Winfrieda Schmied: Kapelle Mariazell am Sursee (1925)

Im Jahr 1925 schuf die Nonne Sr. M. Winfrieda Schmied eine einfache und einfarbige Handzeichnung, die sich im Jahreszeitbuch der Kapelle Mariazell am Sursee (Kanton Luzern, Schweiz) befindet. Sie ist mit „Maria Zell“ unterschrieben. Die Franziskanernonne aus dem Nachbarkloster Baldegg präsentiert uns auf der Zeichnung links die Janua Coeli mit Zinnen und Beschlägen samt Schloss – bereits dieses Motiv ist ein Verweis auf das Himmlische Jerusalem. In der Mitte ist die Heilige Maria eingefügt, wie sie einer anderen Heiligen begegnet. Überschrieben ist dieser Bildteil mit „Magnificat“. Rechts ist die Arche Noah zu finden, ein Symbol für Maria als Retterin der Schöpfung. Bekrönt ist das Werk mit einem Himmlischen Jerusalem unter einem Agnus Dei mit der Siegesfahne in Anlehnung an das Wappen der Schweiz. Die Stadt überspannt die drei unteren Bildteile und vereint sie kompositorisch. Im Vordergrund dieses Bildteils steht die Stadtmauer mit drei Toren offen. Von den drei Toren führt jeweils ein Tor zu einem der drei unteren Bildteile. Im Inneren ist die Stadt mit einer großen Zahl unterschiedlicher Flachbauten angefüllt, die an mittelamerikanische Pueblos erinnern. Zwischen den insgesamt vier Bildmotiven (Stadt, Pforte, Maria und Arche) sind überall Rosensträucher eingefügt. An zwei Stellen durchbrechen diese Rosen den kunstvollen Rahmen und verbreiten sich zu einer eigenständigen Ornamentik, die den Jugendstil nachklingen lässt.
Die volkstümliche Zeichnung aus dem letzten Jahrhundert belegt, wie intensiv der Ort Mariazell mit dem Thema Himmelserscheinung noch im 20. Jahrhundert verbunden war. Im Grunde ist es eine Votivtafel und mit dieser Erzählweise äußerst selten.

Lothar Emanuel Kaiser: Kapelle Mariazell in Sursee, Lindenberg 2007.
Claus Bernet: Zeichnungen, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 19).

 

tags: Kanton Luzern, Schweiz, Votiftafel, Volkskunst, Franziskaner, Pforte, Arche Noah, Pueblo
Share:
error: