Ludwig Richard Conradi (1856-1939): „Christi glorreiche Erscheinung“ (1918)
Der kurze Traktat „Christi glorreiche Erscheinung“ erschien erstmals im Jahr 1900 in der Hamburger Traktatgesellschaft der deutschen Adventisten. Ihr Verfasser war einmal mehr der Missionar, Prediger und Herausgeber Ludwig Richard Conradi (1856-1939). Unermüdlich hat er das Motiv des Neuen Jerusalem popularisiert. Das Cover der Ausgabe von 1918 zeigt im unteren Bereich die vergehende Welt: Eine zerfallende dorische Säule links und eine umgefallene Fackel rechts deuten das Ende an. Die Fackel wird von einem Schwert gekreuzt, denn jetzt ist auch das Ende aller Kriege und Zwietracht eingetreten.
Das aufgeschlagene Buch vorne spielt auf den Untertitel an: „Eine Klarlegung von Matthäus Vierundzwanzig“ (Matthäusevangelium Kap. 24: Rede über die Endzeit, Matthäusapokalypse). Im Hintergrund ahnt man das palästinensische Jerusalem zwischen den Hügeln. Darüber, zu beiden Seiten einer stilisierten Jugendstilblüte, wohl einer Seerose, erscheinen Bauten des neuen, ewigen Jerusalem, in einer für Adventisten zu dieser Zeit typischen Art und Weise. Die Gottesstadt zeigt sich ohne Mauern, mit Bäumen zwischen den Bauten, unten von Wolken umzogen, oben mit einem Strahlenkranz versehen. Obwohl es sich um eine Coverzeichnung handelt, ist der Künstler namentlich nicht angegeben. Es gibt jedoch eine Vignette, die ähnlich aufgebaut ist: In „Weissagung und Weltgeschichte“ (1922) findet sich die Stadt Jerusalem zwischen Blumen an beiden Seiten gerahmt. Auch die verschlungenen Linien als Seitenrahmung finden sich in beiden Illustrationen – vermutlich haben wir hier den gleichen Zeichner vor uns. Wie üblich, sind die Arbeiten nicht signiert und auch aus der Publikation geht nicht hervor, wer daran beteiligt war. Da die Bildelemente eng an den Buchinhalt angelehnt sind, muss es jemand gewesen sein, der extra 1918 oder kurz zuvor mit dieser Illustration beauftragt war. Sicher wäre es interessant zu erfahren, wie viel damals gezahlt wurde, wie lange an solch einem Cover gearbeitet wurde und wie die einzelnen Absprachen zwischen Conradi und seinen Mitstreitern aussahen – Einzelheiten, die wohl für immer unbekannt bleiben.