„Virgen de Vallicella“ aus Santa Vera Cruz y San Felipe Neri in Puebla (17. Jh.)
Die „Virgen de Vallicella“, die „Jungfrau aus Vallicella“ ist eine großflächige Darstellung der Maria Immaculata mit zahlreichen ihrer Symbole nach der Lauretanischen Litanei aus dem Mittelalter. Der Künstler hat sie jeweils in ein eigenes Medaillon gefasst, das von einem Engel gehalten wird – nichts neues, man kennt es bereits von Juan de Roelas (1615), von Giuseppe Cesari, oder von Seguidor de Angelino Medoro, ein späterer Höhepunkt waren sicherlich die Medaillons aus dem Franziskanerkonvent in Guadalupe, Mexiko (um 1790)
An Gesichtern, die schwerer als Landschaften oder Architektur zu gestalten sind, zeigt sich die Qualität eines Bildes. Hier haben wir es mit einer mittelmäßigen Ausführung zu tun, eine durchaus solide Arbeit eines sicher akademisch geschulten Malers, aber auch kein überragendes Meisterwerk. Leider ist der Verantwortliche dieser Ölmalerei namentlich nicht überliefert. Das Gemälde befindet sich heute in der Sakristei der römisch-katholischen Kirche Santa Vera Cruz y San Felipe Neri im mexikanischen Puebla. Auf dem komplexen Bild interessieren hier lediglich die Civitas Dei oben links und die barocke Himmelspforte oben rechts. Das zentrale Tor der Gottesstadt steht offen, ein sich zum Betrachter verbreitender Weg führt direkt zu ihm. Die Stadt hinter den Mauern ist, im Gegensatz zum Vordergrund, vielgestaltig und abwechslungsreich ausgestaltet. Die Beschriftung dieses Symbols ist ungewöhnlich: „Gloriosa dicta sunt de te Civitas Dei“ (Psalm 86, Vers 3), eine Abwandlung von „Gloriosa dicta sunt de te Maria“.
Die Himmelspforte in einem einheitlichen hellgrauen Farbton steht ebenfalls offen. Sie ruht auf zwei Doppelpfeilern und hat einen komplexen Giebel, der nochmals ein kleineres Tor zeigt. Das Symbol liegt schief zum Betrachter und ist teilweise durch den muskulösen Arm des Engels verdeckt, der es trägt.
Héctor Schenone: Iconografía del arte colonial. Santa María, Buenos Aires 2008.