Melchor Pérez de Holguín (1660-1732): Malereien der Maria Immaculata mit Himmelspforten (um 1720 und um 1730)
Melchor Pérez de Holguín (1660-1732) hatte schon auf einem umfangreichen Weltgerichtsgemälde 1708 einmal die Himmelspforte dargestellt. In den 1720er Jahren folgten Malereien, die dieses Objekt im Rahmen von Darstellungen der Maria Immaculata nach der Lauretanischen Litanei zeigen. Hier ist die Pforte stets ein Symbol neben weiteren, die alle die Reinheit Mariens symbolisieren sollen. Das erste Beispiel ist um 1720 im heutigen Bolivien entstanden.
Das insgesamt 143 x 106 Zentimeter große Gemälde zählt zu den hervorragenden Ausstellungsstücken des Geschichtsmuseums von New Mexico in Santa Fe (USA). Auch hier ist die helle, leicht wirkende Pforte in Tradition derer von Juan de Valdes Leal oben rechts in die Ecke gesetzt. Es sieht ganz so aus, als würde der Putto mit seinen Fingern neugierig die Pforte öffnen oder konzentriert etwas untersuchen – der Barock liebte solche Spielereien. Vergleicht man beide Werke des Meisters, dann könnten die Darstellungsweise der massiven Pforte des Weltgerichts von 1708 zu dieser filigranen Lichterscheinung nicht unterschiedlicher sein. Man würde kaum darauf kommen, dass sie von gleicher Hand entworfen wurden.
Melchor Perez Holguin hatte zahlreiche Schüler, arbeitete mit Kollegen zusammen und hatte Angestellte. In seiner Werkstatt entstand gegen Ende seines Lebens noch mindestens eine weitere Maria Immaculata, auch alternativ Tota Pulchra genannt. Diese, die auf ca. 1730 datiert wird, zeigt die Himmelspforte am oberen linken Bildrand. Wie häufiger, ist der obere Teil der Pforte durch Beschnitt, Rahmung und Abnutzung verloren gegangen. Selbst auf dem Original ist die schwach aufgemalte Pforte, die sich zudem farblich kaum vom Hintergrund abhebt, schwer zu erkennen, zumal ihr ein Strauß Rosen vorgesetzt wurde. Durch einen Riss in der Leinwand ist die Pforte zusätzlich beschädigt. Das Gemälde ist Teil der Sammlung des Museums Pedro de Osma in Lima. Die Konzeption einer Pforte vor blühenden Rosen ist allerdings nicht in Holguins Werkstatt erfunden worden, diese gab es schon seit ca. einer Generation (siehe eine ähnliche Kombination von um 1680 in der Sammlung Joaquin Gandarillas Infante).
Jose de Mesa, Teresa Gisbert: Holguin y la pintura a virreinal en Bolivia, La Paz 1977 (2).
Ilona Katzew (Hrsg.): Contested visions in the spanish colonial world, Los Angeles 2011.
Josep Diaz, Suzanne Stratton-Pruitt: Painting the divine. Images of Mary in the New Word, Albuquerque 2014.