
Melchor Pérez de Holguín (1660-1732): Weltgericht (1708) und Himmelspforte (um 1720)
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Claus Bernet
- September 6, 2021
Melchor Perez Holguin (1660-1732) war einer der bekanntesten Barockmaler Südamerikas. 1708 vollendete er ein imposantes Weltgerichts-Gemälde für die katholische Kirche San Lorenzo in Potosi. Das gut erhaltene Gemälde ist von hoher Qualität und Originalität. So findet man auf der linken Seite oben eine kunstvolle barocke Himmelspforte mit kolonialen Stilanklängen. Der Bau ruht auf Säulen, denen mehrere Trapeze aufgesetzt sind. Ungewöhnlich ist die flächige blaue, rote und grüne Farbgebung der einzelnen Bauteile, was man von keiner anderen Darstellung der Himmelspforte in dieser Art und Weise kennt. Bemerkenswert sind auch auch die zu dem Tor strömenden Mönche, die, wie Soldaten, in Schlachtordnung marschieren, jedoch nicht in den Tod, sondern das ewige Leben.
Mario Chacón Torres: Arte virreinal en Potosi. Fuentes para su historia, Sevilla 1973.
Jose de Mesa, Teresa Gisbert: Holguin y la pintura a virreinal en Bolivia, La Paz 1977 (2).
Ilona Katzew (Hrsg.): Contested visions in the spanish colonial world, Los Angeles 2011.
Holguin hat kurz nach seinem Gemälde des Weltgerichts die Himmelspforte ein ein weiteres Mal dargestellt, diesmal im Rahmen eines Ölgemäldes der Maria Immaculata. Entstanden ist es um 1720 in Bolivien. Das insgesamt 143 x 106 große Objekt zählt heute zu den hervorragenden Werken des Geschichtsmuseums von New Mexico in Santa Fe. Auch hier ist die Pforte oben rechts in die Ecke gesetzt. Es sieht ganz so aus, als würde der Putto mit seinen Fingern neugierig die Pforte öffnen – der Barock liebte solche Spielereien. Vergleicht man beide Werke des Meisters, dann könnt die Darstellungsweise nicht unterschiedlicher sein und man würde kam darauf kommen, dass sie von gleicher Hand entworfen wurden.
Josep Diaz, Suzanne Stratton-Pruitt: Painting the divine. Images of Mary in the New Word, Albuquerque 2014.
Beitragsbild: F. Kochen