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Wandmalerei aus der Dreifaltigkeitskirche in Rákoš (um 1380)

Noch vor der Wandmalerei in Cerin (um 1410) und derjenigen in der Annakirche in Strazky (um 1510) entstand auf dem Gebiet der heutigen Slowakei die Wandmalerei in Rákoš als bedeutendste Darstellung eines Weltgerichts mit einem Himmlischen Jerusalem, die sich in dem Land bis heute erhalten hat. Man findet sie in der römisch-katholischen Dreifaltigkeitskirche in Rákoš, wo sie bereits um 1380 gemalt worden sein soll. Rákoš befindet sich in der Mitte der Slowakei, die auch als historische Landschaft Gemer bezeichnet wird.
Neben der Ladislaus-Legende zeigt die Nordwand des Mittelschiffs der Kirche ein typisches Weltgericht, welches man von rechts nach links liest: Zunächst werden die Toten aus ihren Gräbern von den Trompeten zum Jüngsten Gericht gerufen. Die Glücklichen, die zu den Geretteten zählen, werden von einem Engel zu Petrus geleitet. Seine spitzen Flügel sind ein wichtiges Merkmal für die Datierung in die Mitte des 14. Jahrhunderts. Ein weitere Engel bewacht die Szenerie von oben. Auch wenn man Einzelheiten der Personen kaum mehr erkennen kann, so handelt es sich bei den Geretteten um Repräsentanten geistlicher und weltlicher Stände. Petrus steht direkt vor einer offenen, schmalen Pforte (vgl. das Fresko in Heidelberg-Handschuhsheim, 1400-1450). In seiner rechten Hand hält er den Schlüssel nach oben, mit der linken Hand begrüßt er die Ankommenden. Hinter der Pforte schiebt sich eine helle Mauer nach links. Über ihr sieht man zwischen und vor Zinnen der vorderen wie auch hinteren Mauer einige Gerettete, Engel und immer wieder Baumbewuchs, was in typischer Manier des 14. Jahrhunderts wie Wolken aussieht.

Martina Pippal, Falko Daim, Kerstin Kowarik (Hrsg.): Die frühmittelalterlichen Wandmalereien Mährens und der Slowakei: Archäologischer Kontext und herstellungstechnologische Analyse, Innsbruck 2008.

 

Beitragsbild: Real Online

tags: Slowakei, Weltgericht, Gotik, Mittelalter, Ständevertreter
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