Baltasar Echave Ibia (1584-1660): Ölmalereien der Maria Immaculata (1620-1630, 1620, 1622 und um 1630)
„Tota Pulchra“ gehört mit einer Größe von insgesamt 241 x 170 Zentimetern zu den größeren Fassungen dieses Bildtyps. Es zeigt im Zentrum eine Marienfigur, welche umgeben ist von verschiedenen Symbolen der Lauretanischen Litanei. Solche Gemälde verließen im 17. Jahrhundert die Malereiwerkstätten in Serie, vor allem in Spanien und auch in Neuspanien wurden viele römisch-katholische Kirchen und Klöster mit dieser Ikone der Gegenreformation ausgestattet. Oftmals weiß man nicht, wer die Malereien ausgeführt hat, zumal in den meisten Werkstätten mehrere Künstler zusammen arbeiteten. Diese Fassung wird wahlweise Baltasar Echave Ibia (1584-1660), dann auch Manuel Echave oder einem anonymen „Maestro de San Ildefonso“ zugeschrieben. Sie entstand zwischen 1620 und 1630 und befindet sich heute in der Sammlung Fomento Cultural Banamex in Mexiko-Stadt. Bei diesem Ölgemälde findet man links ein winziges Tor, zu dem eine lange Himmelsleiter nach oben führt (siehe die Darstellungen von Andrés Lagarto und aus San Miguel de Boconó in Trujillo). Diese Pforte ist hell erleuchtet und steht offen. Die beiden Streben der Leiter ähneln Lichtstrahlen, die die Wolken durchbrechen. Auf einer der Wolken steht diese Pforte frei im Raum. Rechts gegenüber ist eine weitere Porta Coeli zu finden. Diese Pforte ist dunkel und geschlossen. Sie wird mit beiden Händen eines Engels getragen, der ihre Front leicht zum Betrachter schiebt. So können Details wie Verzierungen auf dem Dreiecksgiebel oder ein Fundament hier besser erkannt werden. Die folgenden Vergleichsbeispiele werden zeigen, dass es gute Gründe gibt, diese Arbeit Echave Ibia zuzusprechen.
Zahlreiche Putti spielen vergnügt auf einem Ölgemälde „La Inmaculada“, von denen zwei zur linken und rechten Seite Mariens eine ähnliche Himmelspforte tragen. Es ist ein weißer Bau im Stil der klassizistischen Renaissance mit lokalen Einflüssen, ähnlich wie die Pforten bei Blas de Torres. Vermutlich ist links die offene, rechts die geschlossene Pforte dargestellt, denn zwei offene Pforten auf einem Maria-Immaculata-Gemälde wären eine Besonderheit. Auch dieses Werk wird Baltasar Echave Ibia zugeschrieben und ist auf 1620 datiert. Es wurde einst für eine römisch-katholische Kirche angefertigt und befindet sich heute im Mexikanischen Nationalmuseum für Kunst in Mexiko-Stadt.
Zwei Jahre darauf, 1622, entstand für einen Altar eine 251 x 170 Zentimeter große Tota Pulchra, die ebenfalls im Mexikanischen Nationalmuseum für Kunst aufbewahrt wird. Diese Ölmalerei von Baltasar Echave Ibia ist in hellen, transparenten Tönen gehalten. Auch hier wurden Himmelspforten beiden Seiten Mariens gegenübergestellt (siehe Ausschnitt), getragen von Putti-Gruppen und umgeben von dramatischen Wolkenformationen, eine Meisterleistung Echave Ibias. Die Tore in einer dunkelrosanen Färbung sind überaus prächtig, fast manieristisch, als Triumphbögen ausgestaltet, mit jeweils vier Säulen und einem fein ziselierten Dreiecksgiebel, der wie eine zweite Pforte dem Unterbau aufgesetzt ist. Die rechte Pforte hat eine goldene Füllung, sie präsentiert den noch verschlossenen Zugang, wie schon auf seinem Gemälde in der Sammlung Banamex.
(Rogelio) Ruiz Gomar u.a.: Un pintor manierista. Baltasar de Echave Ibía, Mexico 1995.
Luis Ignacio Sáinz, Virginia Armella de Aspe: Entre el dragón y la sirena, la virgen, Aguijón del Asombro 1996.
Wenige Jahre später schuf Echave Ibia um 1630 nochmals eine Präsentation der Maria Immaculata. Diesmal wurde nur ein Tor ohne Engel auf die linke Gemäldeseite gesetzt und thront dort auf einer Wolkenformation. Angestrahlt wird es von rechts durch die leuchtende Marienfigur. Das Werk aus Mexiko gelangte in die USA und ist heute Teil der Sammlung der Peyton Wright Gallery in Santa Fe, USA.
José Guadalupe Victoria: Un pintor en su tiempo. Baltasar de Echave Orio, Mexico City 1994.
(Rogelio) Ruiz Gomar, (Gibson) Danes, (Elisa) Vargas Lugo: Un pintor manierista. Baltasar de Echave Ibía, Mexico 1995.
Luis Ignacio Sáinz, Virginia Armella de Aspe: Entre el dragón y la sirena, la virgen, Aguijón del Asombro 1996.