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Blas de Torres: „Tota Pulchra“ (um 1635)

Eine für das 17. Jahrhundert typische Darstellung der Maria Immaculata stammt von dem Italiener Blas de Torres: „Tota Pulchra“ (auch „Nuestra Señora de la Asunción“ genannt). Es ist eine Ölmalerei aus dem Museum der Wallfahrtsbasilika in Guadalupe in Mexiko-Stadt. Das insgesamt 129 x 175 Zentimeter große Ölgemälde zeigt verschiedene Symbole Mariens gemäß der Lauretanischen Litanei, ist aber bezüglich der Himmelspforten eher untypisch: Das Bild wartet mit gleich zwei Himmelspforten in ähnlichem Stil auf, die sich links bzw. rechts der zentralen Marienfigur befinden. Dieser Stil ist eher an der Geradlinigkeit der Renaissance oder römischen Klassik orientiert und hat mit dem zeitgenössischen Verschnörckeleien des Barock nichts gemeinsam. Vielleicht ist dies dem Einfluss lokaler Traditionen Lateinamerikas geschuldet?Die Pforten sind keineswegs identisch. Bei genauerem Hinsehen fallen kleine Unterschiede ins Auge: Die linke Pforte hat einen durchbrochenen Dreiecksgiebel, auf den wiederum eine kleinere Pforte gesetzt sind. Die Pfeiler der Hauptpforte sind hellblau. Die rechte Pforte hat einen höheren Eingang, der Giebel besteht aus drei Rundungen. Die Pfeiler sind hier rosa. Auf eine barocke Zutat konnte de Torrs nicht verzichten: Beide Pforten werden von jeweils zwei Putti getragen, die den Zugang in das Himmlische Jerusalem stolz den Betrachtern präsentieren. Gemälde mit zwei offenen Himmelspforten sind selten, fast immer ist es ansonsten die Porta Coeli und die Porta Clausa, also die offene und die geschlossene Pforte. Dass aber zwei ähnliche Pforten, die vermutlich beide offen stehen, in einem Bild vereint sind, darf fast Einzigartigkeit beanspruchen (Ausnahme: Maestro de San Ildefonso). Es ist auch nicht auszuschließen, dass es ein Fehler von Blas de Torres gewesen war, einem Maler, von dem außer diesem Gemälde kaum etwas bekannt ist.

Giorgio Antei (Hrsg.): Plus ultra. Oltre il Barocco. Arte latino-americana a confronto, Milano 2009.
Gisela von Wobeser: Cielo, infierno y purgatorio durante el virreinato de la Nueva Espana, Coyoacán 2011.
Sergi Doménech Garcia: La imagen de la mujer del apocalipsis en Nueva Espana y sus implicaiones culturales, Valencia 2013.

 

tags: Maria Immaculata, Porta Coeli, Tota Pulchra, Mexiko, Mexiko-Stadt
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