Andrés Lagarto (1589-1667): Immaculata-Darstellungen (1622 und um 1640)

Der nach Mexiko ausgewanderte Luis Lagarto (1556-1624) hatte dort eine Werkstatt gegründet, in welcher eine ganze Reihe seiner Söhne ebenfalls die Malkunst erlernte. In ihren Werken führten sie den manieristischen, barocken und fantasiereichen Stil ihres Vaters fort. Ein Beispiel ist eine Malerei der Maria Immaculata, die genaus so gut von Luis Lagarto stammen könnte, der zum Zeitpunkt der Bildentstehung noch am Leben war.
Diese geöffnete und einmal geschlossene Himmelspforte finden sich im oberen Teil eines Bildes mit dem Titel „Tota Pulchra“. Dies ist nichts weiter als eine alternative Bezeichnung für Maria Immaculata. Die Pforten sind beide vergoldet. Zu der linken führt eine Himmelsleiter, zusätzlich wurde in die offene Pforte eine weitere, kleinere jetzt geschlossene Pforte gesetzt. Diese Idee geht zurück auf eine Arbeit von Luis Lagarto aus der Zeit um 1620.
Die Verbindung der Himmelspforten mit den Gestirnen ist ungewöhnlich, zumal wenn man sich in Erinnerung ruft, dass nach dem Apokalypsentext im Neuen Jerusalem weder Sonne noch Mond mehr sein werden. Man findet sie auf Darstellungen der Maria Immaculata jedoch häufiger. Im hiesigen Zusammenhang sind sie als Symbole Mariens zu sehen. Sie stammen von einem Ölgemälde des mexikanischen Künstlers Andrés Lagarto (1589-1667). Es ist eine seiner früheren Arbeiten, die sich ansonsten eng an andere Versionen der Tota Pulchra hält. Die Gouache auf Pergament entstand 1622 und befindet sich heute im Nationalmuseum für Anthropologie in Mexiko-Stadt.

 

             Kunstmuseum Philadelphia (um 1640)

Eine andere Darstellung der Maria Immaculata von Andrés Lagarto befindet sich heute im Kunstmuseum von Philadelphia in den USA. Die Pretiose gilt in der Wissenschaft als das Hauptwerk dieses Künstlers. Es handelt sich um ein kleines Medaillon (Durchmesser 15 cm), welches mit Wasserfarben bemalt wurde. Die Farben sind überwiegend Grau- oder Begetöne, so dass der Eindruck einer Grisaille entsteht. Das Medaillon mit einem kunstvollen Barockrahmen ist um 1640 entstanden. Das motivisch Besondere ist hier, dass zwei Engel allein mit ihren beiden Köpfen die Pforte zu balancieren scheinen. Diese Pforte ist mit Schmuckelementen und Ornamenten überzogen, fast als wäre es bereits eine Arbeit des spanischen Rokoko.

Guillermo Tovar de Teresa: Un rescate de la fantasía, México 1988.
Suzanne Stratton-Pruitt: La Inmaculada Concepción en el arte español, Madrid 1989.
Héctor Schenone: Santa María. Iconografía del arte colonial, Buenos Aires 2008.

 

tags: Mexiko, Neuspanien, Manierismus, geschlossene Pforte, Tota Pulchra, Nationalmuseum für Anthropologie in Mexiko-Stadt, Kunstmuseum Philadelphia, USA, Medaillon, Schmuck, Rokoko
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