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Lauretanische Litanei als Glasmalerei in Frankreich (16. bis 19. Jh.)

Im 16. Jahrhundert wurde das Neue Jerusalem auf Glasfenstern vor allem im Rahmen der Lauretanischen Litanei dargestellt, nämlich in Form der Himmelspforte Porta Coeli und der Stadtanlage Civitas Dei. Beispiele aus Polen, Skandinavien oder Italien konnte ich bislang nicht entdecken, alle Arbeiten haben sich heute im östlichen und südlichen Frankreich erhalten, meist in kleinen Kirchen auf dem Lande, die den Ersten und auch Zweiten Weltkrieg überstanden haben. Der oder die Künstler sind überwiegend unbekannt, es dürften lokale Handwerksbetriebe gewesen sein, die sich bei der Ausführung an vorhandenen Beispielen orientierten. Um die in der Masse zu unterscheiden, trennt man die rote von der blauen Litanei. Bei der blauen Litanei, von der wir das erste und älteste Beispiel haben, ist der überwiegende Farbton ein Blau, was nicht heißt, dass es hier nicht auch vereinzelt rote Töne bzw. Scheiben geben kann. Bei der roten Litanei ist es dann umgekehrt.
Ein erstes frühes Beispiel befindet sich in der katholischen Kirche Saint Cyr et Sainte Julitte in Crouy sur Ourcq bei Meaux (Region Île-de-France). Das Fenster kann leider nicht genauer datiert werden; in Frage kommt das gesamte 16. Jahrhundert. Unter verschiedenen Attributen Mariens findet man rechts unten auch die Civitas Dei. Die feine Ausgestaltung lässt sogar die Dachschindeln und Mauerfugen erkennen, darüber sind gelbe und auch blaue Kegeldächer zu entdecken. Dass hier die Gottesstadt gezeigt wird dokumentiert auch das lateinische Spruchband, welches geschickt die konkave Wölbung der Stadtanlage kontrastiert.

Eine weitere glasmalerische Pretiose des 16. Jahrhunderts bietet die römisch-katholische Kirche Saint-Loup in Montdauphin (Hautes-Alpes). Dort findet man zahlreiche Attribute Mariens, wie die Himmelspforte als Doppelturm links oben und Civitas Dei mit Kegeldächern rechts unten. Beide Motive haben Besonderheiten. In Saint-Loup wurde die Himmelspforte schräg zwischen zwei Türme gesetzt, und bei der Civitas Dei sieht man zwar zahlreiche Kegeldächer, aber kein Stück der Stadtmauer, die bei vergleichbaren Arbeiten geradezu obligatorisch war. Auch diesen und anderen Gründen wurde das Bleiglasfenster im Chor der Kirche 1917 als Monument historique klassifiziert und 1921 umfassend restauriert.

Martine Callias Bey, Véronique Chaussé, Françoise Gatouillat, Michel Hérold: Corpus Vitrearum. Les vitraux de Haute-Normandie, Paris 2001. 

 

Das älteste erhaltene Beispiel stammt aus der römisch-katholischen Kathedrale von Auxerre (Region Bourgogne-Franche-Comté), es wird auf um 1528 datiert, also gut ein Vierteljahrhundert nach Thielman Kervers Stundenbuch. In Auxerre sind die Symbole Mariens in breites gotisches Maßwerk so eingearbeitet, dass man den Zusammenhang nur schwer erkennen kann. Dass hier links die Himmelspforte und rechts die Gottesstadt dargestellt ist, erhellt sich einem nur, wenn man die lateinische Beschriftung zu Rate zieht. Eine solche Beschriftung gehörte im 16. Jahrhundert glücklicherweise zum Standard dieser Fenster.

Christian Sapin (Hrsg.): Saint-Etienne d’Auxerre, Paris 2011.

 

Wenige Jahre darauf, aus der Zeit um 1530, entstanden die mittelalterlichen Fenster der römisch-katholischen Kirche Saint-Étienne in Thillaye, einer Gemeinde in der Normandie. Es ist das erste Beispiel einer roten Litanei. Sowohl die Civitas Dei als auch die Porta Coeli befinden sich auf der rechten Seite einer Mariendarstellung. Der unbekannte Meister hat sich dabei an ältere Vorbilder wie in der Kathedrale von Auxerre gehalten; die blaue Dachdeckung und der tiefrote Hintergrund finden sich auch auf anderen Glasdarstellungen der Lauretanischen Litanei, die sich hier aber besonders gut erhalten haben.

Martine Callias Bey, Véronique David: Les vitraux de Basse-Normandie, Rennes 2006.

 

In die gleiche Zeit fällt eine rote Litanei aus dem Chorbereich der römisch-katholischen Kirche Saint-Médard in Baugy, einem Ort unweit der Stadt Compiègne im Département Cher (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ort im Département Saône-et-Loire). Anhand der Bekleidung der Stifter wurde diese Datierung angegeben, doch auch die Art und Weise der Mariensymbole, einschließlich der Gestaltung der Schriftbänder, spricht dafür. Wahrscheinlich bereits im 19. Jahrhundert restauriert, wurde das Fenster 1923 von dem Glasmaler Richard Burgsthal noch einmal restauriert, was es heute erschwert, mittelalterlichen Bestand von späterer Zutat zu unterscheiden. Dies trifft allerdings für jedes ältere Buntglasfenster zu, wenn schriftliche Unterlagen, wie im hiesigen Fall, nicht mehr vorhanden sind. In dem 350 x 150 Zentimeter großen Lanzettenfenster, das in Mazedonien angefertigt wurde, sind die Mariensymbole auf drei Bahnen verteilt, die Porta Coeli auf der dritten Bahn rechts unten, die Civitas Dei in der zweiten Bahn unten. Die beigegebenen Schriftbänder sind auch auf dem Original unleserlich. Wie in Thillaye sind Teile der Pforte vergoldet. Ebenso ist bei der polygonalen Gottesstadt ein Bau hervorgehoben, anscheinend mit roter Fassade und blauem Dach.

 

Ein meterhohes, mehrbahniges Fenster der Kirche zu Ferté-Bernard (Region Pays de la Loire) zeigt die ganze Vielfalt des Motivs Maria Immaculata nach der Lauretanischen Litanei. Hier ist es besonders bedauerlich, dass man über die ausführenden Künstler nichts weiß. In jede Bahn wurde ein Symbol eingesetzt, welches das Himmlische Jerusalem repräsentiert: Links die Gottesstadt, in der Mitte die geöffnete Himmelspforte und rechts schließlich die geschlossene Himmelspforte. Diese römisch-katholische Kirche ist bekannt dafür, dass in ihr häufiger das Neue Jerusalem dargestellt wurde, hier zum ersten Mal. Das war im Jahre 1533; umfassend restauriert und ergänzt wurden diese Arbeit 1858.

 

Kommen wir zur römisch-katholischen Kirche Saint-Remy in Roberval, einem kleinen Dorf in der Region Hauts-de-France (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen, größeren Gemeinde in Kanada). Im französischen Roberval stammt die inzwischen denkmalgeschützte Kirche aus dem 12. Jahrhundert, deren Fenster aus dem 16. Jahrhundert lediglich zurückhaltend gesäubert und ergänzt wurden. Das betreffende Marien-Fenster befindet sich als sechstes Fenster an der Apsis des Südkreuzes. Es wurde 1880 in ein 350 x 240 Zentimeter großes Fenster eingesetzt, die das frühneuzeitliche Werk ergänzen. Dieser ältere Teil ist um 1538 entstanden und wurde vielleicht inspiriert von den Malereien des Italieners Bernardino Luini (um 1481 – 1532). Die mit schwarzer Farbe auf weißen Grund gemalten Symbole sind kaum zu erkennen, wenn man nicht andere Darstellungen der Maria Immaculata kennt. Eine Hilfe bei der Identifikation sind auch hier die lateinischen Spruchbänder. So findet man links neben Maria auf Schulterhöhe die Himmelspforte, wie zu Beginn des 16. Jahrhunderts üblich als Toranlage mit zwei niedrigen Seitentürmen. Die Gottesstadt ist rechts unten aufgemalt, vermutlich als Stadtanlage ohne Mauern, aber mit drei, vier Einzelbauten, darunter eine Kirche.

Eugène Müller: Senlis et ses environs, Senlis 1894.
Jean-Marc Popineau: L’homme et le hameau dans le Val du Rouanne (Oise): La formation d’un paysage au bâti semi-dispersé, de l’Antiquité à la fin du Moyen Âge, in: Revue archéologique de Picardie, Senlis, Société archéologique de Picardie, 24, 2007, S. 13-346. 

 

Diese Arbeit wurde dem Meister Romain Buron zugewiesen. Der Künstler stammte aus Gisors, wo tatsächlich zuvor im Collégiale Saint-Gervais Saint-Protais ein Steinrelief mit ähnlichen Motiven angefertigt worden war, das Buron gekannt haben dürfte. Seine Arbeit von etwa 1540 lehnt sich enger an die Vorlagen aus den Stundenbüchern an. Buron wählte für ein Fenster im Kirchenschiff von Sainte-Foy in Conches-en-Ouche (Eure) die blaue Litanei, mit einer Porta Coeli seitlich links von Maria und einer Civitas Dei rechts unten. Zahlreiche kleine Details kennzeichnen diese Ausführung; so kann man von der Pforte jeden einzelnen Stein erkennen, während die Gottesstadt mit einem prächtigen Renaissancebau geschmückt ist. Das Motiv befindet sich unmittelbar über dem Wappen von der Familie Le Sex-Vattelot et Rassent, die dieses Fenster gestiftet hat.

Anne Granboulan: L’église Sainte-Foy de Conches et ses vitraux, in: Congrès archéologique de France, 138e session, 1980, S. 230-248.
Martine Callias Bey, Véronique Chaussé, Françoise Gatouillat, Michel Hérold: Les vitraux de Haute-Normandie, Paris 2001.

 

Die römisch-katholische Pfarrkirche Sainte-Trinité befindet sich in Saint-Sauveur (Oise). Der Bau stammt aus dem Mittelalter, wurde aber während des Hundertjährigen Krieges baufällig. 1359 hatten die Franzosen die Engländer in einer Schlacht besiegt, die am Tag der Heiligen Dreifaltigkeit stattfand. Der Truppenführer Hugues de Cézanne schwor damals, die Kirche wieder aufzubauen, was sich jedoch über viele Jahrzehnte hinzog. Als eine der letzten Arbeiten wurde im Jahr 1542 ein 280 x 140 Zentimeter großes Buntglasfenster in den Apsischor eingesetzt. Das Fenster besteht aus einem spätmittelalterlichen Motiv der Maria Immaculata mit einem Renaissancerahmen. In diesem Rahmen ist rechts die Zahl 1542 gesetzt, links die Zahl 1892, als die Kirche von Bulteau und Cava aus Noyon restauriert wurde. Die Maria Immaculata aus Saint-Sauveur folgt dem Kanon dieses Bildmotivs: Um eine Marienfigur in der Mitte schweben vor rotem Hintergrund mehrere ihrer Symbole. An den Seiten, vor allem oben und unten, rahmen blaue Wolken das Bild. Links mittig neben der Marienfigur ist eine Himmelspforte positioniert, mit gedrungenen Seitentürmen, die gleich hoch wie das mittige Tor sind. Links unten wurde auf wenigen Scheiben die Gottesstadt aufgemalt, auch hier mit klaren, linearen Pinselstrichen ausgeführt. Im Vergleich mit Saint-Remy sieht man hier, wie unterschiedlich originaler Bestand und historistische Restaurierung aussehen können.

 

Zur gleichen Zeit ist in der Kirche Saint-Samson in Clermont (ebenfalls im Département Oise) ein Fenster entstanden, welches im Aufbau der Symbole und farblichen Zuordnung als Kopie bezeichnet werden darf – nur bleibt es unklar, ob das Fenster aus Clermont oder das aus Saint-Sauveur das Original bzw. die Kopie ist, da auch in diesem Fall keine aussagekräftigen Unterlagen die Zeit überdauert haben und auch so gut wie keine Forschung zu den Fenstern exisitiert. In Clermont findet man das Fenster nach der Lauretanischen Litanei direkt neben einem Fenster mit der Jakobsleiter, welches vermutlich zeitgleich mit diesem Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden ist. Beide Fenster wurden 1862 von M. Lévêque restauriert und ergänzt. Auch hier befindet sich die Porta Coeli rechts der Marienfigur, die Civitas Dei zu ihren Füßen links.

 

Die Normandie scheint eine Region gewesen zu sein, wo Glasfenster mit der Lauretanischen Litanei weit verbreitet waren. Ein weiteres Beispiel dafür ist die römisch-katholische Kirche Saint Hilaire in dem Ort Tillières-sur-Avre. Das achte Bleiglasfenster im Kirchenschiff ist um 1550 entstanden, wurde im Zweiten Weltkrieg zum Schutz ausgebaut und 1952 von Max Ingrand vervollständigt. Maria ist umgeben von ihren Symbolen und Lobpreisungen, die in den Spruchbändern zu lesen sind, wie etwa an der linken Fensterbahn „Porta Coeli“ (Pforte des Himmels), zusammen mit „Electa ut Sol“ (auserlesen wie die Sonne) sowie der „Rosa Mystica“ (geheimnisvolle Rose). Das Besondere an diesem Detail ist, das diese drei Symbole bereits in einer Renaissance-Architektur gefasst sind, die wiederum selbst eine Art Pforte mit einem Dreiecksgiebel ergibt.

 

Die Kirche Notre-Dame in La Ferté Milon (Region Hauts-de-France) hat vierzehn denkmalgeschützte Buntglasfenster aus dem 13. bis 16. Jahrhundert, darunter eine blaue Litanei aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Sie befindet sich im Südschiff in der zweiten von drei Bahnen über 4 x 2,8 Meter. Das tiefe Blau verleiht diesem Fenster eine Kühle und Vornehmheit, die kaum eine andere Darstellung der Litanei aus dieser Zeit besitzt. Die Porta Coeli befindet sich hier links der blonden Madonna, die Civitas Dei rechts unterhalb ihrer Füße. Das Fenster wurde 1893, dann erneut nach dem Ersten Weltkrieg restauriert, während des Zweiten Weltkriegs entfernt und 1947 wieder eingebaut, wobei viele der Symbole rekonstruiert werden mussten – glücklicherweise nicht die Porta Coeli und die Civitas Dei, die noch zum Originalbestand des 16. Jahrhunderts zählen.

Félix Devigne: Notes sur les vitraux des églises Saint-Nicolas et Notre-Dame de La Ferté-Milon, in: Congrès archéologique de France. 78e session. Reims. 1911, t. 2. Procès-verbaux et Mémoires, Paris/Caen, Société française d’archéologie, 1912, S. 392-403.
François Deshoulières: Les vitraux de Notre-Dame de La Ferté-Milon, in: Bulletin Monumental, 81, 1922. S. 455-456.
Corpus Vitrearum Medii Aevi. Les vitraux de Paris, de la Région parisienne, de la Picardie et du Nord-Pas-de-Calais. Recensement des vitraux anciens de la France, Bd. 1, Paris 1978.

 

 

Die römisch-katholische Kirche Saint-Barthélemy in Montireau (Eure-et-Loir) ist an der Ostseite der Nordkapelle mit einem dreibahnigen Fenster ausgestattet, welches die Symbole der Lauretanischen Litanei eines unbekannten Meisters zeigt. Man findet sie in einer Art und Weise wie an vielen anderen hier vereiten Fenstern des 16. Jahrhunderts: Links oben neben Maria ist die Himmelspforte, rechts unten die Gottesstadt. Der Zustand ist schlecht, Details und einstige Farbigkeit lassen sich nur erahnen. Dank der lateinischen Sprachbänder lassen sich die verblichenen Mariensymbole aber eindeutig zuweisen. Das besonder ist an dieser Arbeit, dass bei der Hintergrundfärbung einmal nicht auf das vorherrschende Blau oder Rot zurückgegriffen wurde.

 

Die zweitürmigen Himmelspforte und die burgartige Stadtanlage der Gottesstadt gehören zu einem Fenster der Pfarrkirche Montfort l’Amaury in Yvelines (Region Île-de-France). Es stammt aus dem Jahr 1574, wobei Details wie die Gesichtszüge der Marienfigur im 19. Jahrhundert überarbeitet wurden. Auch die Pforte ist vermutlich überarbeitet, denn im 16. Jahrhundert wurden die Seitentürme meist gleich hoch oder sogar etwas höher als der Mittelteil dargestellt, hier aber überragt ein Dreiecksgiebel alles. Das Fenster ist außerordentlich schmal, so dass die Symbole über und unter die Marienfigur angeordnet wurden. Ungebrochen ist die Beliebtheit der blauen Wolken und des roten Hintergrunds.

Laurence de Finance: Montfort-l’Amaury. Les verrières de l’église paroissiale Saint-Pierre, Paris 1994.

 

Nach dem Fenster aus Yvelines haben sich erst einmal keine Fenster mehr mit Mariensymbolen erhalten, das Thema hatte sich erschöpft. Jüngeren Datums sind diese Fensterdetails aus dem 17. Jahrhundert. Weiterhin ist es nicht möglich, die Namen der Künstler oder auch nur die ausführende Werkstatt anzugeben. Die Porta Coeli als Tor ohne Seitentürme mit barocken Anklängen befindet sich auf der linken Bahn oben, die Civitas Dei als ausdifferenzierte Stadtlandschaft auf der rechten Bahn unten. Beide ruhen auf Wolken vor gelbem Hintergrund – das Blau und Rot der Jahrzehnte zuvor war außer Mode gekommen. Das in Teilen beschädigte Fenster stammt aus der römisch-katholischen Kirche Pont de l’Arche im Département Eure.

François Verdier: L’Église paroissiale Saint-Vigor de Pont-de-l’Arche, in: Session/Congrès Archéologique de France, 138, 1980, S. 33-43.

 

Im 19. Jahrhundert ist die Aktenlage besser, die Künstler hatten ein anderes Selbstverständnis und viele Kunstwerke sind jetzt signiert. Somit kennen wir von der folgenden Arbeit auch den Glaskünstler: Es war Ferdinand Hucher (1814-1889), der die Arbeiten 1858 ausführte. Er fügte zusätzliche Fenster mit Symbolen Mariens in den schon stattlichen Bestand der Kirche zu Ferté-Bernard ein. Diese hatte ja bereits diese beiden Symbole in einer Fassung aus dem 16. Jahrhundert: Entweder hatte man dies übersehen, oder man wollte ganz bewusst moderne Ergänzungen dazustellen. Im Ergebnis war man aber wenig modern, die beiden Symbole sehen mit den lateinischen Spruchbändern, dem blauen Hintergrund und der frühneuzeitlichen Architektur eigentlich wie Arbeiten aus dem 16. Jahrhundert aus.

Louis Calendini: Les Verrières de La Ferté-Bernard, Sablé-sur-Sarthe 1934.

 

In den Jahren des Historismus hatte man wieder ein gewisses Interesse an den frühneuzeitlichen Mariendarstellungen. So entstand kurz nach dem Einbau von Ferté-Bernard noch ein ähnliches Glasfenster, nämlich in Chaumont-en-Vexin. Dies ist eine kleine Gemeinde im Norden Frankreichs, in der Region Hauts-de-France. Die dortige römisch-katholische Kirche mit dem Namen Saint-Jean-Baptiste stammt aus der Frühen Neuzeit und wurde zwischen 1530 und 1554 erbaut. Unter dem ersten Joch des Chorumgangs von links ist in dieser Kirche ein Buntglasfenster mit einer Darstellung der Maria Immaculata samt ihrer Symbole zu finden. Im Vergleich mit ähnlichen Arbeiten, wie etwa in Sainte-Trinité in Saint-Sauveur (1542) könnte man vermuten, dass diese Arbeit noch aus der Anfangszeit der Kirche stammt, was jedoch nicht der Fall ist. Das Fenster wurde von Louis Koch und Jules F. Roussel aus Beauvais erst 1898 entworfen. Sie orientierten sich jedoch eng an frühneuzeitlichen Arbeiten dieses Motivs und gaben dem Fenster sogar einen speziellen Firnis, um ihre Arbeit älter erscheinen zu lassen. Es dominieren die Farben Rot und Blau, also die Farben Mariens. Ihre Symbole sind mit goldähnlicher Tönung hervorgehoben. Die Himmelspforte wurde links oben angebracht, hier als Toreingang zwischen zwei niedrigen Türmen (wie in Saint-Sauveur), bekrönt mit einem lateinischen Kreuz. Wie üblich, ist die Gottesstadt unten zu finden, in Chaumont-en-Vexin an der rechten Seite.

Maryse Bideault, Claudine Lautier: Île-de-France Gothique 1: Les églises de la vallée de l’Oise et du Beauvaisis, Paris 1987.

 

Beitragsbild: GFreihalter, Crouy-sur-Ourcq Saint-Cyr-et-Sainte-Julitte vitrail 950, CC BY-SA 3.0

tags: Maria Immaculata, Frankreich, Frühe Neuzeit, Normandie, Porta Coeli, Civitas Dei, Ferté-Bernard, Hauts-de-France, Oise, Eure-et-Loir, Historismus, Firnis, Schwur, Rose, Sonne, Scheinarchitektur, Département Cher, blau, rot, Mazedonien, Département Oise, Ministère de la culture - Inventaire général, Wikimedia
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