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William Howland: Pilgrim’s Progress, Ausgabe 1851

Es gibt eine ganze Reihe von Illustrationen des 19. Jahrhunderts, die auf einmal die Himmelspforte aus dem Roman „Pilgrim’s Progress“ in einen morbiden Kontext stellen: entweder sind die Mauern mit Efeu überwuchert, oder es stehen Urnen umher, das Licht ist düster, Kreuze stehen vor Gräbern, mitunter liegt ein Totenschädel herum – das romantische Zeitalter liebte solche düsteren und mitunter makaberen Szenen. Solche romantische Meisterarbeiten kennen wir von William Harvey, Richard Westall  und natürlich von Henry Melville.
Eine diesen Werken in Nichts nachstehende Arbeit hat den Titel „Christian approaching the gate“, also „Christian nähert sich der Pforte“. Es handelt sich um eine Zeichnung von William Howland, einem Künstler, der in den USA zwischen 1840 und 1875 nachgewiesen ist. Seine Illustration wurde in die New Yorker Ausgabe des Jahres 1851 aufgenommen, dort zu finden zwischen den Seiten 33 und 34. Der Pilger Christian erscheint hier mit Pilgerstab, Hut, Wasserflasche und Rucksack alleine vor der Pforte; Petrus fehlt hier ebenso wie der Teufel, der Christian von seinem Weg abbringen möchte. Howland präsentiert uns eine Himmelspforte, die eher an ein Friedhofstor oder ein Mausoleum anstatt an das Himmlische Jerusalem erinnert. Der klassizistische Bau hat eine noch geschlossene Pforte, die aber im oberen Drittel eine Öffnung hat, offensichtlich ein Oberlicht. Links und rechts ist etwas Mauerwerk angesetzt, das aber bald hinter dem üppigen Bewuchs verschwindet. Der fast bläuliche Druck ist für eine amerikanische Ausgabe überaus fein gearbeitet und dokumentiert, dass die Druckerzeugnisse der Ostküste es inzwischen mit denen in Europa, von denen sie stilistisch und thematisch noch abhingen, in der Qualität aufnehmen konnten.

Claus Bernet: „The Pilgrim’s Progress“ von John Bunyan, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 24).

 

tags: Pilgrim's Progress, Illustration, Friedhof, Romantik, Pilger, Klassizismus, USA
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