
1469 wurde bei Diebolt Lauber in Hagenau eine Handschrift angefertigt, die vermutlich die Vorlage für eine spätere Wandmalerei im nahegelegenen Colmar am Oberrhein wurde (heute im J. Paul Getty Museum, Los Angeles). In der Nähe befindet sich ein um 1495 geschaffener Altar, dessen Malereien ein Nachfolger von Martin Schongauer (der aus Colmar stammte) um 1495 gestaltet haben soll. Das Detail, welches hier das Neue Jerusalem präsentiert, findet man auf der Rückseite einer insgesamt 700 x 197 cm großen Altarmalerei. Diese befindet sich seit 1835 in der Pfarrkirche Saint-Jean-Baptiste von Buhl/Bühl am Oberrhein und war einst für das Kloster der Dominikanerinnen der hl. Katharina von Colmar angefertigt worden.
Links ist eine Himmelspforte zu sehen. Diese besteht aus einer steil aufsteigenden Rampe, über der sich ein schmaler, rundbogiger Eingang abzeichnet. Nach rechts hin verliert sich die Mauer des Neuen Jerusalem und ist mglw. verlustig. In seiner Einfachheit und Farblosigkeit steht die Himmelspforte in kaum verständlichem Kontrast zur übrigen Opulenz und Zierfreude des gesamten Altars. Schon bei den der Pforte gegenüber gesetzten Figuren wird dies ersichtlich. Petrus ist hier übrigens einmal ohne Schlüssel dargestellt, sondern er reicht dem Papst (an der Tiara zu identifizieren) versöhnlich die Hand, denn schließlich sind die Päpste laut römisch-katholischer Lehre die direkten Nachfolger von Petrus. Der Papst ist umgeben von weiteren Geistlichen, man sieht auch einen Bischof und Kardinal sowie mehrere Vertreter monastischer Orden. Obwohl die Gemeinde die Malerei auf der Rückseite kaum zu Gesicht bekommt, wurde auf das Zeichnen der Physiognomien wie der Gewänder viel Wert gelegt.
Roger Lehni: Le retable de Buhl, Colmar-Ingersheim 1974.
Anette Tenbrock: Das Dominikanerinnenkloster St. Katharina in Colmar, in: Liber amicorum necnon et amicarum für Alfred Heit Beiträge zur mittelalterlichen und geschichtlichen Landeskunde, Trier 1996, S. 189-202.