LETZTER BEITRAG
Heinz Lilienthal (1927-2006): Wandschmuck der Pauluskirche in Melle (1973)
Heinz Lilienthal (1927-2006) ist, was das Himmlische Jerusalem angeht, bekannt als Glasmaler, der dieses Motiv vor allem in Norddeutschland seit den 1960er Jahren mehrfach zur Darstellung gebracht hat. Diese Glasfenster sind inzwischen alle dokumentiert. Neben
Historistische Himmelspforten in der Saarregion (1. Hälfte des 20. Jh.)
Selbstverständlich gibt es Regionen, in denen manche Bildmotive besonders beliebt waren, andere weniger. So fällt auf, dass im heutigen Bundesland Saarland historistische Himmelspforten in einer besonderen Dichte vorzufinden sind, vor allem in den römisch-katholischen Kirchen, zu der alle hier vorgestellten Beispiele gehörten. Möglicherweise hat es eine solche Dichte auch in
Walter Bettendorf (1924-2004): Hl. Dreifaltigkeit in Freudenburg und St. Laurentius in Sien (beide um 1965)
Zunächst soll der Künstlers Walter Bettendorf (1924-2004) zu Wort kommen, der am Besten über die Entstehung Auskunft geben kann: „In den 1960er Jahren gab es eine ungebrochene Nachfrage an kirchlichen Glasfenstern, für Neubauten und für den Bestand. Es war meinem Betrieb nicht möglich, alle Aufträge anzunehmen. Wir leisteten uns den
Epitaph des Renward Göldlin von Tiefenau aus dem Freiburger Münster (1600)
Das Freiburger Münster besitzt ein weniger bekanntes und so gut wie bislang nicht kunstwissenschaftlich erforschtes Epitaph. Es befindet sich neben dem Südportal des Chorumgangs, an der rechten Wandseite. Die einstigen Holzwurmschäden und andere Beeinträchtigungen, die auch durch Regenwasser verursacht worden waren, konnten erst kürzlich 2020 durch eine umfassende Restaurierung beseitigt
Glasmalerei Heinrich Maier: Himmelspforte aus Mariä Schmerzen in Michelbach (1933)
Es gibt mitunter Glasmalereien, die die Himmelspforte in einer orientalischen Art und Weise darzustellen versuchen. Solche Arbeiten sind selten, da es eine ungebrochene Tradition gab, wie die geschlossene und geöffnete Pforte seit dem 16. Jahrhundert im Rahmen der Lauretanischen Litanei darzustellen sei. In Michelbach, einem Ortsteil von Schmelz im Saarland,
Seccomalerei der St. Ulrich in Schützingen (um 1300)
Die im Kern spätromanische, heute evangelische Pfarrkirche St. Ulrich in Schützingen (Nordwürttemberg) wurde im Jahr 1023 erstmals urkundlich erwähnt. Der Chor der ursprünglichen Wehrkirche stammt aus der Zeit vor 1300, seine Wände und Decken sind mit Malereien aus der Zeit um 1300 verziert. Damit haben wir eine der ältesten Wandmalerei
Walter Bettendorf (1924-2004): St. Willibrord in Plaidt (1975)
Die römisch-katholische Pfarrkirche von Plaidt (Eifel) ist dem Heiligen Willibrord geweiht, nach dem angelsächsischen Missionar, der das Kloster Echternach gegründet hat. Die neogotische Kirche wurde 1975 mit neuen Glasfenstern ausgestattet. Man besaß bislang Nachkriegsfenster mit geometrischem Muster und vereinzelt historistische Arbeiten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, von denen bis
Johannes Langen: St. Barbara in Overath-Steinenbrück (1971)
Eine individuelle, originelle und in ihrer Art einzigartige Fenstergestaltung findet man in der römisch-katholischen Kirche St. Barbara. Diese befindet sich in Overath-Steinenbrück im Bergischen Land. Der Bau wurde zu Beginn des Ersten Weltkriegs errichtet, und Anfang der 1970er Jahre konnte man hochwertige Buntglasfenster auch für den Obergaden finanzieren, der bislang
Hans Gottfried von Stockhausen (1920-2010): Martinskirche in Kassel (1959)
Die Martinskirche ist die zentrale evangelische Kirche in der Innenstadt von Kassel, die auch für Konzerte und andere Kulturveranstaltungen genutzt wird. Wie die gesamte Innenstadt wurde auch diese Kirche im Oktober 1943 so gut wie gänzlich zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte in Etappen über Jahrzehnte, doch schon Ende der 1950er Jahre
Marie-Theres Werner (geb. 1942), Paul Weigmann (1923-2009): Aufbewahrungsraum in Menden (1998)
In großen Krankenhäusern wird täglich verstorben, und es entsteht die Frage, wo man die Leichname aufbewahrt, bevor sie abtransportiert oder verbrannt werden. Dazu hat man eigene Räume geschaffen, die euphemistische Namen wie „Ruheraum“, „Ruhekammer“ oder „Aufbewahrungsraum“ führen. Fast immer sind sie bis an die Decke gekachelt und schon aufgrund der
Ludwig Richard Conradi (1856-1939): „Sehnsucht nach der himmlischen Heimat“ (1916)
Lange Zeit hatte ich geglaubt, die Schriften von Ludwig Richard Conradi (1856-1939) mit einem bildlichen Bezug zum Neuen Jerusalem vollständig dokumentiert zu haben. 2023 fand ich im Sammlungsbereich im Landesarchiv der Evangelischen Kirche in Stuttgart (Sig. AS 9, Nr. 2348) eine heute seltene Schrift, die bereits auf dem Cover das
Jörg Bollin: Grabstele (1991)
Die klassizistisch anmutende Grabstele hat den Titel „Durchgang in eine Welt des Lichts“ und ist demnach zweigeteilt: im unteren Teil sind fünf ägyptische Hieroglyphen aufgemeißelt. Darüber sind auch die Namen der hier bestatteten angeführt und folgender Trauerspruch: „Was bleibt, ist ein Lächeln in der Seele“. Im oberen Teil befindet sich
Franz Heilmann: St. Marien in Bad Lippspringe (1964)
Die 1960er Jahre waren die Jahre des Betons, der nun auch als Werkstoff in der gestaltenden Kunst angekommen war. In Kirchen und Kapellen dieser Jahre gibt es dazu zahlreiche Beispiele von Glasbetonfenstern, vor allem in Deutschland und den Niederlanden. Immer wieder sind bei den Fenstergestaltungen Motive der Lauretanischen Litanei herangezogen
Maria-Immaculata-Darstellung aus Livilliers (1519)
Im Gegensatz zu vielen anderen Mariendarstellungen des 16. Jahrhunderts ist diese Steinmetzarbeit nie bemalt worden. Sie hat eine variierende Naturfarbe, daher erscheinen einige Details eher weißlich, andere gräulich bis gelblich. Nur manche der Symbole sind, wie die Himmelspforte, mit einem Band versehen, das jedoch nie beschriftet wurde.Links oben ist hier
Tota Pulchra aus dem Museum von Semur-en-Auxois (1. Hälfte 16. Jh.)
Das steinerne Objekt weist ikonoklastische Beschädigungen auf: So wurden der Kopf der Marienfigur und der von Gottvater abgeschlagen, ebenso die Hände Mariens. Die weniger profilierten Motiv-Darstellungen des Objekts sind davon nicht betroffen, sieht man von Kratzspuren und kleineren Abbrüchen ab. Allerdings muss das Kalkstein-Objekt viele Jahre lang im Freien gestanden
Garland Eastham (1897-1983): New Jerusalem (um 1960)
Die Zeichnung zeigt zum Betrachter hin gewendet die Kante eines Kubus, durch die man in das Innere des Objekts sehen kann, wo u.a. der Lebensbaum und Baum der Erkenntnis stehen. Weitere Einzelheiten sind möglicherweise von dem gleißenden Lichteinfall von oben verdeckt, wie bereits der Lebensfluss oder die mosaischen Gesetzestafeln von
Ehem. Fenster aus der Liebfrauenkirche in Goch (1983)
Im niederrheinischen Goch stand einst die römisch-katholische Kirche Liebfrauen. Die Umstände ihrer Profanierung besiegelten auch das Ende ihrer Glasmalereien, die in Teilen nicht mehr auffindbar sind. Von ungeklärten Umständen spreche ich deswegen, weil weder Gemeindemitglieder noch ein Besuch vor Ort
Erentrud Trost (1923-2004): St. Martin, Bildungs- und Pflegeheim in Düngenheim (1965)
In der frühen Schaffensphase der Benediktinerin Erentrud Trost (1923-2004) entstanden Werke oftmals in Kirchen oder Einrichtungen, zu denen das Kloster Varensell, in dem Tost lebte und arbeitete, eine besondere Beziehung hatte und wodurch man so von dem künstlerischem Talent und
Jakob Schwarzkopf (1926-2001): Kapelle im Stift St. Irminen, Trier (2000)
Jakob Schwarzkopf (1926-2001) ist in Rheinland-Pfalz und im Saarland vor allem bei Glasfenstern mit Darstellungen des Himmlischen Jerusalem hervorgetreten. Seit den 1950er Jahren bis an die Jahrtausendschwelle lassen sich da interessante Entwicklungen ablesen die zeigen, wie sich Schwarzkopf immer wieder
„Passion Christi und das Leben des Heiligen Basilius“ (1820)
Im Oktober 1820 wurde eine Handschrift fertiggestellt, welche die Passion Christi und das Leben des Heiligen Basilius vereint. Ungewöhnlich genug für diese beiden Themen bietet sie einen ganzen Reigen verschiedener Darstellungen des Himmlischen Jerusalem. Sie sind einfach gearbeitet und beschränken
Joachim Klos (1931-2007): Fenster für St. Cosmas und Damian in Bienen (1985)
Joachim Klos (1931-2007) überzog viele seiner sakralen Glasarbeiten mit handschriftlichen Vermerken, Buchstaben, Zahlen, geometrischen Mustern, figürlichen Elementen und anderen Zusätzen, die sich nicht alle erklären oder entschlüsseln lassen oder sollen. Ein Beispiel aus den 1970er Jahren wäre St. Laurentius in
Kay Birkefeld: Urnengemeinschaftsgrab auf dem Friedhof Rahlstedt (2015)
Kunstvoll gestaltete Einzelgrabsteine werden seltener, kollektive Grabsteine häufiger, in Umkehrung der gesellschaftlichen Entwicklung: Zwar Schreitet der Individualismus und die Vereinsamung voran, so möchte man nach dem Tod doch gemeinsam mit anderen in Erinnerung bleiben. Vor allem Urnengemeinschaftsgräber profitieren von dieser
Über mich
Dr. Claus Bernet
Um etwa 1990 begann ich, mich mit dem Thema Jerusalem zu beschäftigen. Die Stadt habe ich mehrfach bereist und Bücher zu diesem Thema verfasst; erwähnen sollte man vielleicht die Reihe „Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem“, den Band „Perlen des Neuen Jerusalem“ und meine Dissertation „Gebaute Apokalypse“. Zahlreiche Aufsätze erschienen immer wieder in Fachzeitschriften (Das Münster, Textilkunst International, Zeitschrift für Sepulkralkultur, u.v. a.). Mit meiner wissenschaftlichen Dokumentation von Jerusalems-Kunstwerken konnten bereits Ausstellungen und Museumskataloge unterstützt sowie Gemeinden bei der Anschaffung von geeigneten Kunstwerken beraten werden. Regelmäßig gebe ich auch Bildvorträge zu diesem Thema. Grundlage der Publikationen und der Bildvorträge sind meine fotografische Sammlung von inzwischen 6.000 Aufnahmen von Glasfenstern, Fresken, Mosaiken und anderen Kunstwerken.