Franz Pauli (1927-1970): Lichtband aus St. Barbara in Katzwinkel (1960) und Kopie aus St. Michael in Lantenbach (1962)
Der Kölner Glaskünstler Franz Pauli (1927-1970) hatte eine besondere Vorliebe für Lichtbänder, die alle in den 1960er Jahren entstanden sind. Der Reigen eröffnete mit den beiden hier besprochenen Arbeiten in St. Barbara in Katzwinkel (1960) und St. Michael in Lantenbach, dann folgte die Jugendkirche Tabgha in Oberhausen-Buschhausen (1963), St. Petrus und Paulus in Köln (1964) und St. Stephanus in Münster (1965). Alle Lichtband-Kirchen Paulis befinden sich ausnahmslos in Nordrhein-Westfalen. Stets ist dort auch das Himmlische Jerusalem zu finden, was auch irgendwie der passende Gegenstand für eine solche Fenstergestaltung, gewissermaßen in lichter Höhe und selbst dem Himmel nahe, zu sein scheint.
Die römisch-katholische Kirche St. Barbara in Katzwinkel (Siegerland) feiert das Glasband: Ein breites Band zieht sich über dem Altar über die gesamte Frontseite. Direkt über dem Altar befindet sich die zentrale figürliche Gestaltung. In einem rechteckigen, goldgelben Rahmen erscheint das Himmlische Jerusalem, an seinen Seiten jeweils von zwei Engeln assistiert. Die Stadt besteht aus einem zentralen Kuppelbau, unter dem drei Rundbogentore mit einem kleinen goldenen Eingang vereint sind. An die Kuppel schließen sich an den beiden Seiten jeweils fünf Bauten an, vermutlich Wohnhäuser der Stadt, deren Dach abwechselnd mit einem runden Knauf hervorgehoben ist. Fenster und Türen verdeutlichen, dass es sich tatsächlich um Häuser handelt, im Gegensatz zu den Toren im Mittelbereich unter der Kuppel. Über den Häusern erscheint an zwei Stellen etwas vom blauen Himmel als einziger Farbpunkt neben der goldgelben Tönung.
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St. Michael in Lantenbach (Gummersbach, Sauerland) bietet eine Abänderung bzw. Weiterentwicklung dieser Konzeption. Auch hier zieht sich ein gewaltiges Band von über einem Meter Breite als Oberlicht um den gesamten Bau, jedoch nur der Bereich über dem Altar wurde als Buntglasfenster figürlich und ornamental ausgeschmückt. Im hinteren Bereich der Kirche fehlte das Geld, die ursprüngliche Konzeption hier zu vollenden.
Obwohl St. Michael in Lantenbach in Zusammenarbeit mit einem bekannten Architekten, Hans Schilling, entstanden ist, so ist seine künstlerische Ausgestaltung – im Gegensatz zu den anderen genannten Bauwerken – kaum bekannt (gleiches gilt übrigens auch für St. Barbara in Katzwinkel). Steht man in St. Michael vor dem Altar und blickt in die Höhe, dominiert zunächst ein wuchtiges Steinkreuz. Über diesem erscheint in über fünfzehn Meter Höhe eine figürliche Glasmalerei, die man ohne Vorkenntnisse kaum deuten kann, zumal das Lichtband in diesem Bereich nochmals um die Hälfte zurückgenommen ist als an den Seiten (an denen Heilige und Engel dargestellt sind, die, wie in Katzwinkel, in Richtung Jerusalem streben). Es handelt sich um eine goldgelbe Stadt mit weißen sowie auch gelben Toren und einer zentralen Kuppel in der Mitte. An vier Stellen gliedern Türme die lange Stadtmauer, ohne aber die Mauer zu überragen. Über der Mauer wehen schwarze Wetterfahnen, irritierender Weise in gegensätzliche Richtungen.
Das Beschriebene ist jedoch nur ein Teil des Neuen Jerusalem. Verlässt man das Kirchenschiff und betritt die Empore auf der dem Altar gegenüber gesetzten Seite, erscheinen riesige blaue Gebilde. Auf diesen schwebt die Stadt. Es können Wolken sein, ebenso gut blaue Edelsteine oder der Lebensfluss. Es sind vierzehn solcher Gebilde, durch weiße Glasscheiben unterbrochen.
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