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Gerichtsbild aus Diepholz (um 1650)

Das 235 x 220 Zentimeter große Bild zeigt das Jüngste Gericht: In der Mitte thront Christus, rechts werden die Verdammten gefoltert, links die Geretteten in das Himmlische Jerusalem geführt. Das kostbare Bildnis ist ein Meisterwerk der norddeutschen Renaissancekunst. Das belegt auch die hohe Qualität der Himmelspforte, die als Renaissancetor gestaltet ist, mit Figurenschmuck und aufgesetzten Engeln. Eine der Figuren wird von den Buchstaben „GTG“ getragen, die bis heute nicht entschlüsselt werden konnten. Rätselhaft ist auch der rote Mittelpunkt in der Türfüllung. Von weitem ähnelt es einem Feuer, aus der Nähe vermutet man eher einen schmalen Kirchturm, vielleicht aus Backsteinen? Vor der Pforte steht links ein Engel mit einem Schwert, rechts nackte Menschen mit extrem langen, schmalen Körpergliedern, was damals als besonders schön und wohlproportioniert galt.

Das Ölgemälde auf Eichenholzgrund ist um 1580 entstanden. Es war eine Auftragsarbeit des Grafen Friedrich II., und ausgeführt wurde es von einem lokalen Künstler, der mit den Örtlichkeiten gut vertraut gewesen war. Lange Zeit befand es sich in der Friedhofskapelle der Stadt Diepholz. Nach 1945 gelangte es in das (alte) Rathaus, wo es zunächst auf dem Hausboden lagerte. Von 1963 bis 1977 wurde das Bild im Museum in Nienburg als Leihgabe der Stadt Diepholz gezeigt, nachdem es 1963 von dem Restaurator Waldemar Jacob in Lage (Lippe) konserviert worden war. Von 1977 bis 2003 hing es in der Nicolaikirche und wurde anschließend im Kreisarchiv aufbewahrt. Seit Januar 2006 hat es nun seinen Platz wieder im (neuen) Rathaus der Stadt Diepholz gefunden. In der Renaissance war es übrigens Tradition, im Gerichtssaal des Rathauses, wo Recht gesprochen wurde, ein Gemälde mit dem Himmlischen Jerusalem aufzuhängen, neben Diepholz gibt es auch Beispiele aus Lüneburg, Basel oder Kalkar.

Emil Guttzeit: Geschichte der Stadt Diepholz, 1, Diepholz 1982.

 

tags: Rathaus, Niedersachsen, Renaissance, Gerichtsbild
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