Brøns (dt. Bröns) bei Ripen ist ein kleiner Ort im dänischen Syddanmark mit der größten romanischen Kirche Dänemarks. Die außen schlicht weiße Pfarrkirche St. Wittehad aus der Romanik ist innen mit farbigen Wandmalereien der Reformationszeit überzogen. Es sind protestantische, antikatholische Themen aus der Anfangszeit der Reformation. Sie stammen aus der Zeit um 1530, als der katholische Karl V. in Bologna zum deutschen Kaiser gekrönt wurde und sich die religiösen Gegensätze zuspitzen. In Dänemark hingegen kam König Christian III. (1503-1559) auf den Thron, der sehr von Luther und seiner reformatorischen Sache angetan war.
Die Malereien wurden im Jahr 1900 entdeckt und 1907 von dem Maler August Wilckens (1870-1939) aus Haderslev restauriert (so sagt es die später hinzugefügte Tafel außen rechts). Schon damals kam es zu Kontroversen um diese Restaurierung, so dass 1931 Egmont Lind die Bilder nachbearbeitete. Jedenfalls soll der rautengemusterte Fußboden eine Zutat von Wilckens gewesen sein, die aber beibehalten wurde, und auch die Personen rechts oben – darunter ein schwertschwingender Landsknecht – dürften spätere Rekonstruktionen oder freie Erfindungen sein. Andere kleinere Details lassen sich auch bei Hans Sebald Beham (1500-1550) finden, ohne dass es sich aber bei dem Werk um eine Kopie handelt.
Eines der Wandbilder, „Himmelborgen“ genannt, zeigt das Himmlische Jerusalem als Himmelsburg. Mönche, Priester, Landsknechte und an der Spitze der Papst (Tiara) und ein Kardinal zu Pferd versuchen, sich gewaltsam Zutritt in das Himmlische Jerusalem zu verschaffen. An den Mauern werden Leitern angebracht, und über der Stadt wird drohend das Schwert geschwungen. Allein Christus verweigert den Zutritt und wehrt die Katholiken ab. Das Ganze ist also eine Glaubensburg, wie die des Heinrich Vogtherr oder von Artus Désiré mit konfessioneller Umkehr: Hier sind nicht die Katholiken, sondern die Protestanten die Guten.
Neben Christus befinden sich zwei Tafeln mit lateinischen Aufschriften, darunter Matthäusevangelium Kap. 11, Vers 28-29: „Kommt alle zu mir, die ihr von Not gepeinigt, die ihr von schwerer Schuld beladen, kommt alle zu mir, denn ich werde euch erquicken. Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen“, und, gegen den Papst gerichtet, Lukasevangelium Kap. 13, Vers 27 „Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid; weicht alle von mir, ihr Übeltäter“ sowie „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließt vor den Menschen! Ihr kommt nicht hinein, und die hinein wollen, lasst ihr nicht hineingehen“ (Matthäusevangelium Kap. 23, Vers 13). Über der Stadt steht geschrieben „Bonus pastor animam suam dat pro ovibus suis“, also „Ein guter Hirte lässt für seine Schafe sein Leben“ (Johannesevangelium Kap. 10, Vers 12) und spielt auf Christus als Märtyrer an.
Die Stadt ist eine Mischung aus Ecclesia-Darstellungen und architektonischen Versatzstücken der Himmlischen-Jerusalems-Architektur. Oben erscheint ein Kirchendach, dessen Turm schon von den Katholiken zerstört worden scheint. Darunter sind mehrere Türme und Tore zu sehen, die einen recht schematischen Eindruck machen und die den heutigen Betrachter eher an Bauklötzchen erinnern. Eigenartig ist auch das Türkis, mit dem sowohl der Papstmantel als auch der Nimbus von Christus bemalt wurde. Was davon Original und was Zutat der späteren Renovierungen ist, muss die zukünftige Forschung klären.
Carsten Petersen: Kirkerne i Tørninglen provsti, Årbøger 1939.
Hejselbjerg Paulsen: Den nordslesvigske kirke: Landsdelens kirkeliv og Sognekirker. Skrevet af sønderjydske Praester, Haderslev 1945.
Brøns kirke. Hviding Herred, in: Erik Moltke, Elena Møller, Vibeke Michelsen: Sønderjylland. Tønder Amt, København 1957, S. 1217-1245 (Danmarks kirker, 21).
Morgens Bencard: Tvivlens tid, in: Skalk, 1, 1980, S. 19-28.
Brian Dudley Barrett: August Wilckens. Ein Künstler aus dem Grenzland, Fanö 1994.
Danish murals. A world to be discovered, published by the Ministry of Ecclesiastical Affairs, København (2000).
Beitragsbild: Wolfgang Sauber, Brøns kirke – Wandmalerei – Jesus weist Papst zurück, CC BY-SA 3.0