Alois Plum (geb. 1935): Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit in Fraulautern (1980)
Die römisch-katholische Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit zu Saarlouis-Fraulautern (Saarland) ist für ihre qualitätsvollen Farbfenster bekannt, sie sind der hauptsächliche Schmuck des Kirchengebäudes. Sein heutiges Bild erhielt das Kircheninnere in den Jahren 1979/1980. Der nüchterne Zweckbau der Nachkriegszeit erfuhr damals unter Pastor Willi Rodermann nach den Plänen des Architekten Karl-Peter Böhr aus Trier eine tiefgreifende Umgestaltung zu einem sakralen Raum, der zum Verweilen und Meditieren geradezu einlädt. Fraglos das Besondere und Bestimmende für den erhebenden und befreienden Eindruck, den man beim Betreten der Kirche erlebt, sind die Kirchenfenster, die sämtlich nach den Entwürfen des Mainzer Künstlers Alois Johannes Plum (geb. 1935) erarbeitet wurden und von den Werkstätten für Glasgestaltungen W. Derix in Rottweil hergestellt wurden. Eines zeigt das Neue Jerusalem als Ansammlung zahlreicher Wohnbauten, Türme und Tore in Gelb- und Brauntönen. Diese thronen auf einem mächtigen Fels oder Kristall, der sich weit nach unten zieht.
Dieser Fels oder Kristall zieht sich durch die Orgelempore weiter nach unten, wo man bei Betreten der Kirche lediglich seine Basis sehen kann. Die Stadt ist daher vom Kirchenschiff im oberen Bereich kaum sichtbar und extrem schwer zu fotografieren. Die unglückliche Zweiteilung durch die Empore wirft Fragen auf, zumal diese Empore nicht nachträglich eingebaut wurde. Die Situation ist ganz ähnlich wie in St. Bartholomäus in Wahlscheid Jahre zuvor.
Eigentlich ist die linke vordere Seite einer Kirche traditionell der Ort, an dem das Himmlische Jerusalem dargestellt wird. Plum hat an dieser Stelle die Heilige Dreifaltigkeit dargestellt. Gegenüber dem Jerusalemsfenster hat Plum eine Darstellung des ersten Bundes Gottes mit den Menschen auf dem Berg Sinai eingefügt. Passend dazu sollte an der gegenüber liegenden Seite der zweite Bund mit dem Zionsberg gezeigt werden. Möglicherweise waren aber beide Fenster für den vorderen Schiffbereich gedacht, dann wäre die Bildfolge eine Erzählung vom ersten Bund (rechts) im Uhrzeigersinn über Darstellungen wie Maria als apokalyptische Frau, die Brotvermehrung, Himmelfahrt bis hin zum Symbol des zweite Bundes: die heilige Stadt.
Gewidmet ist das Fenster übrigens keinem Heiligen, sondern dem Mediziner Hans Linnig (geb. 1910). Dieser stammt gebürtig aus dem Saarland und war lange als Arzt in Bad Cannstatt tätig.
Heinz Bernard, Guido Fontaine: Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit Saarlouis-Fraulautern. Saarlouis-Fraulautern 1992.
Paul-Georg Custodis: Der Mainzer Künstler Alois Plum, in: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 61, 2, 2008, S. 111-114.
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