Der Ausschnitt stammt aus dem unteren Abschnitt einer Ikone mit dem Titel „Freude der Schöpfung“ von Alexei Ivanov Kvashnin aus dem Jahre 1707. Mit „Freude der Schöpfung“ sind natürlich nicht irdische Freuden wie Tanzen oder gutes Essen gemeint, sondern die Aufnahme Mariens in den Himmel. Unter diesem Titel gibt es zahlreiche Ikonen, auf denen das Neue Jerusalem nur in Ausnahme ins Bild gesetzt wurde (vgl. ältere Beispiele aus Mazedonien), obwohl es bei einer Himmelsfahrt nahe liegt. Das insgesamt 151 x 109 Zentimeter große Gemälde auf Temperabasis gehörte einst zur Rüstkammer des Moskauer Kremls und ist heute Teil der Ikonensammlung der Tretjakow-Galerie, Moskau (Inventarnummer 14496).
Auf dem Bild ist das Himmlische Jerusalem ganz unten dargestellt, während darüber die himmlischen Sphären gesetzt sind. Die Stadt ist eigentlich eher ein zeitgenössischer russischer Schlossbau und ist aus drei Tortürmen zusammengesetzt. Zumindest sind drei Tortürme zu sehen; von denen die beiden äußeren identisch sind. Vorstellbar ist, dass es sich um eine quadratische Anlage handelt, die an den weiteren Seiten auch jeweils drei solche Torbauten besitzt. Die Malweise ist überaus erzählfreudig, man erkennt Türmchen, Fenster, Schmuckelemente und vor allem drei goldene Türen, die geschlossen scheinen. Dabei ist die mittlere Tür etwas größer als die beiden seitlichen. Bekrönt sind die Bauten nicht mit orthodoxen Kreuzen, sondern mit drei lateinischen Kreuzen.
П. И. Тихомиров: Историческое описание Новгородского Знаменского собора. Новгород 1889.
Лики русской иконы. Древнерусская живопись XVI-XVIII веков из собрания Центрального музея древнерусской культуры и искусства имени Андрея Рублева. Каталог выставки, М., 1995.
Natal’ja I. Komaško: Kostromskaja ikona XIII-XIX vekov, Moskva 2004.
Alexei Kvashnin: The mother of God ‚Joy of all who sorrow‘, in: The icon collection of the Tretyakov Gallery, Moscow 2006, S. 416-417.
Claus Bernet: Pretiosen des Ostens: Ikonen, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 36).