Blockbuch „Der Antichrist und die fünfzehn Zeichen“ (um 1460)

Die Blockbücher (auch seltener Holzschnittbücher) ist ein durch Holzstöcke gedrucktes Buch. Das Druckverfahren läutete bereits die die Reformation und die Frühe Neuzeit ein, die formale Gestaltung vieler Bildkonzeptionen war noch dem Mittelalter verhaftet. Das gilt für die Darstellungen des Himmlischen Jerusalem, die in diesen Büchern im Kontext eines Weltgerichts erscheinen konnten. Von Bockbüchern wurden gewöhnlich mehrere Exemplare gedruckt, so dass sich auch mehrere Ausgaben erhalten haben – das gilt neben den Apokalypse-Ausgaben und dem Heidelberger Bildekatechismus auch für das Werk „Der Antichrist und die fünfzehn Zeichen“. Das Werk kombiniert Holzschnitte mit handschriftlichem Text und ist eine seltene Kombination aus xylographischer (Holzschnitt) und typographischer Drucktechnik

Eine dieser Inkunabeln erschien vermutlich in Nürnberg, um 1450 (nicht nach 1467), wovon sich ein Exemplar in der Otto-Schäfer-Bibliothek in Schweinfurt erhalten hat. Das Detail zeigt Christus in der Mandorla, ganz ähnlich wie zuvor etwa MS Cod. 485 (um 1425) oder MS B.19 (1420-1440). Während das Drachenmaul klar um die Zeit von 1460/70 auf zahlreiche Miniaturen nachgewiesen werden kann, ist es mit dem Himmlischen Jerusalem schwieriger. Mit Flachdach in Art eines Puelblo, das man damals noch gar nicht kannte, ist es kaum einmal dargestellt worden. Die Bedachung war nicht nur diesem Miniaturisten besonders wichtig, jeder einzelnen Schindel wurde Aufmerksamkeit geschenkt, als würde es sich um etwas Bedeutsames handeln – eigentlich überflüssig, wenn man bedenkt, dass es im Neuen Jerusalem vermutlich kaum einmal regnet. Die Figuren vor dieser Hütte sind traditionell gehalten: Zunächst steht Petrus hier vor der Pforte, ausnahmsweise einmal nicht in rotem, sondern blauem Gewand. Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass er keineswegs größer als die Ständevertreter ist, die er willkommen heißt. Konkret sind dies ein Kardinal, Bischof, Mönch und ein König, allesamt mit freudig-erwartungsvoller Mimik. Etwas abseits dieser Gruppe ist ein Bauer, der furchtsam in Richtung Hölle schaut, da er der Errettung offensichtlich nicht sicher ist – eine Diskriminierung des Nährstandes ist typisch für solche Werke, die für die Geistlichkeit geschaffen wurden und kaum in den Bauern eine potentielle Kundschaft sahen. Vielleicht lag es auch daran, dass in dem Band der Antichrist als zentrale Figur auftritt und ihm daher mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.

Heinrich Th. Musper (Hrsg.): Der Antichrist und die fünfzehn Zeichen, München 1970.
Karin Boveland, Christoph Peter Burger, Ruth Steffen: Der Antichrist und die fünfzehn Zeichen vor dem Jüngsten Gericht, Hamburg 1979.
Sabine Mertens (Bearb.): Blockbücher des Mittelalters. Bilderfolgen als Lektüre, Mainz 1991.

 

tags: Apokalypseausgabe, Blockbuch, Armenbibel, Spätmittelalter, Pueblohaus
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