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MS B.19 (Vit. 25-7): Österreichischer Heilsspiegel mit Weltgerichtsdarstellung (1420-1440)

Die Spanische Nationalbibliothek in Madrid verwahrt unter der Signatur MS B.19 (Vit. 25-7) eine spätmittelalterliche Pretiose. Diese ist zwischen 1420 und 1440 am Hof der Habsburger in Wien entstanden und kam dann über die spanische Linie nach Madrid. Es handelt sich um einen sogenannten „Speculum Humanae Salvationis“, einen „Spiegel der Rettung der Menschen“, kurz „Heilsspiegel“. Diese Heilsspiegel waren vor allem im 14. und im 15. Jahrhundert beliebte Andachts- und Erbauungsbücher mit verschiedensten, meist biblischen Geschichten und Geschichtchen. Die Ausgaben waren vor allem unter Laien beliebt, die Nachfrage hoch.
Fol. 36v zeigt das bekannte Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Matthäusevangelium Kapitel 25, Vers 14-30, Lukasevangelium Kapitel 19, Vers 12-27) und zwar die Szene nach dem Urteilsspruch. So kann man rechts einer Folterszene bei einem Verurteilten beiwohnen, was hier auch die Hölle oder zumindest Höllenqualen symbolisiert. In der Mitte befindet sich Christus als Weltenrichter in einer Mandorla; links davon fliehen Gerettete in eine rotblaue Himmelspforte mit spätgotischen Stilanklängen. Die Pforte ist niedrig, die wenigen Menschen müssen sich drängen, um hineinzugelangen. Zusätzlich wacht ein übergroßer Engel im gerundeten Türrahmen, der gerade entscheiden muss, ob einem Papst, einem König und einer dritten Person, die keinem Stand zugewiesen werden kann, Einlass gewährt werden darf.

Horst Appuhn: Heilsspiegel. Die Bilder des mittelalterlichen Erbauungsbuches Speculum humanae salvationis, Dortmund 1981.
Adrian Wilson, Joyce Lancaster Wilson: A medieval mirror. Speculum humanae salvationis 1324-1500, Berkeley 1984.
Claus Bernet: Die Frühe Neuzeit: Eine Hoch-Zeit der Jerusalemskultur, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 5,2).

 

tags: Weltgericht, Heilsspiegel, Spätmittelalter, Spanische Nationalbibliothek, Erbauungsbuch, Spätgotik, Wien, Österreich
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