Sowohl der evangelische wie auch der katholische Kirchentag veranstaltet Kunstwettbewerbe und Ausstellungen mit dem Ziel, die Sakralkunst bekannter zu machen. Oftmals ist dies auch eine Gelegenheit für noch junge Talente, sich mit ihren Arbeiten vorzustellen. Für eine Ausstellung zum 88. Katholikentag in München schuf der Künstler Uli Lorenz, der aus München kommt, einen Zyklus zur Apokalypse. Beruflich ist er als Sozialpädagoge und Coach tätig, u.a. am Bildungsreferent am Caritas-Institut. Seite 1975 betätigte er sich auch künstlerisch, fertigte beispielsweise Linoldruck- Karten, gestaltete Plakate, Grafiken, Skulpturen aus Schwemmholz und ephemere Zeit-Installationen.
Eine seiner Hauptwerke ist ein Zyklus von insgesamt sechzehn Ölbildern. Die Kunstwerke haben die Maße von jeweils 70 x 50 Zentimetern; stilistisch sind es bewusst einfach gehaltene Zeichnungen, die in ihrer gekonnten Ungelenkigkeit und Reduktion (Punkt für Augen, Kreis für Kopf, Strich für den Hals usw.) an Kinderzeichnungen angelehnt sind. Über den Zyklus schrieb Lorenz: „In Rosenheim bin ich erzkatholisch aufgewachsen. Todsünde und Hölle, mit langjährigen Alpträumen, waren neben einem mega-abenteuerlichen Handwerkerviertel ein Teil meiner Kindheits-Realität, was sich später in vielen religiösen Bildern und dem Apokalypse-Zyklus widerspiegelte. Heute habe ich das alles gut verarbeitet und verstehe mich sehr gut mit Gott – ich fühle mich frei, und doch mit der Schöpfung tief verbunden“. Viele Jahre später hat Uli Lorenz übrigens das Thema in einem erweiterten Kontext nochmals aufgenommen, im Rahmen der von ihm entwickelten Paradiespädagogik.
Das letzte Gemälde des Zyklus‘ hat nichts mit Todsünde und Hölle zu tun, sondern ist vielmehr dem Gegenteil vorbehalten, dem Himmlischen Jerusalem. Vor einem leuchtenden hellen Gelbton hebt sich die Stadtmauer in Orange ab. In jedem der zwölf Rundbogentore steht eine rote Figur. Weitere Figuren befinden sich am unteren Bildrand: Es scheinen fünf Könige zu sein, die von der Stadt ausgeschlossen sind, oder Märtyrer, die noch hineingelangen. Durch ihre weiten grünblauen Umhänge (wo man in dem rechten Umhang die Signatur und Datierung findet) stellte der Künstler ein Gegengewicht zu dem grünen Wellenband oben her. Dort schwebt das weiße Gotteslamm, direkt unter ihm und damit außerhalb der Stadt zieht sich der Lebensfluss mit dem Lebensbaum entlang. Dass sich in der Stadt Menschen befinden, ist schwer zu erkennen, da sie sich kaum vom Untergrund abzeichnen. Es sind, ähnlich wie auf Ikonendarstellungen, zwölf Figuren, die in drei Viererreihen den gesamten Innenbereich füllen. Ihre Zahl entspricht der der Jünger bzw. Apostel.
Erzbischöflichen Jugendamt München in Zusammenarbeit mit Anneliese Mayer und Uli Lorenz: Damit mein Glaube lebt. Religiöse Elemente in der Jugendarbeit, München 1984.
Uli Lorenz, Michael Schlosser: Spiele der Weisheit. 78 Tarotkarten für Selbsterfahrung und biblische Meditation, München 1995.
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