Weltgericht aus Rinkenberg (um 1480)

1475 brannten osmanische Söldner die römisch-katholische Kirche von Rinkenberg (Kärnten) nieder. Der anschließende Wiederaufbau wurde hauptsächlich von Slowenen geleistet, die den spätgotischen Neubau dem Heiligen Florian weihten. Nach Fertigstellung des äußeren Baus wurde das Innere in mehreren Etappen ausgemalt. Eine der ersten Ausmalungen war eine Darstellung des Weltgerichts, was sicherlich in Folge der Erfahrungen von Krieg und Zerstörung als Hauptmotiv gewählt wurde. Ausführende waren vermutlich slowenische Maler, ausgeschlossen werden kann eine Beteiligung des Meister von Einersdorf.

Um 1480 wurde dieses Fresko links vom Altar in einer Bogennische angebracht. Auf ihm zeigt sich die spätgotische Tendenz, ein Fresko in mehrere Rechtecke oder Kästen aufzuteilen – eine ähnliche Darstellungsweise wurde kurz zuvor in der Kirche von Wald am Schoberpaß gewählt. In Rinkenberg steht die obere mit der unteren Darstellung in Beziehung. Ganz oben findet sich zunächst Christus in einer etwas breiten Mandorla, der seine Hand zum Siegeszeichen hebt. Darunter steigen in der Mitte gerade einige Auferstandene aus den Gräbern. Links schreitet eine kleine Schar in eine Himmelspforte, allen voran der Papst, dann ein Bischof, und anschließend vermutlich Adelige, worauf die kunstvolle Bekleidung hinweist. Rechts werden Nackte von einem Höllendrachen verschlungen – dessen Maul war zu dieser Zeit das traditionelle Gegenbild zur Pforte, vgl. das Gebetbuch um 1465, das Pembroke-Stundenbuch um 1465 oder den Codex 1117 um 1480.
Unter diesem Feld mit dem Weltgericht wurde eine ganz ähnliche Zweiteilung in Gut und Böse angebracht – doch hier finden die Ereignisse auf der irdischen Welt statt. Links markiert wieder ein Gebäude eine Stadt: Eine Kirche steht für das palästinensische Jerusalem. In der Mitte, wie oben, ist Christus, der hier das Kreuz trägt. Rechts hingegen werden zwei Märtyrer hingerichtet, ebenfalls fast nackt, wie in der Szene darüber. Ein aufmerksamer Beobachter wird noch mehr Ähnlichkeiten feststellen, die Botschaft sollte klar sein: Die irdische ist ein Spiegelbild der himmlischen Welt.
Wann die Fresken übermalt wurden, wissen wir nicht. Bekannt ist allein das Jahr der Freilegung, 1978, mit einer Kolorierung, die für die 1970er Jahre charakteristisch ist.

Breda Vilhar und Milan Piko: Cerkvena likovna dediščina v dekaniji Pliberk. Slovenski narodopisni inštitut, Klagenfurt 2006.
Wilhelm Deuer: Jauntaler Kulturwanderungen. Ein kunstgeschichtlicher Begleiter durch den Bezirk Völkermarkt, Klagenfurt 2001.

 

tags: Kärnten, Spätmittelalter, Fresko, Weltgericht
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