Sándor Nagy (1869-1950): Wandfresken aus St. Elisabeth in Budapest (1941)

Pesterzsébet ist der XX. Bezirk der ungarischen Hauptstadt Budapest, hier befindet sich die römisch-katholische Kirche der Heiligen Elisabeth, 1908 bis 1910 im neogotischen Stil errichtet. Für die Innenausmalung war zunächst kein Geld vorhanden. Die ersten Konzepte und Ideen aus der Mitte der 1930er Jahre gehen auf den Propst, Kunstschriftsteller und Kunstsammler Géza Décsei zurück, umgesetzt wurden die Malereien dann von dem Maler Sándor Nagy (1869-1950), einem Vertreter der Gödöllő-Schule. Es ist das Spätwerk von Nagy, fertiggestellt, als sich der Meister im 83. Lebensjahr befand. Hier entstand noch einmal ein Meisterwerk des Jugendstils zu einer Zeit, als dieser Stil bereits außer Mode war. Gleiches gilt auch für Nagy, der sich nur durch Aufträge seines Gönners Décsei durch die Wirtschaftskrisen vor dem Zweiten Weltkrieg bringen konnte und dankbar war, hier künstlerisch wirken zu können. Wie viele Jugendstilkünstler wollte auch Nagy das gesamte Leben reformieren, es gibt von ihm auch Möbel, Buchillustrationen, Teppiche, Glasmalereien. Für die Kirche in der Hauptstadt Ungarns bot sich ihm noch einmal die Möglichkeit, ein sakrales Gesamtkunstwerk zu schaffen.
Die Arbeiten wurden 1936 begonnen, zur Darstellung kamen die Verkündigung und Geburt Jesu, der Zwölfjährige im Tempel, die Erweckung des Lazarus, die Hochzeit zu Kana, das Gleichnis vom verlorenen Sohn, die Kreuzigung und schließlich die Kreuzabnahme und Grablegung. Im Mai 1941 konnte das umfangreiche Programm abgeschlossen werden, am 27. Juni 1941 trat Ungarn in den Krieg ein – wie durch ein Wunder kam es in dieser Kirche zu keinen Kriegsschäden.
Die hellen Malereien erscheinen wie Aquarelle, sind aber in Freskotechnik ausgeführt, die Nagy mit nur einem Gehilfen ausführte. Sie malten die Wandbilder mit Eitempera auf frischen, nassen Gips und überzogen sie anschließend mit einer speziellen Schutzschicht. Die Pläne und Studien entstanden im Winter im Atelier. Nach den Studien wurden die Zeichnungen auf Karton gezeichnet und die Umrisse ausgestanzt, welche dann im Frühjahr und Sommer vor Ort mit Kohle auf die Wand übertragen wurden. Anfangs bis zu seiner Erkrankung arbeitete der Altmeister täglich bis zu 9 Stunden auf dem Gerüst. 1995 wurden seine Malereien umfassend restauriert, die Kirche unter Denkmalschutz gestellt.
Für den Triumphbogen wurde zur Seite zur Gemeinde das Himmlische Jerusalem angebracht, ähnlich wie in der Christuskirche Fürstenberg, der Abtei St. Hildegard in Eibingen, der Stabkirche in Hahnenklee oder St. Anton in Regensburg. Der Budapester Triumphbogen zeigt im Scheitelpunkt das Lamm Gottes, eingefasst in eine mächtige Wand, in welche vier unterschiedlich gestaltete Tore gesetzt sind. Trotz der Höhe von gut 20 Metern ist man in der Lage, über den Mauern in die Stadt zu blicken: Häuser, Kirchen und immer wieder Begrünung fügt sich aneinander. Der liebliche, idyllische Charakter dieser Stadt setzt sich an beiden Seiten des Bogens nach unten fort, auch hier ist Jerusalem. In horizontalen Bildbändern findet man dort das Leben: Zahlreiche Engel und erlöste Menschen sind versammelt und lassen es sich gut gehen.

Katalin Gellér: Nagy Sándor, 1869-1950. Emlékkiállítása, Veszprém Bakonyi Múzeum, 1980. július 11 – szeptember 14, Veszprém 1980.
Katalin Gellér: Die Künstlerkolonie in Gödöllő (1901-1920), Gödöllői 2001.
Katalin Gellér: Nagy Sándor pesterzsébeti freskói, um 2014.

 

Beitragsbild: Elismondom

tags: Ungarn, Jugendstil, Triumphbogen
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