Es gab im 17. Jahrhundert eine kleine, aber feine Traditionslinie, bei der die Symbole der Maria Immaculata nicht in kreisförmige Tondi (was es schon gab) gesetzt wurden, sondern in annähernd runde Lichterscheinungen, bei denen sich die Symbole Mariens weißgeblich vom dunkelblauen Hintergrund abheben, als würde die Leinwand durchbrochen und die göttliche Welt hereinscheinen. Seguidor de Angelino Medoro war zu seinen Zeiten vielleicht ein früher Vertreter dieser Technik, vor allem Francisco de Zurbarán wandte sie an. Eine weitere Arbeit soll Juan del Castillo (1584-1640) im Jahr 1630 geschaffen haben. Del Castillo wuchs in seiner Geburtsstadt Sevilla auf, zweifelsohne ein, wenn nicht das Zentrum von Ölmalereien der Maria Immaculata. Er war hier vor allem als Lehrer tätig, zu seinen Schülern gehörten Alonso Cano, Bartolomé Esteban Murillo, Juan de Valdés Leal, die alle auch Maria-Immaculata-Malereien geschaffen haben, einschließlich der Himmelspforte. Von de Castillo kannte die Wissenschaft bis vor kurzem ein einziges Ölbild der Maria Immaculata, aber ohne Himmelspforte, dafür aber mit einem strahlenden Marienspiegel.
Die Malerei, um die es hier geht, taucht ex nihilo im frühen 21. Jahrhundert auf einer Auktion auf, wurde 2018 in Barcelona versteigert, um dann wieder in einer Privatsammlung zu verschwinden. Falls es sich um ein echtes Werk von Juan del Castillo handeln sollte, wäre es eine Sensation, die die überschaubare Anzahl seiner Werke erheblich erweitern würde und deutlich machen könnte, wie stark der Maler (oder seine Zeit) auf das Marienthema fixiert war. Die Ölmalerei der Größe 160 x 143 Zentimeter, in tadellosem Zustand, verweist nicht nur mit einem, sondern gleich mit zwei Symbolen auf das Himmlische Jerusalem.
Rechts oben, inhaltlich passend neben dem Mond und einem Stern, steht die geöffnete Himmelspforte. In ihr ist eine Art Blitz oder Flamme zu sehen, vermutlich göttliches Licht, welches aus dem Hintergrund strahlt.
Eine geschlossene Pforte (porta clausa), ihrem Charakter nach eher der Erde/Welt zugehörig, da die himmlische Schönheit noch verborgen ist, findet sich rechts unten mit verspielten Barockverzierungen, wie sie 1630 durchaus typisch waren.
Lina Malo Lara: Juan del Castillo, pintor en la Sevilla del siglo XVII, Sevilla 2017.
Enrique J. Valdivieso: Nuevas aportaciones al catálogo de la obra de los pintores Juan de Roelas y Juan del Castillo, in: Archivo Español de Arte, 74, 2001, S. 113-125.
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