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Alonso Cano (1601-1667): „La vision de San Juan“ (1636/37) und Kopien

Alonso Cano (1601-1667) gilt als spanischer Meistermaler des Barock. Von ihm existieren fast nur Gemälde im Stile von „La vision de San Juan“, die zur Ausstattung zahlreicher Kirchen und Kloster schnell und kostengünstig zu produzieren waren. Dementsprechend gab es für zeitintensive Details keine Möglichkeiten, die flächigen Gemälde, zudem in der Farbnuancierung reduziert, sollten vor allem aus der Ferne wirken. „La vision de San Juan“ zählt mit nur 83 x 44 Zentimeter zu den kleineren Arbeiten. In diesem ist das Himmlische Jerusalem im oberen Bereich lediglich Beiwerk. Im Zentrum stehen der Autor der Johannesoffenbarung und der Engel, der ihn ermutigt, die Vision zu ertragen. Ähnlich wie in der Arbeit von Francisco de Zurbarán, die Cano gekannt haben muss, wendet sich Johannes vom Himmlischen Jerusalem ab. Wie häufig in Canos Werken ist das eigentliche Hauptthema menschliche Schwäche und göttliche Stärke. Alonso Cano hat dieses Werk von 1636 bis 1637 ausgeführt, zu einer Zeit, als er seine großen Erfolge feierte. Schon 1636 hatte ihn die Johannesthematik in „San Giovanni Evangelista“ beschäftigt (Paris, Louvre), und 1638 folgten noch zwei weitere Werke, die Ölgemälde „San Giovanni Evangelista ha la visione di Dio“ und „San Giovanni Evangelista ha la visione dell’agnello“ (beide in Sarasota/Florida, Ringling Museum of Art). „La vision de San Juan“, heute Teil der Londoner Wallace Collection zu London, ist jedoch mit Abstand das Beste dieser kleinen Serie.

 

Die Fassung Canos wurde über die Jahrhunderte mehrfach kopiert. Hier haben wir eine eine schwarz-weiße Studienzeichnung aus dem Jahr 1828 vor uns. Der junge Pariser Etienne Achille Réveil (1800-1876) hat sie zu Übungszwecken angefertigt (ebenfalls Wallace Collection, London). Wie immer, wenn Farbe wegfällt, nimmt Ausdrucksstärke zu. Réveil hat nicht alleine kopiert; die Form des Werkes hat sich auch geändert. Oben sind die Wolken lediglich angedeutet, wie auch die Landschaft im unteren Hintergrund bis auf einen unbedeutenden Rest links weggefallen ist. Dafür tritt der zentrale Kuppelbau der Stadt stärker hervor, welcher für die Grabeskirche steht. Im Zentrum steht aber auch hier keineswegs Jerusalem, sondern die beiden Figuren, und natürlich das sensationelle Gewand des Engels.

 

Eine weitere freiere Interpretation aus dem Jahre 2009 ist ein Ölgemälde der Größe 72 x 61 cm von Dolores Delgado. Hier spielt nun die Farbe wieder eine zentrale Rolle. Vor allem die Gestalt Jerusalems wurde im Vergleich zum Original geändert. Die Stadt hat eine rosa-blaue Farbtönung ist präsentiert sich von seiner Schauseite, ohne Stadtmauern und ohne zwölf Tore. Betrachtet man die Aufnahme genauer, so kann man sogar rechteckige Fenster erkennen, die einen ähnlichen Blauton besitzen wie der Hintergrund. Delgado setzt auch einen weiteren kreativen Impuls: Anders als bei Cano oder Réveil leuchtet es aus der Stadt heraus, wodurch das Bild schräg in zwei Hälften geteilt ist. Die Strahlen scheinen aus der linken Seite zu kommen, während rechts die Jerusalemsarchitektur eine größere Kuppel besitzt. Die Wolken sind im oberen Bereich gekräuselt, während im unteren Bereich Ruhe vorherrscht, allein unterbrochen durch die beiden Personen mit unterschiedlich gefärbten Gewändern, von denen man fast den Eindruck bekommt, als würden sie miteinander ringen. Johannes ist zu Christus geworden, die Szene erinnert an den Garten Gethsemane, was ja seit Petrus van der Borcht mit dem Himmlischen Jerusalem verbunden sein konnte.

 

tags: Barock, Wallace Collection London, Spanien, Studienzeichnung, Dolores Delgado, Gemälde
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