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Pieter van der Borcht: Kupferstiche (1565)

Dieser hochwertige Kupferstich der Renaissancezeit stammt aus der Künstlerfamilie van der Borcht. Er ist signiert mit „Petrus van der Borcht“, auf 1565 datiert und Teil der Sammlung des Lehrers Phillip Medhurst in Belgrave Hall, Leicester (The Kevin Victor Freestone Bequest).
Unten rechts ist die Ziffer „200“ angegeben. Möglicherweise handelt es sich um die Bildnummer 200 einer umfangreichen Serie oder um die Paginierung einer Buchausgabe, evtl. zum Neuen Testament. Die Zeichnung ist, wie meist bei Arbeiten aus dem Borcht-Umkreis, erzählfreudig, miniaturistisch bis manieriert, was man an den individuell gestalteten Wohnbauten gut sehen kann. Ebenso sind die beiden Figuren unmittelbar vor der Stadtmauer ein Zusatz von der Borcht: Offensichtlich wird die Szene präsentiert, als Jesus von einem Engel eine Stärkung im Garten Gethsemane erhält.

 

Petrus van der Borcht/Pieter van der Borcht ist der Name mehrerer flämischer Künstler, die alle zwischen 1535 und 1608 in Mechelen, Antwerpen und Brüssel als Kupferstecher und Buchillustratoren tätig waren. Eine eindeutige Zuschreibung der einzelnen Arbeiten zu einem bestimmten Familienmitglied ist kaum möglich, eine verlässliche kunsthistorische Forschung zu dem Leben und umfangreichen Schaffen der Werkstatt Borcht existiert nicht.
In der erwähnten Sammlung Medhurst ist noch ein weiterer Kupferstich zum Thema aus dem Jahr 1565 vorhanden. Dieser ist unten links mit „FE. V. BORCHT“ (fecit Van Borcht/gemacht von Van Borcht) signiert. Rechts ist die Ziffer 99 zu finden – möglicherweise handelt es sich auch hier um die Bildnummer 99 einer Serie oder um die Paginierung einer Buchausgabe.
Überschrieben ist die Arbeit mit „arcanorum contemplatio“, also mit „Ich sehe das Geheimnis“, ein Zitat aus der Kirchengeschichte des Callixtus Nicephorius. Es verweist darauf, dass es sich bei der Stadt im Vordergrund um das Himmlische Jerusalem handelt, welches in dieser Fassung allerdings vollständig desakralisiert ist; die Stadt zeigt weder das Lamm Gottes noch die Wächterengel oder die zwölf Stadttore.

Friedrich Wilhelm H. Hollstein: Dutch and Flemish etchings, engravings, and woodcuts, 3, Amsterdam 1950, S. 99-106.
Alastair Hamilton: From familism to pietism. The fortunes of Pieter van der Borcht’s biblical illustrations and Hiël’s commentaries from 1584 to 1717, in: Quaerendo, 11, 4, 1981, S. 271-301.
Ralph Dekoninck: Entre Réforme et Contre-Réforme: les imagines et figurae Bibliorum de Pieter van der Borcht et Hendrik Jansen van Barrefelt, in: Quaerendo, 29, 2, 1999, S. 96-131.

 

Beitragsbild: Phillip Medhurst, Apocalypse 41. A new heaven and new earth. Revelation 21 v 2. Borcht. Phillip Medhurst Collection, CC BY-SA 3.0

tags: Kupferstich, Niederlande, Renaissance, Petrus van der Bocht
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