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Luis Tristán de Escamilla (1585-1624): Ölgemälde „Maria Immaculata“ aus San Julián in Santa Olalla (um 1620)

Die Ölmalerei der Unbefleckten Empfängnis, die einst unter der lateinischen Bezeichnung „Tota Pulchra Est“ bekannt war, ist zweifellos das bedeutendste Staffeleiwerk, das in der Kirche San Julián in Santa Olalla (Zentralspanien) aufbewahrt wird. Es ist ein Werk (167 x 111 Zentimeter) von Luis Tristán de Escamilla (1585-1624), einem spanischen manieristischen Maler aus der Provinz Guadalajara, der dem Goldenen Zeitalter angehörte. Tristan war von 1603 bis 1606 ein offizieller Meisterschüler von El Greco. Der Einfluss von El Greco (der das Neue Jerusalem in seinem Schaffen kein einziges Mal thematisierte) manifestiert sich in bestimmten stilistischen und ikonografischen Aspekten seines Werks, das in der Übergangsphase zwischen Manierismus und Barock angesiedelt ist. Diese Immaculata-Malerei muss in das erste Viertel des 17. Jahrhunderts datiert werden, höchstwahrscheinlich entstanden um das Jahr 1620, nachdem der Künstler zuvor einige Jahre in Italien verbracht hatte. Das erste Dokument, in dem diese Malerei angeführt ist, datiert viel später, nämlich in einer Inventarisierung von 1696. Die Ausführung fällt mit einem Gelübde zusammen, das die Stadt Santa Olalla an die Unbefleckte Empfängnis abgelegt hatte und welches am 2. Februar 1621 in der Kirche San Julián unterzeichnet worden war, unter Anwesenheit des Bischofs von Pamplona. Der ursprüngliche Standort innerhalb der Kirche San Julián war eine Säule vor der Kanzel. An dieser Stelle befand sie sich laut des Inventars im Jahr 1696 und blieb dort bis 1995, als die Gemälde in dieser Kirche neu geordnet wurden. Er hat heute seinen Standort im Unterchor hinter dem Taufbecken.
Das Gemälde ähnelt einem anderen Werk Tristans aus dem Museum der Schönen Künste von Sevilla, das früher entstanden sein soll. Dort wird die Figur Mariens allerdings noch gänzlich ohne die Attribute der Litanei gezeigt. Ein drittes Gemälde derselben Komposition befand sich vor einiger Zeit in einer Sammlung in Katalonien und wurde am 28. Februar 2019 vom Auktionshaus Ansorena in Madrid versteigert.

Diese Marienfigur ist dagegen nicht nur von Wolken, Engeln und Putten umgeben, sondern zu ihren Füßen liegt eine Landschaft, in der zahlreiche Attribute der Litaneien platziert sind. Bislang reihten sich die Attribute in einem Kreis um die stehende Marienfigur, Luis Tristan ist, zusammen mit Marcos de Aguilera, Francisco de Herrera el Viejo und Giuseppe Cesari d’Arpino, der sie konsequent im unteren Bereich in eine Landschaft einfügt. Deutlich zu sehen ist die Himmelspforte an der linken Seite, die noch etwas in den oberen Bereich hineinragt. Aufgrund der Dunkelheit sind nur die Umrisse der Pforte wie die Säulen und der Dreiecksgiebel erkennbar. Eine Rarität: zwei singuläre Lichtstrahlen gehen von dem Inneren der Pforte nach rechts unten – diese Pforte ist also geöffnet. In der klassischen, schlanken Form sollten die Vorbilder klar sein, an denen sich Luis Tristan orientiert haben könnte: Raffaello Schiaminosi und Guglielmo Caccia.
Diese Ölmalerei der Immaculata ist übrigens weit über Santa Olalla hinaus bekannt: Nach seiner eindeutigen Zertifizierung als Werk von Tristán wurde das Gemälde zwischen 1994 und 1997 vom spanischen Institut für Kulturerbe durch die Restauratoren María del Carmen Casas Ramos und Rocío Salas Almela restauriert. 2005 nahm es in Toledo an der vom Erzbistum Toledo organisierten Ausstellung „Die mit der Sonne gekleidete Frau“ teil. Im Jahr 2016 wurde es an das Museo del Greco nach Toledo ausgeliehen.

Alfonso Pérez Sánchez, Benito Navarrete Prieto: Luis Tristán 1585-1624, Madrid 2001.
Soledad Maenza Ibarra: Rebeca Carretero Calvo, Zaragoza 2021.

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tags: Maria Immaculada, Spanien, Pforte
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